Rezension: Das Buch der verborgenen Dinge - Francesco Dimitri

Von Niwa

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Das Buch der verborgenen Dinge| Francesco Dimitri |

Verlag: Heyne Verlag 2020 

Seiten: 432 ISBN: 9783453320352

MEINE BEWERTUNG 

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Dichte Atmosphäre, italienisches Ambiente & eine abgefahrene HandlungVon Kindheit an sind Fabio, Mauro, Tony und Arturo Freunde. Mittlerweile hat sie das Leben in alle Winde verstreut. Um der alten Zeiten willen treffen sie sich einmal pro Jahr in ihrem apulischen Heimatdorf Casalfranco. Dieses Jahr kommt es aber anders, als Arturo nicht zum Jahrestreffen erscheint. Fabio, Mauro und Tony machen sich auf die Suche, die sie nicht nur in ihre Vergangenheit führt, sondern ominöse Geheimnisse erfahren lässt.
„Das Buch der verborgenen Dinge“ ist schwierig in ein Genre einzuordnen. Es ist ein düsterer Italien-Roman, auf den die gut gelaunte Sonne knallt, eine üppige Mahlzeit, die mit einem Schluck Fernet runtergespült wird und wie ein Pakt unter Freunden, der eine sanfte Brise Horror verströmt. 

Treibende Frage ist Arturos Verschwinden. Egal, ob in Vergangenheit oder Gegenwart, Arturo hat den Hang, durch geheimnisvolle Abwesenheit aufzufallen. Fabio, Mauro und Tony sind beunruhigt, weil es untypisch ist, dass Art nicht zum Jahrestreffen erscheint. 

Art ist als einziger in Casalfranco geblieben beziehungsweise in das Heimatdorf zurückgekehrt. Daher fahren die Freunde kurzerhand zu seinem Bauernhof, wo sie auch keine Spur von ihm finden. Beunruhigt nehmen sie die Recherche und weitere Suche auf. Es lässt ihnen keine Ruhe, dass ihr guter Freund verschwunden ist. 

Die Freunde sind Ende Dreißig und kennen sich von ihrer Schulzeit an. Sie sind von ihrer Kindheit in dem kleinen apulischen Dorf geprägt. Süditalien strömt ihnen aus allen Poren, obwohl sie dachten, den Geruch längst abgewaschen zu haben. 

Autor Francesco Dimitri lädt damit seine Leser auf eine durchdringende Reise auf den Absatz des Stiefels ein. Casalfranco ist der Inbegriff des italienischen Dorfs, echtes Italien, bevor es von den Touristenmassen überflutet wird. Reichhaltige Mahlzeiten werden kredenzt, die Pizza schmeckt phänomenal und der Espresso hält die Lebensgeister wach. Neben der romantischen Vorstellung des abgelegenen Dorfes werden Leser und die drei Freunde sachte mit der alles umfassenden Familie konfrontiert - die ein fester Bestandteil der hiesigen Kultur ist. Denn die regionale Mafia hat überall ihre Finger im Spiel.

Abseits des italienischen Flairs - in den ich mich von der ersten Seite an verliebt habe - arbeitet der Autor das Schicksal und Leben der Protagonisten auf. Wenn man langsam aber sicher auf die Vierzig zugeht, zweifelt man an der bisherigen Lebensführung. Die Midlife-Crisis bahnt sich an, und weder Fabio, Mauro noch Tony bleiben von deprimierenden Hamsterrad-Gedanken verschont.

All diese Facetten sind mit der Suche nach Arturo verwoben. Rückblenden aus Kindheit und Jugend wechseln sich mit dem aktuellen Geschehen ab. Dabei ist der Verbleib des Freundes von gefährlichen, mysteriösen und teilweise wirren Umständen umgeben. Hier nimmt der Roman sehr merkwürdige Züge an, die dennoch fesselnd und faszinierend sind. 

Meiner Meinung nach ist es ein seltsamer Roman, der dank dichter Atmosphäre, dem italienischen Ambiente und der abgefahrenen Handlung ein außergewöhnlich gutes Lesevergnügen ist. Ich wusste nie, was als Nächstes kommt. Ich habe mich in jedem der Freunde mehr als einmal getäuscht. Und von manchen Intermezzi war ich so schockiert, dass ich ungläubig den Kopf schüttelte. 

Mit dem Ende war ich nicht ganz zufrieden. Hier ist es mir ähnlich wie den Freunden ergangen, weil es kein runder Abschluss auf die Frage nach Arturos Verschwinden ist. Allerdings setzt Francesco Dimitri mit dem letzten - ja, dem letzten! - Wort eins drauf, was mich das Buch schmunzelnd zuschlagen ließ. 

Für mich war „Das Buch der verborgenen Dinge“ ein verblüffendes Erlebnis. Es ist ein Roman, der sich eindeutig von anderen abhebt, und daher in keine Schublade passt. Ich bin beeindruckt von der dichten Atmosphäre, den ausgefeilten Figuren und dem italienischen Flair. Die Handlung ist mehr als speziell, doch sie hat sich auf jeden Fall eine Chance verdient. 

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