Denn man kann sagen, was man will: Die Reihe ist keine kurzweilige Kost. Es gibt mehr oder weniger ausschweifende Beschreibungen, sehr viel Gefühlswelten und menschlich Abgründe und es geht um die menschliche Psyche, nicht um Effekthascherei. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie Feth es schafft, dass dieses Prinzip funktioniert, aber trotz einiger langer Passagen wurde das Buch für mich zu keinem Zeitpunkt langweilig. Zugegeben: Der Einstieg fiel mir ein wenig schwieriger, gerade weil es schon eine Weile her ist, dass ich "Der Mädchenmaler" gelesen habe, denn in "Der Bilderwächter" wird diese Geschichte weitererzählt. Die Erinnerungen werden einem aber schnell wieder in den Kopf schießen und ab diesem Zeitpunkt hat sich das Buch für mich tatsächlich so angefühlt, als würde ich nach einem langen und anstrengenden Tag nach Hause kommen und mit Merle und Jette am Küchentisch sitzen, während die Katzen mir um die Beine streichen - das ist wahre Lesemagie!
Der Mordfall und die Ermittlungen sind dieses Mal nicht ganz so spektakulär, aber da das Buch für mich - wie bereits erwähnt - primär kein Thriller ist, stört das nur wenig. Spannung kommt nämlich dennoch mehr als einmal auf und auch die Auflösung macht wieder einiges her, auch wenn ein nervenaufreibender Höhepunkt weitesgehend ausbleibt. Viel faszinierender ist der Einblick in die Psyche, die dem Leser gewährt wird und ihn manches Mal in tiefe, schwarze Löcher blicken lässt, der Boden weit unten verborgen. Gekonnt spielt die Autorin mit ihren Figuren, streut eine falsche Spur
Besonders gut gefallen hat mir auch die winterlich/weihnachtliche Atmosphäre, die dieses heimelige Gefühl nur noch verstärkt hat und mit der Mischung aus Düsternis, Freundschaft, Familie und Wärme wird hier einfach eine unglaublich dichte und bezaubernde Atmosphäre geschaffen. Auch sehr interessant: der künstlerische Aspekt und der Fokus auf die Malerei - die Geschichte wirkt durch die vielen Details noch viel authentischer und so fühlt es sich manchmal so an, als würde es die Figuren alle tatsächlich geben und würden die Gespräche neben oder sogar mit einem selbst führen. Ich für meinen Teil hoffe, dass dies nicht der letzte Teil um diese phantastische Jugendbuchreihe ist, die für mich inzwischen viel mehr als nur eine Thrillerreihe ist und mich einmal mehr in ihren Bann ziehen konnte. Ich hätte gerne noch weitergelesen oder zumindest ein paar Seiten zurückgeblättert, damit es noch nicht zu Ende ist!
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