Rezension: Das Gespenst von Canterville - Oscar Wilde

Rezension: Das Gespenst von Canterville - Oscar Wilde

Meine Bewertung ★★★


SHORT FACTS

Titel: Das Gespenst von Canterville
Autor: Oscar WildeErsterscheinung: ca. 1887Seiten: ca. 112

  

Der Glaube an das Gute

In meiner Ausgabe sind insgesamt fünf kurze Geschichten enthalten: „Das Gespenst von Canterville“, „Der glückliche Prinz“, „Die Nachtigall und die Rose“, „Der selbstsüchtige Riese“ und „Lord Arthur Saviles Verbrechen“.

Alle Geschichten sind emotional sehr berührend, ich würde sie sogar als aufwühlend bezeichnen.


„Das Gespenst von Canterville“ ist alles andere als der kettenrasselnde britische Altadel, den ich eigentlich erwartet hatte. Ich gebe zu, bemüht hat er sich schon, die neue Familie im Hause Canterville zu erschrecken, aber mit Amerikanern kommt nicht einmal alteingesessener britischer Geisteradel zurecht. Eine kurzweilige Geschichte, die einem zum Schmunzeln bringt!

„Der glückliche Prinz“ ist eine Erzählung, die ich als Kind um Weihnachten herum, schon in diversen Filmversionen gesehen habe. Eine Schwalbe und die Goldstatue eines Prinzen helfen zusammen, um dem ehemaligen Volk des Prinzen Gutes zutun und sich dabei selbst zu opfern. 

„Die Nachtigall und die Rose“ erzählt ebenfalls von einem Kind der Lüfte. Es ist die Geschichte der Nachtigall, die nach einem harten Winter rote Rosen zum Blühen bringt.

„Der selbstsüchtige Riese“ verschanzt sich und seinen Garten hinter einer hohen Mauer, damit außer ihm ja keiner Freude daran hat.

„Lord Arthur Saviles Verbrechen“ zählt wie die erste Geschichte eher als heitere Lektüre mit makabren Grundton, der mir sehr gut gefallen hat.

Obwohl es ein sehr dünnes Büchlein ist, konnte ich es unmöglich in einem durchlesen, denn besonders die Geschichten von der Schwalbe, der Nachtigall und dem Riesen haben mich richtig ergriffen und ich musste es immer wieder zur Seite legen, um über die einzelnen Erzählungen nachzudenken.

Alle Geschichten sind vom Motiv der Nächstenliebe, dem Glauben an das Gute und dem Umgang mit der harten Realität geprägt. Sie handeln von alles fressenden Egoismus, alles opfernder Liebe und den Hoffnungen, die man in seinem Herzen trägt.

Oscar Wilde schreibt teils heiter, meistens traurig, manchmal makaber, aber schafft es mit seinen Erzählungen jedes Mal mitten ins Herz zu treffen, etwas im Selbst zu bewegen und den Leser nachdenklich zurückzulassen, was meiner Meinung nach - nach mehr als 100 Jahren - einer wahren Meisterleistung entspricht.


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