[Rezension] Das Haus der Lügen

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Autor/in: Stephanie Lam
Verlag: Page & Turner
Seitenzahl: 480 Seiten
Genre: Roman

Schon als ich Castaway House das erste Mal sah, wusste ich, dass es eines Tages mir gehören würde. […]
Natürlich wusste ich schon damals, dass es bis dahin noch eine Weile dauern würde. Aber für etwas Wertvolles nimmt man das in Kauf. Die schönsten Dinge sind die, auf die man warten muss.
Ich blickte ein letztes Mal zu Castaway House hinauf und leistete einen Schwur.

- S. 7


Inhalt in einem Satz:
Castaway House, eine alte Villa auf den Klippen eines englischen Küstenstädtchens, wird im Jahr 1924 zum Schauplatz schrecklicher Ereignisse, deren Geheimnissen die junge Mieterin Rosie erst über 40 Jahre später durch eine Reihe unglücklicher Zufälle auf die Schliche kommt.

“Ich denke…” Sie hielt inne. “Sie sollten vorsichtig sein.”
“ Was meinen Sie damit? Ist das eine Drohung?” Ich lächelte.
Sie schüttelte knapp den Kopf, als wollte sie ein Insekt verscheuchen. […] “In diesem Haus geht Böses vor. Und wenn sie nicht aufpassen, wird es sie einholen, genauso wie Sally.”

- S. 85


Meine Meinung:
Das düstere Cover und der vielversprechende Klappentext machten mich auf Das Haus der Lügen neugierig. Ich versprach mir davon eine schauderhafte Geschichte, die fast ein bisschen nach einem Thriller klang, bekam aber etwas völlig anderes (jedoch nicht weniger Überzeugendes).

Denn bei diesem Buch handelt es sich viel mehr um einen Familiengeheimnis-Roman, der deutlich ruhiger verläuft, als ich es erwartet habe. Wir begleiten auf zwei Zeitebenen den beiden Protagonisten Robert und Rosie, deren Leben jeweils in Castaway House auf den Kopf gestellt wird.

Roberts Geschichte spielt im Jahr 1924, als er nach langer Krankheit seinen Cousin Alec besucht, der mit seiner Frau Clara das prächtige Anwesen  bewohnt. 41 Jahre später wurde das Haus längst in Mietwohnungen unterteilt und Rosie, die vor Familienproblemen davonläuft und dort Unterschlupf findet, entdeckt eine alte Inschrift, die jemand in ein Fensterbrett hineingeritzt hat: “Robert Carver ist unschuldig.”

Zudem lernt sie einen alten Obdachlosen namens Dockie kennen, der sein Gedächtnis verloren hat, jedoch weiß, dass Castaway House einst in seiner Lebensgeschichte eine wichtige Rolle gespielt hat. Doch als seine Erinnerung nach und nach wiederkehrt, wünschte er fast, sich nie erinnert zu haben…

Ich muss zugeben, dass ich anfangs große Probleme hatte, in die Geschichte hineinzufinden, da sie tatsächlich völlig anders war, als ich es erwartet hätte. Deshalb habe ich das Buch mehrmals über Wochen hinweg abgebrochen und erst nach einigen Anläufen weitergelesen. Denn die Handlung bleibt zunächst relativ ruhig und langatmig. Wir begleiten Robert und Rosie in ihrem Alltag, ohne dass so richtig herauskommt, worauf die Geschichte hinarbeitet, sodass ich mich lange Zeit fragte, inwiefern die verschiedenen Ereignisse überhaupt relevant für den Handlungsverlauf waren. Erst ab ca. der Hälfte konnte mich Das Haus der Lügen etwas mehr fesseln.

Auch die erste Hälfte ist aber keinesfalls schlecht, denn Stephanie Lam überzeugt mit ihren autentischen, interessant ausgearbeiteten Charakteren und dem geheimnisvollen Schauplatz. Sie spielt geschickt mit den Beziehungen zwischen den Personen, die Castaway House bewohnen, und baut auch die eine oder andere Liebesgeschichte ein. Außerdem werden natürlich zahlreiche Fragen aufgeworfen: Vor wem läuft Rosie davon? Was hat es mit Clara Brays Boshaftigkeit auf sich? Und vor allem fragt man sich permanent, wie alles schlussendlich zusammenhängen wird.

Gegen Ende konnte ich mich immer mehr in die Geschichte vertiefen und die letzten Kapitel bishin zu der perfekt durchdachten Auflösung haben mir sehr gefallen. Nachdem ich Das Haus der Lügen nun schon vor einigen Tagen beendet habe, muss ich sagen, dass mir das Buch auch im Nachhinein noch durch den Kopf geht und einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Zum Glück konnten mich meine anfänglichen Zweifel doch noch großteils in Luft auflösen. :)

“Ich erinnere mich an all das hier, Rosie. Diese schwarzweißen Steinfliesen, ich habe sie schon einmal gesehen. Der Schnörkel am Treppengeländer. […]
Die Wahrheit ist, dass ich mich nicht länger erinnern will. Die Wahrheit ist, dass ich mir wünsche, sie würde in tausend Teile zerbersten.”

- S. 286


Fazit:

Ein Buch, das völlig anders ist, als erwartet, aber dennoch durch die ungewöhnliche Geschichte überzeugt und den Leser in seinen Bann ziehen kann, wenn er sich erst darauf einlässt.

Bewertung: 📖 📖 📖 📖 (4/5)

Vielen herzlichen Dank an das Bloggerportal und an Page & Turner für das Rezensionsexemplar! :)


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