Rezension - David und Juna (Das verbotene Eden 1) Von Thomas Thiemeyer

Von Jucele


2080 steht die Menschheit kurz vor ihrem Ende. Vor 65 Jahren brachte die Pharmaindustrie einen zunächst harmlosen Virus unter die Menschheit, um mit einem Impfstoff viel Geld zu verdienen. Dieser Impfstoff hatte allerdings verheerende Nebenwirkungen. Männer und Frauen entwickelten einen unbändigen Hass aufeinander und die Zivilisation wie wir sie kennen ist untergegangen.
Männer und Frauen leben getrennt voneinander. Die Männer haben sich in den Ruinen einer alten Stadt ein neues Leben aufgebaut und die Frauen leben weiter im Norden. Die Frauen haben sich die Wildnis untertan gemacht und eine neue Stadt gegründet. Durch ihre Erträge aus der Landwirtschaft leben sie ein besseres Leben.
Um einen wackeligen Frieden zu gewährleisten, "zahlen" die Frauen den zehnten Teil ihrer Ernte an die Männer und empfängnisbereite Frauen geben sich den Männern hin, um das Aussterben der menschlichen Rasse zu verhindern. Doch diese Zusammentreffen verlaufen immer gewalttätiger.
Um diese Gewalt einzudämmen, wird die Kriegerin Juna ausgesandt, um Geiseln zu nehmen. Der Plan ist die Vorherrschaft der Männer durch Informationen einzudämmen. Unter Folter sollen die Geiseln wichtige strategische Informationen preisgeben.
Juna nimmt unter anderem den jungen Mönch David gefangen. Dessen "Bibel" ist Shakespeares "Romeo und Julia". Womit Juna nicht gerechnet hat, als die David gegenübersteht, entwickelt sie verbotene Gefühle. Da sie weiß, dass David die Folter nicht überleben wird, trifft sie eine schwerwiegende Entscheidung ...
Kritik
Mit "Das verbotene Eden – David und Juna" hat der Autor Thomas Thiemeyer einen erschreckend glaubwürdigen und finsteren Blick in eine gar nicht so unvorstellbare Zukunft geworfen. Schon das die Pharmaindustrie solche Nebenwirkungen in Kauf nimmt, um das große Geld zu machen, klingt durchaus überzeugend.
Eindringlich schildert der Autor eine Welt in der Frauen und Männer nichts als unvorstellbaren Hass füreinander empfinden. Bildlich und leicht verständlich erzählt der Autor von einer Welt, die sich zurückentwickelt hat. Trotz des Wissens von Technik ist diese so gut wie nicht mehr vorhanden und der Leser meint schnell, sich im finsteren Mittelalter zu befinden. Dies wird durch die gewählte Sprache noch unterstrichen.Durch unterschiedliche Erzählstränge wird dem Leser die unterschiedlichen Lager der Frauen und Männer aufgezeigt, erzählt werden diese aus der Perspektive von David und Juna. Der beobachtende Erzähler erzählt neutral, wie das Leben der Figuren aussieht. Mit seinen Worten schafft es der Autor eine authentische düstere Atmosphäre nahe zu bringen. Der ungewöhnliche Plot ist überzeugend ausgearbeitet und bietet eine bedrohliche Zukunftsversion. Leicht an "Romeo und Julia" angelehnt schafft Thomas Thiemeyer etwas ganz Besonderes. Faszinierend an dieser Dystopie ist, dass Thiemeyer nicht nur das Leben in der nicht allzu fernen Zukunft beschreibt. Er versteht es außerdem, verschiedene Hintergründe auszuleuchten. Religion und das Streben nach Macht und vor allem Geld spielen hintergründig ebenfalls eine tragende Rolle.
Vor allem das Thema Religion ist wichtig für den Plot. Die Männer leben nach den Lehren der Bibel, allerdings ist Gott nicht mehr gütig. Der Glaube mutet sich mittelalterlich an und so erklärt sich auch die Rolle, die die Frauen in den Augen der Männer innehaben. Die Frauen dagegen pflegen den heidnischen Glauben, in dem allerdings nur weibliche Göttinnen verehrt werden. Diese zeigen sich gütig.
