Rezension: Das Lernen der Kinder begleiten

Von Ditabarakova @ErziehKreativ

Ein Fotoband, in dem es um Bildung, Beziehung und selbstbestimmtes Lernen geht



Das Lernen der Kinder begleiten
Bildung - Beziehung - Dialog
Ein Fotoband
von Rosy Henneberg, Lothar Klein, Gerd E. Schäfer
(2011, Klett, Kallmayer)

Über die Autoren


Rosy Henneberg ist eine erfahrene Erzieherin, die in Deutschland lebt und vorwiegend mit Kindern im Alter zwischen einem und sechs Jahren arbeitet. Sie orientiert sich an den Grundlagen der Freinetpädagogik und engagiert sich in der Fortbildungsarbeit für Erzieherinnen.
Lothar Klein ist Diplompädagoge, freiberuflicher Fortbildner, Psychodrama-Assistent, Berater und Autor. Er arbeitete als Leiter von Kindertagesstätten in Wiesbaden und machte Erfahrungen mit altersgemischten Gruppen von Kindern zwischen 0 und 12 Jahren. .
Gerd E. Schäfer war als Professor für Erziehungswissenschaft tätig. Sein Schwerpunkt liegt in der frühkindlichen Bildungsforschung. Auf seine Initiative wurde das Fortbildungsinstitut "WeltWerkstatt" gegründet.

Zum Inhalt des Buches - So entsteht aus Alltagserfahrungen erstes Wissen über die Welt


In dieser Rubrik stelle ich meistens ein Buch vor, das sich an Eltern richtet. "Das Lernen der Kinder begleiten" bildet eine Ausnahme. Diese mit vielen Bildern illustrierten Zeilen richteten die Autoren an Erzieherinnen.
Das Werk berührt ein wichtiges Thema in unserer Gesellschaft. Wie funktioniert das Lernen? Wie begreifen Kleinkinder die Welt und bauen ihr Wissen auf? Wie kann man die Lernumgebung so gestalten, dass sie das Lernen der Kinder begünstigt - weniger im Hinblick auf die Raumgestaltung als auf das Beziehungsangebot?
"Bildung, Beziehung und Dialog, das sind drei Begriffe, die unserer Auffassung nach untrennbar zusammen gehören.", schreiben die Autoren. Und weiter im Buch: "Bildungsprozesse sind also Beziehungsprozesse zwischen einem Kind, wichtigen Personen und dem sozio-kulturellen Umfeld." 
Die soziale Komponente erfährt bei dieser Sichtweise des kindlichen Lernens besondere Betonung. Auf die Qualität kommt es dabei an. Das Kind wird nicht einfach "belehrt", sondern begibt sich sozusagen selber auf eine Entdeckungsreise und beteiligt sich somit an seiner Bildung. Die Erwachsenen sind Begleiter auf diesem Weg, ihre Arbeit beschränkt sich jedoch nicht auf die bloße Anwesenheit. Nein - sie teilen mit dem Kind die Erfahrung. Das dokumentieren eindrucksvoll die Fotos und Begleittexte im Buch.
Interessant ist die Art und Weise, wie die Illustrationen in das Buch gelangten. Es wurden nämlich nicht zuerst die Texte geschrieben und dann die passenden Bilder ausgesucht. Zuerst entstanden in einer realen Situation die Fotos, die Kinder bei ihrem alltäglichen Tun in einer Tagesstätte zeigen.

 Aufbau des Buches  


Die Autoren haben dieses Buch in vier Teile gegliedert.

A) Erfahrungslernen, was ist das?
B) Bildung in Beziehung
C) Ein Gespräch über Neugier am Tun der Kinder
D) Bildung und Partizipation

In folgenden Kapiteln bekommt man einen Eindruck darüber, was unter dem Begriff "Pädagogik des Innehaltens" verstanden wird. Es wird auch genauer an die Lernsituation eingegangen. Für ErzieherInnen (aber auch für Eltern und alle, die es mit Kindern zu tun haben) ist es manchmal etwas schwierig, die richtige Balance zwischen dem Eingreifen in das Geschehen, dem Mitschwingen und dem beobachtenden Rückzug herzustellen.
  • Wahrnehmen und Aufmerksamkeit schenken - Erfahrungen teilen
  • Das "Unmögliche zulassen - Ideen ermöglichen
  • Mitschwingen, sich einlassen - Resonanz
  • Zum Ausprobieren ermutigen - Zutrauen schenken
  • Mitdenken, sich wundern - Fragen stellen
  • Eigene Ideen beisteuern -Beteiligung von Erwachsenen
  • Sich verständigen - Dialog
  • Sammeln, ordnen und betrachten - Dokumentationen
  • Einbetten in soziale Bewertungen - Rückmeldungen geben
  • Alles in allem - gemeinsam an Ideen arbeiten 
  • Geschichten erzählen - Erfahrungen verarbeiten
  • Das eigene Anliegen formulieren - an Erfahrungen anknüpfen
  • Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen - selbstbestimmt handeln
  • Auf Bündnisse vertrauen - die eigenen Möglichkeiten erweitern
  • Auf unterschiedliche Erwachsene treffen - den Handlungsspielraum ausdehnen

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Mein Lieblingszitat aus dem Buch: 


"...dass es kreativer zu sein scheint, wenn wir das Entstehen neuer Fragen und Unsicherheiten zulassen und uns innerlich nicht zu sehr mit unserem eigenen Weltbild identifizieren"
(Rosy Henneberg u.a., 2011, S. 83)

Fazit: 

Ich habe dieses Buch vor mehreren Wochen in der Bücherei ausgeborgt. Und noch bevor ich es ganz gelesen habe, habe ich es immer wieder in die Hände genommen und die Bilder angesehen. Ich kann dieses Buch wärmsten allen empfehlen, die mit kleineren Kindern beruflich zu tun haben. Anders als bei anderen Büchern zeigen hier die Autoren, wie man Theorie in Praxis so umsetzen kann, dass sie wirklich funktioniert.
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