Nach mehreren Kurzgeschichten veröffentlichte Autorin Cynthia Swanson nun mit “Als ich erwachte” ihren ersten Roman, auf welchen ich bereits im Vorfeld durch das schlichte, aber tolle Cover sowie einer überaus interessant klingenden Inhaltsbeschreibung neugierig geworden bin.
Es ist das Jahr 1962 und Katharyn, von allen aber Kitty genannt, betreibt gemeinsam mit ihrer einzigen und besten Freundin Frieda eine Buchhandlung. Als sie diese eröffnet hatten, führte eine Straßenbahn durch die Straße, an der das Sisters liegt und das Geschäft florierte. Jetzt haben die beiden jedoch immer weniger Kunden, welche es alle in die großen, neuen Einkaufszentren außerhalb der Stadt zieht.
Doch das schlecht laufende Geschäft ist eines Tages nicht mehr Kittys einzige Sorge. Immer wenn sie einschläft, findet sie sich einer Traumwelt wieder, in der sie glücklich verheiratet ist und gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihren Kindern in einem großen Haus lebt. Diese Traumwelt fühlt sich zunehmend immer realer an, macht Katharyn aber auch immer mehr Angst. Manchmal wünscht sie sich nichts sehnlicher, als endlich aufzuwachen und in ihre Welt zurückzukehren…
Die Idee hinter dieser Geschichte hat mich schon beim Durchlesen des Klappentextes ungemein angesprochen und glücklicherweise konnte sie mich auch tatsächlich überzeugen. Zwei verschiedene Leben, keines davon perfekt, aber beide fühlen sich auf irgendeine Art und Weise richtig und gut an. Während der Lektüre stellt man sich als Leser automatisch die Frage: was wäre wenn? Würde man an einem bestimmten Punkt im Leben eine andere Entscheidung treffen, wenn man dies getan hätte, wäre das Leben dann besser, schlechter, einfacher?
Achtung: dieses Cover entspricht nicht dem tatsächlichen Cover, siehe Bild o.l.
Anhand ihrer Protagonistin zeigt die Autorin ganz wunderbar, dass es – egal wie man sich an einem Punkt entscheidet – kein ideales Leben, keine perfekte Lösung gibt. Als Leser ahnt man im Laufe der Handlung, dass mit Katharyns Träumen etwas nicht stimmt, dass das nicht nur Träume sind. Ich hatte von Anfang an mehrere Vermutungen, auf was es im Endeffekt hinauslaufen könnte, wurde dann aber im Nachhinein positiv überrascht, da mich die Geschichte dahinter unvorhersehbar überraschen konnte und mit keiner meiner Vermutungen übereinstimmte.
Die zwei recht verschiedene Handlungsstränge bietet der Geschichte zudem eine ordentliche Portion an Abwechslung und führen dazu, dass man als Leser wirklich gefesselt von der Geschichte ist und diese zu keinem Zeitpunkt zu eintönig oder gar langweilig wirkt. Ob man nun Katharyns Single-Dasein oder ihr Familienleben lieber mag, spielt deswegen schon gar keine Rolle – für jeden Geschmack ist somit alles dabei. Die immer wieder aufkommenden Erinnerungen in Form von Rückblicken führen weiterhin dazu, dass keine Länge aufkommen.
“Als ich erwachte” erzählt eine interessante, abwechslungsreiche und berührende Geschichte, zeigt einen Umgang mit schweren Schicksalsschlägen und dass es ganz gewiss keinen einzigen, perfekten Lebensweg gibt.