Rezension | Dark Wonderland: Herzbube von A.G. Howard

Von Paperdreams @xGoldmarie

cbt | Hardcover | 480 Seiten | €17,99 | Unhinged | Kaufen?


Alyssa Gardner ist durch den Kaninchenbau gegangen, wurde zur roten Königin gekrönt und hat mit dem Bändersnätch gekämpft. Alyssa ist die Nachfahrin von Alice Liddell – besser bekannt als Alice im Wunderland. Jetzt muss sie bloß noch den Schulabschluss machen und ein ganz normales Leben mit ihrer großen Liebe Jeb anfangen. Wäre da nur nicht der finstere, verführerische Morpheus, der sie zu einem neuen gefährlichen Abenteuer überreden will. Dabei geht es um nichts Geringeres als die Rettung von Wunderland. Alyssa weigert sich, ins Reich hinter dem Spiegel zurückzukehren. Doch hat sie wirklich eine Wahl? Plötzlich wimmelt es in ihrer eigenen Welt vor wunderlichen Gestalten ...

"Aber jetzt begreife ich mehr denn je, wie wichtig jede Erinnerung ist, egal ob schlimm oder gut, denn sie machen uns zu denen, die wir sind." Seite 361
Zweite Bände sind schwierige Bände - vor allen Dingen, wenn der erste Band begeistern konnte. Meistens sind zweite Bände nicht mehr als eine ungefähre Wiederholung der Geschehnisse aus dem Vorgänger und versuchen Zeit und Handlung zu überbrücken. "Dark Wonderland: Herzbube" ist ein solcher Fall und gibt sich selbst die meiste Zeit extrem zäh. Die Handlung tanzt auf der Stelle, dreht sich permanent im Kreis und schafft es einfach nicht, an die verrückte und absonderliche Stimmung des ersten Bandes anzuknüpfen. Vereinzelt gibt es Szenen, die mir gut gefallen haben und eindeutig Spaß machen, insgesamt ergeben diese Szenen jedoch nur einen kleinen Teil der Geschichte und schaffen es nicht, das Buch durchweg spannend zu machen.
Was man auch dem zweiten Band der Reihe nicht absprechen kann, sind Fantasie, Kreativität und Skurrilität - alles Dinge, die die Reihe auszeichnen und zu dem machen, was sie ist: eine faszinierende Märchenadaption mit allerlei eigenen Elementen und eine Art Neuerzählung von "Alice im Wunderland". Besonders die Vergangenheit spielt in diesem Band eine große Rolle - und das in vielerlei Hinsicht, denn nicht nur Jebs Erinnerungslücke wird Thema, sondern auch die Rolle einer gewissen Figur für die komplette Reihe. Hier wird man ein ums andere Mal mehr oder weniger überrascht und erhält einen in jedem Fall faszinierenden Einblick in die Vergangenheit. Untermalt wird dies mit der düsteren und skurrilen Atmosphäre, die mich zwar nicht so überzeugt hat, wie im ersten Band, eindeutig jedoch Spaß macht.

Auch was die Figuren angeht, wirkt "Herzbube" teils ein wenig blass. Das könnte daran liegen, dass sie ohne das farbenfrohe und verrückte Wunderland als Setting nicht mehr allzu pompös und faszinierend wirken. Es fehlt einfach das gewisse Etwas, ob das nun bei der Protagonistin Alyssa der Fall ist, die mir teils etwas zu stereotyp und sprunghaft, was natürlich an ihrer anderen Seite liegt, die sich durch Wunderland besitzt, doch genau dieses Hin und Her macht die Geschichte so altbekannt und wenig originell. Einzig Morpheus weiß mich noch immer irgendwie zu interessieren und zu überraschen, wobei hier die Dreiecksgeschichte immer wieder aufgegriffen und mir zu prominent ist. Trotzdessen das "Dark Wonderland" für mich keinen zweiten Teil gebraucht hätte, habe ich mich auf "Herzbube" gefreut und wurde letztlich ernüchtert - ein typischer zweiter Band, der versucht, Altes aufzuwärmen und sich dabei arg verbrennt...