[rezension] Das Beste von allem - Jona Raffe

Von Falballa
Titel: Das Beste von allem
Originaltitel: The Best Of Everything
Autorin: Rona Jaffe
Verlag: Ullstein
Veröffentlich: 11. Mai 2012
Preis: 9,99€ Taschenbuch
Seiten: 656 Seiten
Erhalten durch: www.vorablesen.de
... wenn Carry Bradshaw in den 50'ern gelebt hätte..
Inhalt:
Carolin Bender entscheidet sich nach ihrer aufgelösten Verlobung ihr Heimatdorf zu verlassen und in New York neu anzufangen. Die Stelle in einem Verlag ist ihr sicher und schnell findet sie Anschluss bei den Kolleginnen. Während es bei allen nur darum geht, den richtigen Mann zum heiraten zu finden, passieren aber allerlei andere Dinge, die die Damen nicht geplant hatten. Die ein oder andere Katastrophe, manch heimliche Affäre und ganz viel Leben!
Meine Meinung:
Noch vor der eigentlich Geschichte bekommt man den Hinweis, dass das Buch bereits in den 50er Jahren erschienen ist, und es sich hier um eine Neuaflage hält. Ich war ein kleines bisschen skeptisch, ob dieses Buch dann auch noch für die Frauen aus unsere Zeit gilt. Aber, ich war überrascht.
Aber zuerst einmal möchte ich auf das Buch und das Design eingehen. Das Cover ist wirklich geschmackvoll und wunderschön, Und es passt so toll zum Buch. Aber man hat sich die Mühe gemacht, mehr aus diesem Buch zu machen.


Die Idee, auch Bilder auf die Buchseiten zu drucken finde ich klasse, und die Bilder sind sehr passend zum Inhalt. Als ich das Buch zum ersten Mal in den Händen gehalten habe, war ich einfach nur begeistert.
Über 600 Seiten, ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt ein solanges Buch gelesen habe. Das liest man auch nicht einfach so.
Schon nach den ersten Seiten war ich Feuer und Flamme für das Buch. Nicht nur die Protagonistin Caroline Bender hatte mein größtes Mitgefühl, sondern auch das ganze Drumherum. Ich hatte das Gefühl, als säße ich mitten in New York in einem Cafe, und jemand erzählt mir die Geschichte aus dem Buch. Man erlebt New York selbst mit.
Eine Sache, die mir schon beim Klappentext in den Sinn kam, und die durch das Buch bestärkt wurde ist, dass hier ein bisschen Carry Bradshaw aus "Sex and the City" drin  ist, obwohl das Buch ja vorher erschienen ist, als man an die Serie noch gar nicht gedacht hat. Diese ersten Eindruck hat auch Moni (http://monitestet.blogspot.de/). Woran es liegt, kann ich gar nicht sagen, aber "Sex and the City" in den 50ern wäre auf jeden Fall dieses Buch gewesen.
Das Buch erzählt zwar die Geschichte von Carolin Bender, aber eben nicht ausschließlich. In den weiteren Kapiteln lernen wir ihre Arbeitskolleginnen kennen, und manche Kapitel sind auch nur von diesen, und ohne Carolin. Es geht darum, dass sie alle nach New York gekommen sind, um sich ihren Traum zu erfüllen. Die einen wollen Schauspielerin werden, die anderen warten nur darauf geheiratet zu werden, und manche wollen eben Karriere machen. Und drumherum treibt New York ... und mittendrin diese jungen Mädchen, die gerade vom College kommen.
Eine zentrale Rolle in dem Buch spielt der Verlag, in dem die Mädchen arbeiten. Das ist der Knotenpunkt, an dem sie sich kennenlernen, an dem aber - obwohl sie alle zu Beginn der gleichen Arbeit nachgehen - ganz unterschiedliche Träume hängen. Carolin sucht Beschäftigung, um ihre gelöste Verlobung zu vergessen. Mary-Agnes (ein so treffender Name in diesem Fall) plant ihre Hochzeit und wird dann ein Kind kriegen, April hat sich irgendwie dorthin verlaufen... und und und...
