[Rezension] Das unsichtbare Ich von Melanie Weigl

Von Tialda @Schnoberschnute

x Autorin: Melanie Weigl
x Titel: Das unsichtbare Ich
x Genre: Psychothriller mit Horrorelementen
x Erscheinungsdatum: 31. Mai 2012
x 566 Seiten
x Vindobona Verlag
x ISBN: 3850407675
x Erste Sätze: Es war kurz vor Mitternacht, als Dr. Christian Marélle die Intensivstation betrat. Er hatte es sich im Laufe der letzten Wochen zur Gewohnheit gemacht, täglich nach Dienstschluss noch einmal nach seinem Patienten in Zimmer 115a zu sehen. Still und nur vom schummrigen grünlichen Schimmer der Notbeleuchtung erhellt, lag der schier endlose Flur der Station vor ihm.

Klappentext:

Als Daniel Berger aus dem Koma erwacht, kann er sich an nichts aus seinem früheren Leben erinnern. Erst mit Hilfe des Psychiaters Jens Nürtinger gelingt es ihm, seine Vergangenheit Stück für Stück zu rekonstruieren. Dabei findet er schnell heraus, dass er nicht nur ein gefeierter Unfallchirurg ist. Er erlebt ein zweites Mal, wie sein Leben aus den Fugen gerät. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, beschleicht Daniel das Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Was verschweigen ihm die Ärzte so hartnäckig? War seine Gehirnblutung wirklich die Folge eines tragischen Unfalls?

Rezension:

Die Aufmachung von Melanie Weigls “Das unsichtbare Ich” ist sehr unauffällig. Hätte ich das Buch im Laden gesehen, wäre ich ziemlich sicher daran vorbei gesteuert und auch der Titel verrät nicht sehr viel, wenn man den Klappentext nicht kennt. Daher war ich umso überraschter, als ich zu lesen begann und das Buch von da an nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Die Autorin hat einen sehr fesselnden Schreibstil. Sie spielt mit Worten, die zu Sätzen fließen, welche der Leser nur noch zu verschlingen braucht. Die insgesamt 44 Kapitel sind in der dritten Person geschrieben und spielen sich auf verschiedenen Zeitebenen ab.

In der Gegenwart geht es um den Chirurgen Daniel Berger, der ohne Erinnerungsvermögen aus dem Koma erwacht und viel mit dem Therapeuten Jens Nürtinger spricht, der ihn fast täglich an seinem Krankenbett besucht. Durch diese Gespräche erinnert sich Daniel ganz langsam an immer mehr aus den vergangen Jahren und man erkennt diese Szenen im Buch am eingerückten Text. Allerdings wird so erzählt, als würde die Szene gerade stattfinden, was verdeutlicht, dass das Ganze gerade filmähnlich vor Daniels innerem Auge abläuft.

Was er langsam nach und nach von seinem Leben erfährt, ist erschütternd und spannend gleichermaßen. Als Leser kann man sich gut in den Patienten hineinversetzen, da man im Endeffekt genauso viel weiß wie er selbst, bis der nächste Erinnerungsschub kommt. Man denkt immer wieder, dass es doch jetzt nicht mehr schlimmer kommen kann und schon zeigt sich der nächste vergangene Schicksalsschlag, welcher Daniels langsames psychisches Zerbrechen weiter voran trieb. Mich haben diese Erinnerungen sehr berührt und ich musste einige Male echt den Klos im Hals und die Tränen verdrängen.

Man merkt, dass sich die Autorin intensiv mit den Themen Chirurgie und Psychologie auseinander gesetzt hat. Sie beschreibt sehr fundiert und genau, weshalb ich das Buch auch Leuten ans Herz legen würde, die eine psychische Krankheit nicht als richtige Krankheit sehen. Bei “Das unsichtbare Ich” stößt der Leser tief in die Abgründe der menschlichen Psyche vor, kann im besten Fall nachvollziehen und dabei noch so einiges lernen, wenn er sich davor noch nicht näher mit dem Thema beschäftigt hat.

Während ich das Buch in den ersten zwei Dritteln schon richtig gut fand, hat mich der letzte Teil dann vollkommen geflasht. Es gibt eine unerwartete Wendung und von da an entwickelt sich das Genre von Thriller zu Horror. Es kommt plötzlich eine erschütternde Szene voller Gewalt und Perversion nach der nächsten – ich war dermaßen gefangen, nervös und schockiert, dass ich nicht mehr ruhig sitzen bleiben konnte und immer wenn ich dachte, ich wüsste, wie es nun enden wird, wurde ich eines besseren belehrt.

Das Buch könnte genauso gut im Festa Verlag erschienen sein – Kenner dürften somit wissen, worauf sie sich einstellen können.

Fazit:

Beklemmend und erschütternd. Man erwacht mit dem Protagonisten aus dem Koma und landet doch direkt in einem immer schlimmer werdenden Alptraum. Mit Abstand eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe.

Bewertung:

Die Autorin, Melanie Weigl, über sich:

Ich bin Jahrgang 1984 und im niedersächsischen Celle geboren. Schon bald zog es meine Familie jedoch in die schöne Oberpfalz – genauer gesagt nach Weiden. Ich studierte evangelische Kirchenmusik in Heidelberg und kehrte danach wieder ins heimische Weiden zurück. Hier fand ich endlich die Zeit, mein erstes Buch zu schreiben: Das unsichtbare Ich. Darin verarbeite ich meine Erfahrungen mit der Krankheit, Depression. Meine Leidenschaft ist die Musik. Ich bin als Sängerin, Organistin, Kirchen- und Kinderchorleiterin tätig. Meine Wohnung teile ich mir mit meinen Katzen Nico, Laurena und Sophie. Plus hin und wieder einigen Gastkätzchen, die ich für das Tierheim aufziehe.
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Vielen lieben Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar : ).