Deborah Ellis‘ Roman “Wenn der Mond am Himmel steht, denk ich an dich” beruht auf einer wahren Begebenheit, was die gesamte Geschichte umso erschreckender, trauriger, unfassbarer macht – aber deshalb nicht minder lesenswerter…
Farrin ist 15 Jahre alt und eigentlich zwei Gesichter. Ihr privates Ich, welches ihre wahren und persönlichen Gedanken und Gefühle zeigt; sowie das Gesicht, welches sie der Öffentlichkeit präsentieren muss. “Bloß nicht auffallen”, bekommt sie jeden Tag von ihrer Mutter zu hören. Im Jahr 1988 in Teheran lebt es sich auch nach der islamischen Revolution gefährlich, überall kontrollieren Gardisten, ob man sich nicht gegen die Regierung auflehnt. Einen Hoffnungsschimmer gibt es für Farrin, als Sadira neu an die Schule kommt – in dem lebensfrohen und lustigen Mädchen findet sie sofort eine neue – und einzige – Freundin. Bis sich die gute Freundschaft gemächlich in Liebe entwickelt und sie diese verheimlichen müssen…
Zunächst ein paar Worte zur Optik: das deutsche Cover des cbj-Verlags sieht doch einfach nur wunderschön aus, nicht? Und ich finde, es passt auch im Nachhinein in seiner Schlichtheit sehr gut zum Inhalt. Auch der Titel – im Original übrigens “Moon at Nine” – passt überraschenderweise gut. Die Darstellung der verschiedenen Mond-Phasen wird zudem auch im Inneren weiter geführt, was mir genauso gut gefallen hat.
Den Inhalt dieser Geschichte zu beschreiben, fällt mir diesmal ziemlich schwer. Farrins Geschichte ist auf jeden Fall keine, die lediglich der Unterhaltung dienen soll. Vielmehr ist sie erschreckend tragisch, zumal sie auf einer wahren Begebenheit beruht. Natürlich weiß man, dass in anderen Ländern die Verhältnisse und gerade Rechte von Frauen gänzlich andere sind als hier in Europa. Man weiß es, aber es ist doch etwas anderes, wenn man dann eine recht persönliche Schicksalsgeschichte zu lesen bekommt. Umso wichtiger ist es, dass über solche Geschichten geschrieben wird. So gefällt mir der langsam wachsende Trend zu LGBT-Büchern sehr gut. In diesem Roman werden tatsächlich aber sehr viele schweren Themen angesprochen.
Das ist gleichzeitig etwas, was mich ein wenig gestört hat. Auf nur 256 Seiten wird eine recht komplexe Geschichte, die viele komplizierte, aber wichtige Themen aufgreift, erzählt. Dies geschieht meiner Meinung nach mit vielen Lücken und zu schnellen Entwicklungen. Ich hätte mir durchaus mehr Details, mehr Langsamkeit, mehr Logik gewünscht. Auch dass den beiden Charakteren mehr Zeit miteinander gewidmet worden wäre, Zeit, ihre Freundschaft und Liebe mehr entdecken und entwickeln zu dürfen. Stellenweise hatte ich leider das Gefühl, dass die Autorin mit zu schnellem Tempo durch die Handlung gerast ist.
Nichtsdestotrotz hat mich dieser Roman sehr sprachlos zurück gelassen und für mich hebt er sich äußerst positiv unter den vielen anderweitigen, unterhaltsamen Büchern ab. Wer sich nicht vor schwierigen Themen scheut, sollte unbedingt diese Geschichte kennen lernen.