Das Buch ist ein Buch für Frauen. Klar, es geht auch um Sex, aber es ist nichts für Männer. Es geht um uns, unsere Gefühle und vor allem, um das Ansehen der Frauen in den 50ern. Eine Frau und außerehelicher Sex? Sex vor der Ehe? Sex mit einem verheiratetem Mann? Leben in wilder Ehe? Alles Fragen, die die Damen damals sehr bewegt haben, als Heiraten eine wichtige Aufgabe für Frauen war und ein Job und die Karriere eher nebensächlich waren. Doch, wie schwer es ist, jemanden zu finden, den man heiraten möchte, und den man dann auch noch liebt, zeigt dieses Buch. Es gibt potentielle Kandidaten, aber, kann man sein Leben mit einem Mann verbringen, denen man nicht liebt? Oder, wenn man jemanden liebt, der aber nicht heiraten will?
Das Leben ist tragisch und es ist gemein, es ist romantisch und wundervoll. Es hält eine Überraschung bereit und zerstört Träume. Die Autorin Jona Raffe hat sich mit den Charakteren und den unterschiedlichen Leben große Mühe gegeben. Im Nachwort erfährt man, dass sie Interviews mit Frauen geführt hat, und die zentralen Fragen im Buch gestellt hat. Sie wollte wissen, ob nur sie so denkt, oder auch andere?! Sie musste feststellen, dass eine ganze Generationen von Frauen unter den Gleichen Ängsten litt, und die gleichen Hoffnungen hegte.
Der Schreibstil ist echt und authentisch. Die Sprache ist einfach, wie als würde jemand eine Geschichte erzählen, hier und da wenn einem noch etwas einfällt, etwas hinzufügen, und manche Dinge wurden vergessen. Aber im gesamten, hatte ich das Gefühl, mir erzählt jemand diese Geschichte, aus seiner Erinnerung, als wäre sie wirklich so passiert.
Auch wenn ich das Buch mal zur Seite gelegt habe, und erst zwei Tage später weiter gelesen habe, wusste ich noch genau worum es geht, und hatte das Gefühl, wieder bei den Mädels zu sein. Ich war ein bisschen gefangen von der Geschichte und habe mich gefreut.
Das das Leben in New York, so schön man es sich auch vorstellt, nicht nur schän war, ist denke ich klar. Und das wird auch ungeschänt gesagt. Was ist mit den ganzen unerfüllten Träumen, den gescheiterten Persönlichkeiten, den unglücklich verheirateten? Sie alle bleiben in New York und schwimmen in dem Strom mit. Träume können auch zerplatzen, und nicht alle Mädchen in diesem Buch finden ihr Glück. Manche auch erst im zweiten Anlauf. Und manche, sterben ohne je wirklich gelebt zu haben.
Die Themen die im Buch angesprochen werden, haben die Frauen damals bewegt, könnte man meinen, aber sie auch heute noch relevant, wie ich finde. Wie blickt man auf eine Frau, die erst mit 40 heiratet? Was sagt man zu einem jungen Mädchen, dass ein Kind von ihrem Freund (nicht Ehemann) abtreibt? Wie wird ein Mädchen angeschaut, das lieber Karriere macht, als ans heiraten zu denken? Wie gucken wir auf ein Mädchen, dass zuviele Dates hat? Auch heute noch gibt es diese Probleme und Schwierigkeiten, und das Buch ist genausp aktuell, wie vor über 50 Jahren. Ein zeitloses Buch. Und auch deswegen erinnert es mich an "Sex and the City", denn viele Aspekte werden in der Serie genannt. Vielleicht ja inspiriert von diesem Buch.
Das Buch hat mich bewegt und mich zum schmunzeln gebracht, und es hat mich eines gelehrt: Lebe dein Leben und lebe vor allen Dingen deine eigenen Träume.
Mein Fazit:
Großes Lob an die Autorin, die einen zeitlosen Roman geschrieben hat, der das Herz der Frau berührt und einfach echt ist. Es wirkt freundschaftlich. Es ist aus der Seele einer Frau geschrieben, die eigentlich für eine Generation schreiben wollte, und auch im neuen Jahrtausend noch Frauen berührt. Ich empfehle das Buch allen Frauen, die ein bisschen Herzschmerz, Angst vor der Zukunft oder unerfülltre Träume haben. Dauem hoch! Beide sogar!