[Rezension] Das Leben, das uns bleibt

Von Lenabosblog @LenaBorg

Das Leben, das uns bleibt

Erscheinungstermin: 24. Juli 2012

Autorin: Susan Beth Pfeffer

Verlag: Carlsen

Preis: 16,90 € (gebundene Ausgabe), 11,99 € (eBook)

Seiten: 272

ISBN: 978-3-551-58275-1

Originaltitel: This World we live in (Hardcover, Paperback #1, Paperback #2, Audio CD)

Reiheninfo: Die Welt, wie wir sie kannten (Life, as we knew it), Die Verlorenen von New York (The Dead and the Gone), Das Leben, das uns bleibt (This World we live in)

Leseprobe

Meine Bewertung

Inhalt: Fast ein Jahr ist es nun her, seitdem ein Asteroid auf dem Mond eingeschlagen ist und den Mond aus seiner gewohnten Umlaufbahn geworfen hat. Ein Jahr, in dem sich für Miranda und ihre Familie alles geändert hat. Furchtbare Umweltkatastrophen, ein langer und kalter Winter, der in ihrer Heimatstadt viele Opfer gefordert hat. Eine dicke Ascheschicht liegt seitdem in der Luft und hat Mirandas gesamte Umgebung in eine trübe und graue Welt verwandelt.

Nach einem Jahr werden die Lebensmittelrationen immer knapper. Nur noch die starken und gesunden Menschen können sich Lebensmittelvorräte für eine gesamte Woche im Rathaus der amerikanischen Kleinstadt abholen. Doch es ist nicht gewiss, wie lange das Städtchen von der Regierung überhaupt noch mit Nahrung versorgt wird, geschweige denn, ob sich das Leben auf der Erde je wieder normalisieren wird.
Die Angst vor dem Verhungern steigt weiter an, als eines Tages plötzlich Mirandas Vater, samt Ehefrau, Kind und drei Fremden, vor der Tür steht und um Unterschlupf bittet. Dabei ist auch ein Junge in Mirandas Alter…Alex.

Meine Meinung: Susan Beth Pfeffer kehrt im dritten Band der Reihe wieder zur gewohnten Höchstleistung zurück. Der Schreibstil und die gut gewählte Perspektive, die ich in ‘Die verlorenen von New York’ so schmerzlich vermisst habe, reißen den Leser in diesem Teil wieder von Anfang an mit. Die Autorin bindet das Ereignis rundum den Mond fließend in den Anfang der Handlung ein. So wird der Leser direkt an die erschreckenden Geschehnisse des ersten und zweiten Bandes erinnert. Als Leser erlebt man die Geschichte abermals durch Tagebucheinträge der Protagonistin Miranda, die wir bereits in ‘Die Welt, wie wir sie kannten’ kennengelernt haben.
Schon nach wenigen Sätzen gelingt es Susan Beth Pfeffer hervorragend, den Leser mitzureißen, indem sie die Gefühle und Gedanken des jungen Mädchens einbringt. Durch die Tagebucheinträge der Protagonistin erscheinen die Ereignisse um einiges realer, als würde es sich bei dem Buch um einen Zeitzeugenbericht handeln, und dadurch auch um einiges angsteinflößender.

‘Das Leben, das uns bleibt’ hat das gewisse Etwas. Wie auch schon in den Vorgängerbänden erschafft Susan Beth Pfeffer durch ihr realistisches Endzeitszenario durchgehend eine beklemmende Stimmung. Wer sich bisher nicht vorstellen konnte, wie es sich anfühlen muss, mit zwei kleinen Mahlzeiten pro Tag auszukommen, ohne fließendes Wasser leben zu müssen oder aber auf Strom und somit auf das Internet oder Telefon zu verzichten, der bekommt auch im dritten Teil wieder einen tiefen Einblick in ein solches Leben. Was aber noch viel erstaunlicher und dadurch fesselnd zu lesen ist, ist die Tatsache, wie Menschen sich in Katastrophensituationen charakterlich verändern können. Auch in diesem Bezug lässt die Autorin den Leser nicht im Dunkeln stehen und viel mehr noch gelingt es ihr durch diesen Aspekt, den Leser abermals in den Bann zu ziehen. Durch die Protagonistin Miranda kann man intensiv miterleben, wie sich die Zukunft eines Menschen, einer gesamten Familie von einen Tag auf den anderen verändern kann. Zukunftspläne, die man in der Vergangenheit geschmiedet hat, sind schlagartig zerstört. An dessen Stelle treten Zukunftsängste, die man sich noch nicht einmal in seinen schlimmsten Albträumen auszumalen vermag. Susan Beth Pfeffer lässt uns daran teilhaben, wie Menschen in Ausnahmesituationen handeln und vor allem wozu Menschen fähig sein können, wenn sie verzweifeln und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aufgeben.
So lässt die Protagonistin Miranda den Leser nicht nur an äußerlichen Dingen, die sich in ihrer Welt befinden, teilhaben. Wie auch schon im ersten Teil kann der Leser viel über die zwischenmenschlichen Beziehungen der Figuren erfahren. Diese Beschreibungen erweist sich genauso spannend, wie der bittere Kampf ums Überleben der Familie Evans. So gestaltet sich die gesamte Geschichte als eine Mischung aus erschreckenden Katastrophenszenarien und äußerst emotionalen Momenten.

Mein größter Kritikpunkt am zweiten Band war die Figur Alex. Ich empfand ihn beim Lesen von Seite zu Seite als größere Nervensäge und auch sein Verhalten war überwiegend aggressiv. Deswegen war ich zunächst skeptisch, als ich erfahren habe, dass auch Alex im dritten und letzten Band der Reihe wieder seinen Auftritt haben wird. Als er dann schließlich in der Geschichte auftauchte, hatte ich tatsächlich den Eindruck, eine völlig andere Figur vor mir zu haben. Verflogen war der Alex, der seine Geschwister schlecht behandelt und plötzlich war dort ein junger Mann, der sich selbst opfern würde, um seine Familie zu beschützen. Alex hat für mich eine der stärksten und schönsten Entwicklungen im Buch durchlebt. Doch trotzdem sorgte seine Figur wieder für Aspekte, die mir absolut nicht gefallen haben. Leser haben Alex bereits in ‘Die verlorenen von New York’ als sehr religiösen Menschen kennengelernt. Meiner Meinung nach ist überhaupt nichts daran auszusetzen, christliche Normen und Werte in einem Jugendbuch einzubringen. Fragwürdig ist es für mich aber, dass sich andere Figuren, blind vor Liebe, von der christlichen Moralkeule, die von Zeit zu Zeit geschwungen wird, dermaßen in ihrer eigenen Meinung beeinfluss lassen, dass sie ihre eigenen Ansichten über Bord werfen.

Fazit: Für mich ist die ‘Last Survivor’ Reihe von Susan Beth Pfeffer das lesenswerteste Endzeitszenario im Jugendbuchbereich. Denn obwohl die Autorin auf rasante Actionsituationen verzichtet, schafft sie es Seite um Seite zu begeistern. Es sind die Alltagsbeschreibungen der Familie Evans, deren Kampf ums Überleben und der tiefe Familienzusammenhalt, die als Spannungs- und Fesselungsfaktor ausreichen, um den Leser die Bücher verschlingen zu lassen.