{Rezension} Das Lied des Achill von Madeline Miller

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Titel: Das Lied des Achill
Originaltitel: The Song of Achilles
Autorin: Madeline Miller
Übersetzer: Michael Windgassen
Genre: Belletristik
Verlag: Eisele Verlag (Ullstein)
ISBN-13: 978-3961610822
Format: Klappbroschur
Seitenanzahl: 416 Seiten
Preis: 16,99 €
Erschienen: 28. Februar 2020

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Achill mit seiner halbgöttlichen Abstammung von Königs Peleus und der Meeresgöttin Thetis ist schon in jungen Jahren eine glanzvolle Erscheinung und kaum jemand kann sich seiner Anmut und leuchtenden Schönheit entziehen. Als der junge Prinz Patroklos von seinem Vater verstoßen wird und im Palast des Peleus aufgenommen wird treffen die unterschiedlichen Jünglinge aufeinander. Zwischen ihnen entsteht ein freundschaftliches Band, welches immer enger wird. In der Abgeschiedenheit des Waldes bei dem Zentauren Chiron erhalten sie eine tief greifende Ausbildung und bekommen den nötigen Raum um ihre Gefühle zueinander zu verstehen, bevor sie Teil eines Jahrzehnte währenden Krieges zwischen den Griechen und den Trojanern vor den Toren Trojas werden, der das Schicksal der Beiden besiegeln wird.

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Mit "Ich bin Circe" schaffte Madeline Miller den Sprung in die Bestsellerlisten und landete auch direkt auf dem Regalbrett meiner absoluten Lieblingsbücher. Daher freut es mich sehr, dass der Eisele Verlag nun ihr früheres Werk "Das Lied des Achill", wenn auch leider nur in einer broschierten Ausgabe, neu aufgelegt hat.

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Die Autorin erzählt in diesem Roman die Geschichte des Achilles, einer der mächtigsten Kämpfer aus der griechischen Mythologie, neu und lässt eine ganz andere Seite des Krieges zwischen Griechen und Trojanern vor den Toren Trojas erstrahlen. Aufbauend auf Homers "Ilias" greift Madeline Miller die grundlegenden Motive der Sage auf und vermischt diese mit ihren Gedanken und Ideen zu einem absolut fesselnden Roman, der Achill und seinen Gefährten Patroklos in den Mittelpunkt rückt.

Madeline Miller beginnt die Erzählung in der Jugend des erzählenden Patroklos der als Sohn des Menoitios und der Sthenele zur Welt kommt und nach dem unglücklichen Totschlags an Kleitonymos von seinem Vater enterbt und aus seinem bisherigen Leben verbannt wird. Durch diese schicksalhafte Begebenheit kommt Patroklos an den Hof von König Peleus, dessen götterfürchtiges Herz voller Güte steckt. Außer Patroklos befinden sich noch weitere Mündel im Palast, die zu Kriegern erzogen werden, doch bisher hat keiner von ihnen es vermocht das Interesse und die Aufmerksamkeit des übermenschlich begabten Prinzen Achill zu wecken. Dies ändert sich mit seiner Anwesenheit und Achill, dem großer Ruhm in der Schlacht und die damit einhergehende Ehre prophezeit wurden, wählt sich Patroklos als Weggefährten aus.

Achilles göttliche Mutter Thetis hegt gegenüber den Menschen seit jeher Abscheu, doch besonders großes Missfallen rufen die sanft entstehenden Bande und später auch die homosexuelle Beziehung zwischen ihrem Sohn und Patroklos hervor. Madeline Miller entwirft mit sanften Pinselstrichen unglaublich greifbare und authentische Charaktere, und platziert diese in dem fesselnden mythologischen Setting um den "Trojanischen Krieg". Die ehrliche erzählte Liebesgeschichte zwischen Achill und Patroklos entspinnt sich zart und unaufgeregt, nimmt einen mit ihrem Zauber immer mehr gefangen, denn durch die Erzählperspektive wird das Vertrauen und die Treue zwischen den beiden Weggefährten besonderen Nachdruck verliehen. Besonders ungewöhnlich und deshalb auch umso beeindruckender ist, dass die homosexuelle Liebe von Achill und Patroklos zu dieser Zeit keine Anerkennung findet und dennoch in Millers Roman niemals in Frage gestellt wird.

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"Das Lied des Achill" ist eine wunderbare Interpretation der möglichen Liebesgeschichte zwischen dem Halbgott Achill und Patroklos, die mich durch Millers außergewöhnlich einfühlsamen Schreibstil von der ersten Seite an vollkommen gefangen genommen hat. Mit ihrem lebhaften Erzählstil lässt die Autorin Bilder im Kopf der Leser*innen entstehen, die direkt in das sonnige Griechenland entführen und einen das Salz des Meerwassers auf der Haut spüren lassen.

Natürlich kommt der sagenumwobene und über Jahrzehnte andauernde Krieg zwischen Griechen und Trojanern nicht zu kurz. Das Miller durch ihr Studium das nötige Hintergrundwissen mitbringt, beweist sie mit Bravour, wobei mir als Laie sicherlich einige Anspielungen bei der Nennung zahlreicher griechischen Geschlechter und deren Namen entgangen sein dürften. Trotz der heroisch und von Göttern geprägten Epoche werden auch durchaus kleineren Gefühlen und moralischen Fragen Raum gelassen und machen die Geschichte zu einer äußerst emotionalen Angelegenheit. Eine meisterhaft erzählte Geschichte, die mich tief bewegt zu Tränen rührte.

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Eine atemberaubende und berührende Liebesgeschichte, die den meisterhaften mykenischen Krieger Achill in völlig neuem Licht glänzen lässt.

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Madeline Miller, 1978 in Boston geboren, wuchs in New York und Philadelphia auf, studierte Altphilologie und unterrichtete in Cambridge Latein und Griechisch. Für ihren Debütroman Das Lied des Achill wurde sie 2012 mit dem Orange Prize for Fiction ausgezeichnet; er wurde in 25 Sprachen übersetzt. In Ich bin Circe - ihr zweiter Roman und ebenso wie Das Lied des Achill ein internationaler Bestseller - erzählt sie Circes Geschichte aus der Odyssee noch einmal neu - als die einer weiblichen Selbstermächtigung. Madeline Miller lebt in der Nähe von Philadelphia, Pennsylvania.

Quelle: Ullstein Buchverlage

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