[Rezension] David Levithan – “Two Boys Kissing: Jede Sekunde zählt”

[Rezension] David Levithan – “Two Boys Kissing: Jede Sekunde zählt”Der amerikanische Autor David Levithan ist für seine außergewöhnlichen Romane bekannt - und so ist auch sein neuestes Werk, "Two Boys Kissing - Jede Sekunde gezählt", alles andere als gewöhnliche Literatur.

Harry und Craig sind zwar eigentlich nicht mehr zusammen, doch trotzdem wollen sie gemeinsam ein Zeichen setzen. Sie wollen sich 32 Stunden, 12 Minuten und 10 Sekunden lang ohne eine einzige Unterbrechung küssen und so einen neuen Weltrekord für den längsten Dauerkuss brechen.

Während dieser 32 Stunden, 12 Minuten und 10 Sekunden gewähren uns die Geister bereits verstorbener, schwuler und mitfiebernder Männer Einblicke in weitere Leben. Sie zeigen uns, wie Ryan und Avery sich gerade kennen lernen, wie Cooper alleine mit seinen Gefühlen und der Abneigung seiner Eltern kämpfen muss und dass diese recht kurze Zeitspanne so viel bewegen und bedeuten kann.

Das Hauptmerkmal der Geschichte in "Two Boys Kissing - Jede Sekunde zählt" sind die beiden Jugendlichen, die sich mit ihrem Dauerkuss in aller Öffentlichkeit outen und sich damit leider nicht nur positiven Meinungen aussetzen. Doch sie setzen damit ganz klar ein Zeichen, machen anderen Jugendlichen oder auch Erwachsenen Mut und ziehen weltweit die Aufmerksamkeit auf sich. Dies beruht im Übrigen auf einer wahren Begebenheit, wie der Autor in seinem Nachwort offenbart - im Jahr 2010 haben zwei College-Studenten genau diesen Weltrekord gebrochen. Und ich denke, das macht die gesamte Geschichte im Nachhinein umso eindrucksvoller - auch wenn sie trotzdem natürlich noch rein fiktiv ist.

[Rezension] David Levithan – “Two Boys Kissing: Jede Sekunde zählt”

Während Harry und Craig sich aber geoutet haben, gibt es genügend Jugendliche, denen dieses "Hindernis" noch bevorsteht. Die besondere Erzählperspektive macht die einzelnen Geschichten der Jugendlichen dabei noch bedeutungsvoller. Denn Levithan lässt die Geister sprechen - Geister von an AIDS gestorbenen Männern. Diese schauen den heutigen Jugendlichen zu, wie sie sich verlieben, wie sie sich annähern und wie sie mit der möglichen oder tatsächlichen Ablehnung von Eltern, Freunden und Fremden umgehen. Sie geben ihnen Ratschläge, die nur wir als Leser hören, fiebern mit ihnen mit, erzählen nebenher von ihren Erlebnissen.

"Wir haben unseren eigenen Beitrag zum Bereich des Magischen immer unterschätzt. Wir dachten, Magie würde auch ohne uns existieren. Aber das stimmt nicht. [...] Wir erschaffen sie selbst und erleben sie dann."
- Seite 18-19

Diese Perspektive klingt auf den ersten Blick vielleicht etwas merkwürdig, aber tatsächlich funktioniert die gesamte Geschichte mit dieser Erzählweise sehr, sehr gut. Die einzelnen Handlungsstränge springen willkürlich hin und her, doch die Perspektive bleibt stets dieselbe. Man hat tatsächlich das Gefühl, von oben herab auf die Ereignisse zu schauen und sie so live mitzuerleben. Und obwohl die einzelnen Charaktere sich untereinander nicht kennen, verbindet sie alle neben ihrer Homosexualität dieser Versuch, den Weltrekord zu brechen. Während Harry und Craig diejenigen sind, die diesen Versuch ausführen, erfahren die anderen davon und sind fasziniert von den Möglichkeiten, die dieser mit sich bringt. Alle Charaktere in diesem Roman sind jeder für sich besonders und authentisch, so dass man als Leser alle möglichen Seiten rund um das Thema Homosexualität kennen lernt.

Auch optisch passt das Cover fast schon perfekt zum Inhalt. Es passt äußerlich nicht nur zu Levithans letztem Werk, "Letztendlich sind wir dem Universum egal", sondern zeigt auch mit den farbig herausstechenden sich an den Händen festhaltenden Männchen gleich, worum es geht. Zusätzlich sieht es auch wirklich wunderbar aus - und was gibt es Schöneres, wenn sowohl Inhalt als auch Cover bei absolut sehens- und lesenswert sind?

Kurzum - David Levithan hat wieder einmal eine ganz besondere Geschichte verfasst, die keinesfalls nur für jugendliche Leser gedacht ist. Eine Geschichte, die Mut macht, Hoffnung schafft und Zeichen setzt. Eigentlich sollte Homosexualität in unserer heutigen Zeit gar kein großes Thema mehr sein. Umso trauriger ist es, dass es doch nicht so einfach ist. Levithan hat mit dieser Geschichte wieder einmal ein großartiges Zeichen gesetzt.

[Rezension] David Levithan – “Two Boys Kissing: Jede Sekunde zählt”


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