{Rezension} Das dunkle Land von Elizabeth Kostova

Von Froileinwonder @FroileinWonder

Alexandra Boyd reist nach Bulgarien um dort Englisch zu unterrichten und erfüllt sich zudem mit der Reise einen Traum, den sie schon seit frühester Kindheit gemeinsam mit ihrem Bruder hegte. Durch Zufall gelangt Alexandra nach ihrer Ankunft in der Hauptstadt Sofia in den Besitz eines Holzkästchens. Darin befindet sich die Asche eines Verstorbenen, die sie schnellstmöglich wieder an die Familie übergeben möchte. Dabei freundet sie sich mit ihrem Taxifahrer Bobby an, der sich während des spannenden Roadtrips zu einem verlässlichen Begleiter entwickelt. Stück für Stück enthüllen die beiden die spannende Geschichte des Verstorbenen Musikers Stoyan Lazarov, dessen Schicksal von den Umständen der Politik des 20. Jahrhunderts geprägt wurde.

Elizabeth Kostavas Roman "Das dunkle Land" konnte mich schon alleine durch das wunderschöne Cover für sich einnehmen. Die Covergestaltung mit dem dunklen Hintergrund und den farbig-glänzend Pflanzenumrissen, die sich leicht vom Material abheben, sowie der pinkfarbene Leinenrücken harmonieren perfekt zusammen und stellen eine wahre Augenweide im Buchregal dar. Außerdem empfand ich das haptische Gefühl durch den Leinenrücken als sehr angenehm.

Zwischen den hübschen Buchdeckeln steckt eine Geschichte die Zeit braucht. Zeit in der sich die ganze Tiefe, eine Bandbreite an Emotionen und vor allem die Beschreibungen über das für mich fremde Land Bulgarien langsam entfalten können. Wenn man sich diese Zeit nimmt und sich der Geschichte öffnet, wird man mit einer berührenden Story belohnt, die auf den letzten Seiten noch mit einem nicht zu verachtenden Spannungsbogen überrascht.

Für mich waren es weniger die einzelnen Charaktere die dieser Geschichte Leben einhauchen, sondern eher das Zusammenspiel der unterschiedlichen Protagonisten die erst gemeinsam ein Bild über Land und Leute Bulgariens abgeben. Besonders fesselnd und berührend war für mich die dunkle Seite der kommunistischen Politik des zwanzigsten Jahrhunderts. Denn je mehr die Protagonistin Alexandra über den Verstorbenen Musiker Stoyan Lazarov in Erfahrung bringt, desto tiefer dringt sie in die Abgründe seiner Vergangenheit ein, deren Schatten sich bis in die Gegenwart erstrecken.

Die Autorin hat in ihrem Roman "Das dunkle Land" auf verschiedene Erzählperspektiven zurückgegriffen, so dass der Leser nicht nur in die Rolle der jungen Reisenden schlüpft, sondern auch die Lebensgeschichte von Stoyan Lazarov direkt erzählt bekommt. Durch diesen Kniff gehen einige Abschnitte des Romans noch tiefer unter die Haut.

Während Alexandra eine innige Freundschaft zu dem Taxifahrer Bobby knüpft, steht im direkten Kontrast dazu die Zeit von Stoyan Lazarov im Arbeitslager. Elizabeth Kostova legt bei ihrer fiktiven Geschichte über den Musiker das Hauptaugenmerk vor allem darauf, was einen Menschen unter solch erniedrigenden, hoffnungslosen und schlechten Bedingungen am Leben erhält ohne das die eigene Willenskraft dabei in tausend Stücke zerspringt. Die Antwort in diesem Roman ist eine wundervolle, ruhige und stetige Liebe. Die Liebesgeschichte zwischen Stoyan Lazarov und seiner Frau ist wie ein Fels in der Brandung und besteht durch gute wie durch schlechte Zeiten.

"Das dunkle Land" ist ein ruhiger Roman der sich über 700 Seiten erstreckt und gerade zu Beginn auch ein paar Längen aufweist. Trotzdem hat mir die fiktive Geschichte von Elizabeth Kostova richtig gut gefallen, gerade auch weil sie mir das bisher unbekannte Land Bulgarien näher gebracht hat.

Ein berührender und abenteuerlicher Roman über Land und Leute Bulgariens und eine unerschütterliche Liebe.

Elizabeth Kostova wurde 1964 in Connecticut geboren, verbrachte allerdings bereits in ihrer Jugend viel Zeit in Europa. Später studierte sie Anglistik in Yale und Creative Writing an der University of Michigan. In Bulgarien begegnete sie nach dem Ende der kommunistischen Diktatur ihrem späteren Mann, Gyorgi Kostov. Die beiden heirateten 1990 und ließen sich in der Nähe von Philadelphia nieder. 2005 erschien Elizabeth Kostovas erster Roman, "Der Historiker". Es war zugleich das erste Romandebüt, das direkt auf Platz 1 der New York-Times-Bestseller-Liste sprang. Das Werk wurde in vierzig Sprachen übersetzt und mit dem Quill Award sowie dem Independent Bookseller Award ausgezeichnet. Auch ihr nächster Roman, "Schwanendiebe", war internationaler Bestseller. Elizabeth Kostovas Erzählungen, Gedichte und Essays sind in zahlreichen Anthologien und Literaturzeitschriften erschienen wie beispielsweise dem Mississippi Review, dem Magazin Poets & Writers oder der Sammlung The Best American Poetry. Die Autorin hat an der University of North Carolina, der University of Michigan, der Drexel University und der University of the Arts in Philadelphia sowie an der Pennsylvania State University unterrichtet. Sie hielt außerdem soziopolitische Seminare und ist Mitbegründerin der Elizabeth Kostova Foundation für kreatives Schreiben in Bulgarien, die Wettbewerbschancen für Autoren und Übersetzer aus Bulgarien bietet und zudem englischsprachigen Autoren Möglichkeiten eröffnet, nach Bulgarien zu reisen. Elizabeth Kostova gehört dem Hochschulrat der American University of Bulgaria in Blagoewgrad an und ist Vizepräsidentin des Pen & Plate Club in North Carolina.

Quelle: Randomhouse/Foto: © Lynne Harty / c/o Jenny Meyer Agency

Der Roman war ein Abenteuer, auch wenn er eher leise erzählt wird.

[...]wenn man es schafft, sich auf die unwahrscheinliche Ausgangssituation und das langsame Tempo der Geschichte einzulassen, erwartet einen eine faszinierende Reise in ein interessantes Land.
Literaturliebe

Ein in jeder Hinsicht unterhaltsames, spannendes und sehr empfehlenswertes Buch.
Kunst und Literatur

Der Schreibstil der Autorin gefiel mir unfassbar gut, es war spannend etwas über ein Land zu lernen, über das ich kaum etwas wusste.
Traumrealistin