Das fängt leider schon bei der Protagonistin Elizabeth Margaret (und ja, sie wird sie zwischenzeitlich wirklich genannt), glücklicherweise auch Em gerufen, an, die sicherlich sympathisch ist und auch ihre Macken hat, aber prinzipiell einfach nicht natürlich wirkte. Ihre 'Entwicklung' geht einfach zu schnell, ihre Gedanken springen viel zu direkt und wenn sie etwas wirklich betrübt, hält das meistens nur eine ganze Seite an, obwohl es im Grunde schwerwiegende Probleme wären. Schlimm war sie nicht, da kenne ich definitiv schlimmere Protagonistinnen, aber Em ist dennoch eine Figur, mit der ich nicht wirklich warm geworden bin, ja, zu der ich einfach keinen Draht hatte. Die Dinge, die sie ausgemacht haben, wirkten erzwungen und gewollt, ebenso ihre Gefühle für Cade, was ein weiteres Kapitel dieses Buches ist, das einfach nicht schön aussehen wollte. Warum? Weil sich für mich einfach nichts zwischen den beiden aufbauen wollte - was womöglich auch daran liegt, dass Cade ein absolut blasser 0-8-15 Charakter ist, den man gut und gerne mit den meisten männlichen Jugendbuchfiguren hätte austauschen können, ohne dass man es bemerkt hätte. Die Autorin hat dann noch den Versuch gestartet, die Beziehung mit einer klitzekleinen Dreiecksgeschichte prickelnder zu machen, was in meinen Augen ein ziemlich sinnloses Unterfangen ist.
Aber es gibt auch Sonnenseiten an dieser Geschichte - im wahrsten Sinne des Wortes -, denn Greenland ist es sehr gut gelungen, die sommerliche Atmosphäre einzufangen und zu beschreiben. Sowieso ist ihr die Beschreibung der Ortschaft gut gelungen und man hat sich direkt irgendwie zu Hause gefühlt in dem Bed & Breakfast von Ems Tante. Alles wirkte warm und heimelig, was ich wirklich schön fand, aber leider reicht eine warme Umgebung nicht immer aus. Dabei wäre doch eigentlich viel Potenzial vorhanden gewesen, denn die Geschichte und die Schicksale der Figuren hätte so einiges an Raum für einen dramatisch-emotionalen Plot geboten, der sich nicht auf nur laschen 240 Seiten abspielt. Man hätte der Geschichte bloß ein wenig Raum und ein bisschen mehr Entwicklung geben müssen - hier gilt tatsächlich der Reifeprozess, der der Geschichte einfach gefehlt hat. Es gab so viele Handlungsstränge und Gedanken, die man weiter hätte ausführen können, aber am Ende wirkte die Geschichte wie eine Ziehharmonika, die man fest zusammengedrückt hat.
Die Familiengeschichte und das Ende haben mich dennoch berührt, so ist es nicht, aber ich denke einfach, dass man da noch mehr hätte rausholen können, ohne das alles so gehetzt wirkt. Versteht mich nicht falsch, die Geschichte ist sicherlich schön für den Sommer und eignet sich perfekt für warme Tage, an denen man einfach nur Abschalten will, aber es gibt bessere Sommerbücher, die auch tatsächlich einiges an (für die Hitze erträgliche) Tiefe zu bieten haben ohne dabei dramatisch oder zu langwiedrig zu werden. Diese Kurve hat "Der beste Sommer meines Lebens" einfach nicht bekommen!
(c) Tim Carter
Shannon Greenland, auch unter dem Pseudonym S.E. Green bekannt, ist eine amerikanische Jugendbuchautorin, die mit „Der beste Sommer meines Lebens" ihr Veröffentlichungs-Debüt in Deutschland feiert. Wenn sie nicht gerade schreibt, findet man sie am Strand von Florida, wo sie entweder die Sonne genießt oder sich sportlich betätigt, denn sie ist eine Allrounderin: Wandern, Rafting, Schwimmen, Schnorcheln, Segeln, Surfen, Mountainbiking, Kanufahren, Campen, Parasailing - das sind ihre Leidenschaften. Nachdem sie die halbe Welt bereist hat, lebt sie jetzt in Nord-Virginia, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern. Als Kind hat sie tatsächlich Lesen und Schreiben gehasst! Nun ist sie eine preisgekrönte Autorin und verfasst Bücher für Jugendliche und junge Erwachsene. [via bloomoon]...mehr? *klick*