|Rezension| "Der beste Sommer meines Lebens" von Shannon Greenland

Von Paperdreams @xGoldmarie



 Ich ritt die Welle bis zum Land, wo das Brett aufsetzte und ich herunterfiel.
Das Leben der siebzehnjährigen Elizabeth Margaret (von ihrer Schwester auch Em genannt) ist von den Erwartungen ihrer Eltern bestimmt. Nach der Schule wird sie Jura studieren und Anwältin werden, zumindest ist es das, was sie immer wieder runterrattert, wenn sie gefragt wird, was sie später einmal werden will. Was sie jedoch wirklich will - nämlich Köchin werden - hält sie mühevoll zurück, schließlich würden ihre Eltern das niemals verstehen. Als sie nach ihrem Schulabschluss von ihrer ihr bisher unbekannten Tante Tilly eingeladen wird, den letzten Sommer vor dem Studium in deren Bed & Breakfast auf einer Insel zu verbringen, sagt Elizabeth Margaret natürlich zu. Nach der strengen Planung ihrer Eltern, findet sie sich auf der Insel in völliger Freiheit wieder und lernt sich selbst und das Leben kennen. Doch neben dieser Erkenntnis findet sie noch etwas anderes, etwas, das ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt.
Shannon Greenland schreibt jugendlich frisch und simpel und bleibt dabei leider ein wenig plump. Die Sätze wirken zeitweise sehr aneinandergereiht, die Dialoge hölzern und fahl. Während sie es schafft, die Insel und die Umgebung wunderschön zu beschreiben, leidet der sonst schon konstruiert wirkende Plot unter der etwas eintönigen Schreibweise, was dazu führt, dass man gerne einmal Sätze überliest, die einfach nicht wichtig und besonders platt erscheinen. Es bringt einfach wenig Atmosphäre, wenn man in einem Buch ständig liest, was wer wie getan hat und das in einer solchen Monotonie, dass sich die Geschichte manchmal etwas zieht, obwohl das Buch an sich doch nicht sonderlich dick ist. Hier wäre viel mehr Potenzial vorhanden gewesen - Schade!
Eine Sommerlektüre für Zwischendurch geht immer - so oder so ähnlich lässt sich meine Beziehung zu den lockerleichten und oft auch seichten (nein, der Reim war ungeplant) Geschichten beschreiben, denn mal ehrlich: Geschichten über Sonne, Sommer, Strand und Meer lesen sich meistens so schnell weg, dass sie eher kleine Appetizer sind - es gibt Ausnahmen, aber "Der beste Sommer meines Lebens" ist leider keine. Was heißt leider? Schlecht ist die Geschichte nämlich sicherlich nicht, sonderlich gut allerdings auch nicht. Das Buch bewegt sich in einem guten Mittelmaß, weil es sich leicht weglesen lässt, aber dennoch einfach nicht DAS Sommerbuch schlechthin ist. Dafür ist die Geschichte einfach viel zu aufgesetzt, konstruiert von Anfang bis Ende - man könnte fast sagen, man merkt, dass diese Geschichte geschrieben wurde, auch wenn sie so gesehen sicherlich aus dem Leben gegriffen sein könnte. Dennoch merkt man dem Buch an, dass es jemand erfunden hat, denn es wirkt einfach unnatürlich und geplant, was dem Ganzen schnell die Leichtigkeit und den Spaß nimmt.
Das fängt leider schon bei der Protagonistin Elizabeth Margaret (und ja, sie wird sie zwischenzeitlich wirklich genannt), glücklicherweise auch Em gerufen, an, die sicherlich sympathisch ist und auch ihre Macken hat, aber prinzipiell einfach nicht natürlich wirkte. Ihre 'Entwicklung' geht einfach zu schnell, ihre Gedanken springen viel zu direkt und wenn sie etwas wirklich betrübt, hält das meistens nur eine ganze Seite an, obwohl es im Grunde schwerwiegende Probleme wären. Schlimm war sie nicht, da kenne ich definitiv schlimmere Protagonistinnen, aber Em ist dennoch eine Figur, mit der ich nicht wirklich warm geworden bin, ja, zu der ich einfach keinen Draht hatte. Die Dinge, die sie ausgemacht haben, wirkten erzwungen und gewollt, ebenso ihre Gefühle für Cade, was ein weiteres Kapitel dieses Buches ist, das einfach nicht schön aussehen wollte. Warum? Weil sich für mich einfach nichts zwischen den beiden aufbauen wollte - was womöglich auch daran liegt, dass Cade ein absolut blasser 0-8-15 Charakter ist, den man gut und gerne mit den meisten männlichen Jugendbuchfiguren hätte austauschen können, ohne dass man es bemerkt hätte. Die Autorin hat dann noch den Versuch gestartet, die Beziehung mit einer klitzekleinen Dreiecksgeschichte prickelnder zu machen, was in meinen Augen ein ziemlich sinnloses Unterfangen ist.

