Das verbotene Eden – David und Juna
Erscheinungstermin: 22. August 2011
Autor: Thomas Thiemeyer
Verlag: PAN
Preis: 16,99 € (gebundene Ausgabe)
Seiten: 464
ISBN-10: 3426283603
Leseprobe
Meine Bewertung
Inhalt: Die Welt, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr. 65 Jahre nach dem Ausbrechen eines mutierten Virus, wütet ein Kampf der Geschlechter auf der Erde. Frauen und Männer leben getrennt voneinander, verspüren nur Hass füreinander und haben daher ein Abkommen getroffen, welches ein einigermaßen friedliches Nebeneinanderleben gewährleisten soll. Mitten in dieser Welt lebt Juna, eine junge Frau, die in ihrem Clan zu einer Kriegerin ausgebildet wurde. Als Tochter der Hohepriesterin Arkana und als vollfertiges Mitglied des Frauenclans Glanmors hält sie das Geschlecht des Mannes für eine Ausgeburt der Hölle. Die Männer der Erde, die entgegen des Paktes, Dörfer ausrauben, Frauen vergewaltigen und grundlos morden, verstärken den Eindruck der Frauen. Doch eines Tages wird Juna auf eine Mission geschickt. Wie es das Abkommen besagt, bringt Juna ein männliches Neugeborenes zu einem Steinkreis, außerhalb der Grenzen von Glanmor. Hier soll Juna den kleinen Jungen liegen lassen, sodass der Säugling später von den Männern in Obhut genommen werden kann. Juna bringt es nicht übers Herz, das wehrlose Baby allein den Gefahren der Natur auszusetzen und beschließt, in einem Versteck auf die Ankunft der Männer, die sich dem Kind annehmen sollen, zu warten. Als nur wenige Stunden später tatsächlich zwei in Mäntel gehüllte Männer auftauchen, traut Juna ihren Augen nicht. An diesem Tag sieht sie ihn zum ersten Mal. David, der so gar nichts Teuflisches an sich hat und in den sich Juna verbotenerweise verliebt.
Meine Meinung: Schon der Klappentext des Buches lässt auf eine außergewöhnliche Geschichte hoffen. Männer und Frauen, die zu Feinden werden. Die Zivilisation, wie wir sie kennen, liegt in Grund und Asche. Doch was Thomas Thiemeyer in diesem Buch dann tatsächlich erschaffen hat, hat mein Vorstellungsvermögen und meine Erwartungen noch weit übertroffen. Die Version vom Ende der uns bekannten Zivilisation, die der Autor in ‘Das verbotene Eden’ liefert, ist nicht nur wunderbar umgesetzt worden, sondern gleichzeitig auch sehr angsteinflößend. Die Lebensumstände, in die Thomas Thiemeyer die Figuren in seinem Buch versetzt hat, erinnern an das Mittelalter, sowohl vom Lebensstil, als auch von den Ansichten der Bevölkerung. Einen Alltag ohne Strom und fließendes Wasser, eine Bildung, die das Schreiben und Lesen nicht lehrt, ein Leben im Einklang mit der Natur, all das ist heutzutage wohl kaum vorstellbar. Doch Thomas Thiemeyer hat es geschafft, mich durch seinen Schreibstil, der wohl durchdachten Handlung und der Atmosphäre in eine mittelalterlich angehauchte Welt zu entführen. Die Handlung ist so detailliert und anregend formuliert, dass ich mehrere Male das Gefühl hatte, direkt an der Seite von Juna zu kämpfen, genau wie sie mit Pfeil und Bogen ausgestattet auf einem Pferd zu sitzen oder mit David zusammen in seinem Lieblingsbuch ‘Romeo und Julia’ zu lesen. Diese Emotionen bei mir hervorzurufen schaffen nur wenige Autoren/Autorinnen.
So erschreckend wie diese dystopische Welt auch ist, die Beziehung zwischen Juna und David, die leider erst ab der Mitte des Buches wirklich von Bedeutung ist, bietet Momente zum Aufatmen, zum Schwärmen und zum Träumen. Dabei könnten Juna und David gar nicht unterschiedlicher sein, oder vielleicht ist gerade das der entscheidende Punkt, warum die Liebe zwischen den Beiden so ans Herz geht. Wo oftmals der männliche Part die starke, durchsetzungsfähige und selbstbewusste Figur innerhalb einer Liebegeschichte ist, so ist in ‘Das verbotene Eden’ Juna die Kämpfernatur. Geprägt durch ihr Leben als pragmatische Kriegerin lässt sie den Leser erst durch die Begegnung mit David an ihrer Gefühlswelt teilhaben, die plötzlich gar nicht mehr so rational ist. David ist von Beginn an ein schlichtweg liebenswerte Figur, der den Leser ununterbrochen in die Tiefen seines Herzen blicken lässt. Die Liebesgeschichte von Juna und David ist ohne Frage romantisch und äußerst gefühlvoll, doch steht sie nicht während des gesamten Buches im Mittelpunkt. Keineswegs übereilt und gerade deswegen sehr realistisch findet die Annäherung zwischen Juna und David statt, sodass Stück für Stück herzerwärmende Momente auf den Leser warten.
Obwohl das Ende von ‘Das verbotene Eden’ in sich abgeschlossen ist, würde ich persönlich mich sehr über weiteren Lesestoff freuen. Doch ob oder wann dieser auf dem Buchmarkt erscheint, steht leider noch nicht fest. Der Autor selbst äußert in einem Interview, dass er selbst sich eine Trilogie vorstellt, wobei jedes Buch der Reihe aus einer anderen Sicht erzählt werden soll.
Fazit: Die dystopische, erschreckende Atmosphäre und die zarte Liebesgeschichte machen ‘Das verbotene Eden’ zu einem Lesegenuss.
Vielen Dank an den PAN Verlag für das Rezensionsexemplar.