Ausführlich und bildgewaltig beschreibt der Autor die fiktive Landschaft und die Orte die Frauen und Männer nun besiedeln. Auch wenn diese fiktiv sind, eine ungefähre Ahnung, wo sich die Geschehnisse abspielen, dürfe der Leser allerdings bekommen. Trotz der lebendigen Beschreibungen verliert Thomas Thiemeyer jedoch nie die fesselnde Handlung aus den Augen.
Der Leser lernt die Welt in der sich Männer und Frauen fast ausschließlich bekämpfen sehr gut kennen. Der intelligent eingewobene Spannungsbogen steigert sich langsam und fesselt bereist nach wenigen Seiten. Da dieser beständig weiter steigt, wird der Leser das Buch ab dem Zusammentreffen von David und Juna nicht mehr aus der Hand legen können. So manche Überraschung sorgt zudem für spanende Unterhaltung.
Glaubwürdig wird auch die zarte Romantik entwickelt. Nach Jahrzehnten der fast ausschließlichen Feindschaft zwischen den Geschlechtern tasten sich die Protagonisten langsam aneinander heran. Nichts als Feindschaft verband die letzten 65 Jahre die Geschlechter und so kommen sich David und Juna nur zögernd näher. Dies passt ausgesprochen gut zum gesamten Plot.
Seine interessanten Figuren hat Thomas Thiemeyer sehr realistisch konzipiert. David und Juna sind die beiden Hauptfiguren. Juna, erst 17 Jahre alt, ist bereits eine gefeierte Kriegerin, die vom Hass auf die Männer geprägt ist. David liebt Bücher und ist im Kloster ein Schreiber, der alte Texte vor dem Zerfall bewahrt. Heimlich liest er vor allem die verbotenen Liebesgeschichten, allen voran Shakespeares "Romeo und Julia".Auch das Böse bekommt hier ein Gesicht, da wäre einmal der Inquisitor, der von seinem Hass auf die Frauen zerfressen ist und die vollkommene Unterwerfung des weiblichen Geschlechts plant. Deren Ausrottung wird nur dadurch zurückgehalten, dass Frauen für den Fortbestand der menschlichen Rasse unersetzbar sind. Aber auch auf der Seite der Frauen gibt es Kriegerinnen, die unversöhnlich den Untergang der Männer befürworten.Diverse Neben- und Randfiguren vervollständigen das Bild und tragen zum Geschehen unverzichtbar bei.
Das Cover ist in Grüntönen gehalten. Im Vordergrund sehen wir ein Pärchen, das David und Juna darstellen soll. Der Titel wird durch Spotlack hervorgehoben. Im Hintergrund zeigt sich eine Karte, die auf der Innenseite komplett gezeigt wird. Dieser zeigt den Landstrich, in dem sich die Geschichte abspielt.
Autor
Thomas Thiemeyer, geboren 1963, lebt in Stuttgart und arbeitete zunächst als Illustrator. Nach fünf rasanten mystischen Wissenschaftsthrillern - zuletzt "Korona" -, entdeckte er mit den "Chroniken der Weltensucher" höchst erfolgreich das Jugendbuch für sich. Mit "Das verbotene Eden - David und Juna" beginnt ein neuer großer Zyklus, der in einer bedrohlichen Zukunft spielt. Mehr Informationen zum Autor unter www.thiemeyer.de
Fazit
Mit "David und Juna" hat Thomas Thiemeyer den vielversprechenden ersten Band seiner Trilogie "Das verbotene Eden" veröffentlicht. Der Blick auf eine mögliche Zukunft erschreckt und fasziniert zugleich. Die Mischung aus dem, was möglich ist, lebendigen Charakteren und der eindrucksvollen Handlung macht definitiv Lust auf mehr und regt zum Nachdenken an.
Lesern von Dystopien oder Endzeitromanen kann "Das verbotene Eden" vorbehaltlos ans erz gelegt werden. Das, was Thomas Thiemeyer hier erschaffen hat, zeigt das tatsächlich Mögliche, das unserer Welt passieren kann, ohne dabei zu fantastisch zu wirken.
Mich hat die epochale Handlung nicht losgelassen. Auch nachdem ich das Buch beendet hatte, musste ich immer wieder an diese beängstigende Zukunftsvision denken und mit Spannung erwarte ich, wie es mit David, Juna und den anderen Darstellern weitergeht.
Gebundene Ausgabe: 464 Seiten ISBN-13: 978-3426283608 www.pan-verlag.de
Das verbotene EdenBand 1: David und Juna Band 2: Logan und Gwen (2012)Band 3: -geplant- (2013)