Aber es gibt auch Sonnenseiten an dieser Geschichte - im wahrsten Sinne des Wortes -, denn Greenland ist es sehr gut gelungen, die sommerliche Atmosphäre einzufangen und zu beschreiben. Sowieso ist ihr die Beschreibung der Ortschaft gut gelungen und man hat sich direkt irgendwie zu Hause gefühlt in dem Bed & Breakfast von Ems Tante. Alles wirkte warm und heimelig, was ich wirklich schön fand, aber leider reicht eine warme Umgebung nicht immer aus. Dabei wäre doch eigentlich viel Potenzial vorhanden gewesen, denn die Geschichte und die Schicksale der Figuren hätte so einiges an Raum für einen dramatisch-emotionalen Plot geboten, der sich nicht auf nur laschen 240 Seiten abspielt. Man hätte der Geschichte bloß ein wenig Raum und ein bisschen mehr Entwicklung geben müssen - hier gilt tatsächlich der Reifeprozess, der der Geschichte einfach gefehlt hat. Es gab so viele Handlungsstränge und Gedanken, die man weiter hätte ausführen können, aber am Ende wirkte die Geschichte wie eine Ziehharmonika, die man fest zusammengedrückt hat.
Die Familiengeschichte und das Ende haben mich dennoch berührt, so ist es nicht, aber ich denke einfach, dass man da noch mehr hätte rausholen können, ohne das alles so gehetzt wirkt. Versteht mich nicht falsch, die Geschichte ist sicherlich schön für den Sommer und eignet sich perfekt für warme Tage, an denen man einfach nur Abschalten will, aber es gibt bessere Sommerbücher, die auch tatsächlich einiges an (für die Hitze erträgliche) Tiefe zu bieten haben ohne dabei dramatisch oder zu langwiedrig zu werden. Diese Kurve hat "Der beste Sommer meines Lebens" einfach nicht bekommen!
Die beste Sommerlektüre meines Lebens ist dieses Buch leider nicht, auch wenn Greenland einige magische Momente geschaffen hat. Im Gesamtbild wirkt das Buch wie eine Ziehharmonika, die man zu fest zusammengedrückt hat: aufgesetzt, gehetzt und einfach zu gewollt. Potenzial ist definitiv vorhanden, nur genutzt wurde es nur in den seltensten Fällen, was sehr schade ist, da ich gerne viel mehr über die wirklich sympathischen Figuren erfahren hätte. Entwicklung und ein gewisser Reifeprozess - das hätte der Geschichte das gewisse Etwas verpassen können, aber für einige vergnügsame Stunden an heißen Tagen eignet sich das Buch dennoch. Nur zu viel erwarten sollte man nicht.

(c) Tim Carter

Shannon Greenland, auch unter dem Pseudonym S.E. Green bekannt, ist eine amerikanische Jugendbuchautorin, die mit „Der beste Sommer meines Lebens" ihr Veröffentlichungs-Debüt in Deutschland feiert. Wenn sie nicht gerade schreibt, findet man sie am Strand von Florida, wo sie entweder die Sonne genießt oder sich sportlich betätigt, denn sie ist eine Allrounderin: Wandern, Rafting, Schwimmen, Schnorcheln, Segeln, Surfen, Mountainbiking, Kanufahren, Campen, Parasailing - das sind ihre Leidenschaften. Nachdem sie die halbe Welt bereist hat, lebt sie jetzt in Nord-Virginia, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern. Als Kind hat sie tatsächlich Lesen und Schreiben gehasst! Nun ist sie eine preisgekrönte Autorin und verfasst Bücher für Jugendliche und junge Erwachsene. [via bloomoon]
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