[Rezension] Der Bruder von Joakim Zander

Von Buchherz

Nach Startschwierigkeiten ein spannender Thriller über Terrorismus

Über das Buch:

  • Titel: Der Bruder
  • Autor: Joakim Zander
  • Seitenzahl: 464
  • Erscheinungstermin: 24. Juni 2016
  • Preis: Taschenbuch 9,99 €, e-Book 9,99 €
  • ISBN: 978-3-499-26889-2
  • Verlag: rowohlt

Bild-Quelle: rowohlt


Yasmine Ajam und ihr Bruder Fadi haben es bisher im Leben nicht leicht gehabt. Beide sind als Kinder von arabischen Migranten in der rauen und kriminellen Stockholmer Trabantenstadt Bergort aufgewachsen. Während Yasmine vor ihrer Vergangenheit nach New York flieht und dort als Trendscout arbeitet, wird Fadi von Islamisten radikalisiert und nimmt im Nahen Osten am Dschihad teil. Als Yasmin von ihrer Mutter erfährt, dass ihr jüngerer Bruder vermisst wird und angeblich sogar tot sei, kehrt sie nach Jahren zurück nach Bergort. Sie gibt die Hoffnung nicht auf, ihren Bruder lebend zu finde, doch die Vorstadt steht in Flammen und Schlägertrupps machen sie unsicher.

Klara Walldéen lebt ein völlig anderes Leben: Sie forscht gerade für eine Menschenrechtsorganisation über den Einsatz von privaten Sicherheitsfirmen. Ihre Ergebnisse sollen auf einer internationalen Sicherheitskonferenz in Stockholm vorgestellt werden. Aber dann wird Klaras Computer gestohlen und kurz darauf kommt ein Kollege zu Tode. Völlig schockiert steht sie vor der Frage, wer bereit ist für ihre Arbeit zu töten.


Der Bruder des schwedischen Bestseller-Autoren Joakim Zander thematisiert aktuell brisante Themen wie Terrorismus, Dschihad, russische Sicherheitsfirmen und Drohnenangriffe. Damit folgt er zwar einem Trend, aber die wichtigen gesellschaftlichen Themen wirken im Rahmen der Handlung konstruiert, da Zander zu viele Themen hineingequetscht hat. Das Ganze ist verpackt in eine spannende Thriller-Geschichte, die ihre Startschwierigkeiten hat und mich erst ab der Mitte des Buches richtig mitreißen konnte.

Durch wechselnde Perspektiven schafft es Zander in der Geschichte eine gewisse Spannung aufzubauen. Während Leser sich mit Yasmin in der Gegenwart auf die Suche nach Fadi begibt, erfährt man gleichzeitig aus Fadis Sicht, wie er von Islamisten in der Vergangenheit radikalisiert wurde. Dabei schafft es der Autor durch die Verwendung der Ich-Perspektive von Fadi, seine Gefühle und Gedanken dem Leser sehr nahe zu bringen. Aus einer weiteren Perspektive berichtet Klara von dem Geschehen rund um ihre Forschung für die Menschenrechtsorganisation. Klara ist Zanders Reihen-Charakter, da sie bereits in seinem Debütroman Der Schwimmer eine wichtige Rolle spielte.

Über die Charaktere Yasmin und Fadi erfährt der Leser sehr viel. Über ihre Kindheit und Jugend in Bergort, ihre Eltern die zu viel für zu wenig Geld arbeiten mussten und keine Zeit für ihre Kinder hatten, die schnell in kriminelle Kreise abrutschten. Zwar bedienen beide Charaktere einige Klischees, sind aber dennoch authentisch gestaltet. Trotzdem konnte ich mich am meisten mit Klara identifizieren, über die mir jedoch außer einigen mysteriösen Anspielungen allgemein Informationen über ihre Vergangenheit fehlten. Diese finden sich anscheinend eher in Zanders Debütroman, den ich jedoch nicht gelesen habe und daher etwas ahnungslos war.

Allgemein finde ich die Themenwahl des Thrillers sehr gut: Über Terrorismus zu schreiben und damit als Autor ebenfalls eine Meinung zu dem Thema zu äußern und auch die Perspektive des radikalisierten Fadi hervorzuheben, finde ich sehr wichtig. Jedoch probiert Zander in Der Bruder zu viele politische und gesellschaftliche Themen unterzubringen, sodass es sehr gestellt und in eine Form gepresst wirkt. Nichtsdestotrotz konnte mich der Roman nach einer zulangen Einführung ab der Mitte packen und ließ mich nicht mehr los.


Der Bruder von Joakim Zander ist alles in allem ein spannender Thriller mit Startschwierigkeiten, der aktuelle gesellschaftliche und politische Themen, wie Terrorismus und private Sicherheitsfirmen behandelt.  Dabei hat der Autor es etwas zu gut gemeint und zu viele Themen in seine Handlung gequetscht. Die Charaktere sind authentisch gestaltet und die Spannung steigt gegen dem Ende des Romans immer weiter an, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Der Bruder erhält von mir 3 von 5 Herz-Punkten.

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