Klappentext:
Alex Woods ist zehn Jahre alt, und er weiß, dass er nicht den konventionellsten Start ins Leben hatte. Er weiß auch, dass man sich mit einer hellseherisch begabten Mutter bei den Mitschülern nicht beliebt macht. Und Alex weiß, dass die unwahrscheinlichsten Ereignisse eintreten können - er trägt Narben, die das beweisen.
Was Alex noch nicht weiß, ist, dass er in dem übellaunigen und zurückgezogen lebenden Mr. Peterson einen ungleichen Freund finden wird. Einen Freund, der ihm sagt, dass man nur ein einziges Leben hat und dass man immer die bestmöglichen Entscheidungen treffen sollte.
Darum ist Alex, als er sieben Jahre später mit 113 Gramm Marihuana und einer Urne voller Asche an der Grenze in Dover gestoppt wird, einigermaßen sicher, dass er das Richtige getan hat ...
Man liest den ersten Teil des Buches und weiß, dass man hier etwas Besonderes in den Händen hält. Etwas Einzigartiges. Doch dann ist man über diese ersten Kapitel des Romans hinweg und sieht erst einmal der puren Banalität ins Auge. Alex Woods ist zwar so ganz anders als die Jungs in seiner Klasse - er liest unglaublich gern, wurde in seiner frühen Kindheit von einem Meteoriten am Kopf getroffen, hat eine Mutter, die scheinbar in die Zukunft sehen kann und leidet an epileptischen Anfällen - doch die tägliche Schikane seiner Mitschüler und die daraus zufällig emporsprießende Freundschaft zu dem Griesgram Mr. Peterson scheinen erst einmal eher gewöhnlich, wie aus zig anderen Büchern gegriffen, die man bereits auswendig kennt.
Zwischendurch fand ich es wirklich dermaßen langweilig, dass ich schon gewillt war das Buch abzubrechen. Die Geschichte tröpfelte nur so vor sich hin, ich erkannte keinen großen Sinn darin und fand auch die Dialoge nur bedingt unterhaltsam. Im Nachhinein bin ich heilfroh, dass ich mich gegen den Abbruch entschieden habe, denn was dann endlich darauf folgte, war die eigentliche Essenz des Romans. Alles davor schien plötzlich nur wie ein langer, gähnender Anlauf, der lediglich dafür da war uns die Charaktere nah genug zu bringen, um das Ende noch mitreißender zu gestalten. Ich will euch nicht verraten, was denn genau passiert und warum die Handlung mich so plötzlich 180° drehen ließ, doch ich möchte hier trotzdem erwähnen, dass dieser finale Teil des Buches dafür ausgereicht hat, um zu sagen, dass es sich lohnt, es in die Hand zu nehmen.
Da ich aber weiß, dass es viele Leser gibt, die mit dieser Umschreibung nicht zufrieden sein werden und noch ein paar Sätze mehr zum Ende des Buchs brauchen, habe ich - nur für euch - einen kleinen, detailreicheren Einblick geschrieben.Achtung Spoilergefahr!
Ich vermute mal, dass bisher jeder weiß, was sich hinter der Handlung von "Ein ganzes halbes Jahr" verbirgt. Auch bei "Alex Woods" geht es um das Thema Euthanasie, welches hier jedoch viel feinfühliger und gleichzeitig doch direkter behandelt wird. Wir erleben die Entscheidung, den Prozess und die Zeit danach. Hier wird nichts verkitscht, nichts verschönert, es geht um die Wahrheit und um die Wahl der richtigen und einzigen Lösung. Keine Diskussion, keine sinnlose Fragerei, und für mich somit viel intelligenter und seriöser, als "Ein ganzes halbes Jahr" es war.
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Ein brillanter Einstieg, ein laaaaanger Mittelteil und ein grandioses Ende mit ernsthaftem Nachdenkpotential. Für den Ausgang der Geschichte hätte dieser Roman volle 5 Kirschen verdient, jedoch hat mich der mittlere Part des Buches so ungerührt gelassen, dass ich es leider fast beiseite gelegt hätte. Das wäre, danach betrachtet, ein großer Fehler gewesen, denn die Geschichte lebt von ihrem Ende. Auch wenn ich das Buch etwas schlechter bewerte, ist dies kein Grund es nicht zu lesen. Lest es! Ich meine es ernst. Lest es, denn vielleicht erkennen einige danach, warum ich Jojo Moyes nicht so viel abgewinnen konnte, wie es andere getan haben. Gavin Extence zeigt, wie man es besser macht.
Für dieses Buch gibt es wirklich viele schöne Cover, die alle auf ihre Art speziell und passend sind. Auch das deutsche gefällt mir sehr gut. Lediglich das italienische (ganz rechts) will mir nicht ganz zusagen, was sicherlich am Foto des kleinen Jungen liegt. Die Illustrationen sind ganz einfach schöner.