Rezension | "Das Glück wächst nicht auf Bäumen" von Wendy Wunder

Rezension

| Goldmann | Klappbroschur | 320 Seiten | €14,99 | The Museum of Intagible Things | Amazon |

Hannah ist schüchtern, angepasst und fällt ungern auf. Zoe ist impulsiv, temperamentvoll und liebt es, unsinnige Dinge zu tun. Hannah und Zoe sind beste Freundinnen. Nichts und niemand könnte sie trennen. Als Zoe den Drang verspürt, aus ihrer kleinen Heimatstadt in New Jersey zu verschwinden, zögert Hannah keine Sekunde, sie zu begleiten. Gemeinsam machen sie sich mit ihrem Auto auf und lassen alles hinter sich: ihre Eltern, ihre enttäuschten Lieben, das College. Und während sie Tornados jagen, Kermit befreien und neue Freunde finden, begreift Hannah immer mehr, was Zoe ihr zeigen will: dass das Leben wunderschön ist, dass man Grenzen einreißen darf, dass es Spaß macht, mutig zu sein. Und Hannah weiß auch, dass ihnen vielleicht nicht mehr viel Zeit bleibt – denn Zoe ist krank und jeder Tag mit ihr ein kostbares Geschenk.
Rezension Rezension
Gute Geschichten wachsen nicht auf Bäumen. Und klingende Autoren-Namen in Form von Alliterationen sind kein Garant für faszinierende Lektüren. Aber manchmal eben doch. Manchmal schreiben Autorinnen mit dem bezeichnenden Namen Wendy Wunder Geschichten, die voller Wunder, Leben und Faszination stecken und auf ihre Art unheimlich besonders sind. Und dann kommt "Das Glück wächst nicht auf Bäumen" dabei heraus und erzählt eine so verrückt-skurrile Geschichte über das Leben mit derart vielen Facetten, das man teilweise gar nicht hinterherkommt und auch, wenn die Geschichte um Hannah und Zoe nicht perfekt ist (was dem Leben im Grunde auch ziemlich nahe kommt!), hat mich dieses Buch im Herzen erreichen können.
Denn Wendy Wunder kann schreiben. Und wie sie schreiben kann. Ihr Stil ist voller doppelter Böden, sprudelt frisch aus den Seiten hervor und malt farbenprächtige, surreale Bilder in die Gedanken. Dabei steckt er noch so voller Wahrheiten, das man sich das Buch am liebsten krallen möchte, um sich damit zuzudecken, auch wenn definitiv nicht alles munter und fröhlich ist. "Das Glück wächst nicht auf Bäumen" steckt voller Kontraste und Dunkelheit, doch genau mit dieser Art von Erzählung, werden die hellen Seiten noch viel strahlender und geben dem Buch trotz irrer Wendungen eine ganz besondere Glücksatmsosphäre.
Denn "Das Glück wächst nicht auf Bäumen" lebt durch seine Figuren. Und die sind alle sehr besonders. Angefangen bei Zoe, die manisch depressiv ist und ihrem kleinen Bruder Noah, der Asperger hat, bis hin zu der Protagonistin Hannah, aus deren Sicht die Geschichte erzählt ist, die einen unzuverlässigen Vater und eine desinteressierte Mutter hat, die unter Existenzängsten leidet und kein Licht in ihrem Leben finden kann. Jede Figur, ganz gleich, wie unbedeutend sie auch erscheinen mag, bringt eine bestimmte Lebendigkeit in die Geschichte, die man selten in Romanen findet. Auch wenn nicht jeder unbedingt nahe wirkt, so wecken sie doch alle das Interesse des Lesers und erzählen ihre eigene Geschichte, was eine ganz besondere Dynamik in das Buch bringt und dazu führt, das man es nicht aus der Hand legen kann.
Über den Plot lässt sich streiten, denn ich persönlich muss sagen, dass ich beispielsweise den Einstieg erst etwas schwierig fand und zwischendurch erst einmal damit klar kommen musste, das dem Buch der rote Faden im Grunde fehlt. Das ist jedoch nicht negativ zu verstehen, denn sobald man sich darauf eingelassen hat, passt diese Art, eine Geschichte zu erzählen, einfach perfekt zum Inhalt. Nichts ist Gewiss, man muss das Leben so nehmen, wie es kommt, immer das Beste herausholen und nicht immer nur nach den Regeln des Alltags tanzen. All das und noch viel mehr suggeriert die Geschichte. Das Ende fand ich sehr abrupt und ist, neben dem etwas schwierigen Einstieg, das einzige, was ich zu kritisieren habe. Irgendwie geht plötzlich alles sehr schnell und man hat kaum Zeit, es zu verarbeiten. Hier hätte ich mir eine andere Lösung gewünscht, die etwas glatter und stimmiger hätte sein können.
Rezension Wenn man schon Wunder mit Nachnamen heißt, kann vielleicht nur eine wundervolle Geschichte dabei herauskommen. Mit "Das Glück wächst nicht auf Bäumen" beweist Wendy Wunder jedenfalls, dass ihr Name nicht von irgendwo kommt und nimmt den Leser mit auf einen völlig chaotischen Road Trip voller Glück, Leben, Liebe und vor allen Dingen Freundschaft. Eine bewegende, berührende und etwas andere Geschichte, die mit einem grandiosen Schreibstil und viel Dynamik zu begeistern weiß. Wenn ihr auf der Suche nach einem kleinen literarischen Wunder seid, in dem es nicht immer nur Sonnenschein gibt, solltet ihr euch die Geschichte von Hannah und Zoe einmal genauer ansehen...
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