|Rezension| Cry Baby von Gillian Flynn

Autor: Gillian Flynn
Verlag: Fischer 2009
Seiten: 319
Genre: Thriller
Sprache: deutsch
Reihe: -

Crybaby

Die Journalistin Camille Preaker geht zurück in ihren Heimatort Missouri, um dort einen Artikel über 2 getötete Mädchen zu schreiben. Die beiden wurden kurz hintereinander entführt und ermordet. Von Vergewaltigung ist keine Spur, doch beiden Mädchen wurden alle Zähne gezogen.

Ich muss sagen, dass ich mich sehr auf Cry Baby gefreut habe, da ich von Gone Girl auch recht angetan war. Leider war die Story für mich dann doch sehr ernüchternd. Unter einem Thriller verstehe ich einfach etwas anderes als das was mir hier geboten wird. Es geht in erster Linie um Camille, ihre Kindheit und Jugend, den frühen Tod ihrer kleine Schwester, die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter und die daraus resultierenden Wunden auf ihrer Haut, die sie sich selbst zugefügt hat um sich zu spüren. All diese geritzen Wörter brennen nun wieder, als sie in ihrem alten Zimmer, in ihrer Heimat ist.
Hinzu kommt Amma, Camilles 13 jährige Stiefschwester, die viel zu frühreif und zu verzogen ist und auf eine andere Art als Camille die ebenfalls verkorkste Mutter-Tochter-Beziehung verarbeitet.

Ich kann nicht sagen, dass ich sofort wusste wie die Story ausgeht, aber nachdem auf gut 300 Seiten nichts, aber auch gar nichts passiert ist was irgendwie in Richtung Thriller geht, war klar, dass es so kommt, wie es dann kam. Und so blieb der große Überraschungseffekt am Ende dann auch aus, was grundsätzlich nicht schlimm ist, wenn mir Flynn wenigstens ein bisschen Gänsehautfaktor geboten hätte.

Cry Baby ist eindringlich geschrieben und obwohl ich natürlich mit Camille gelitten habe, konnte ich sie nicht verstehen und ihre Taten auch wirklich nicht gutheißen. Wenn man mit 30 Jahren, mit seiner 13 jährigen Schwester Drogen nimmt, nur um zu einer Teenager-Clique dazu zu gehören, dann zeigt das zwar, dass man ziemlich kaputt ist aber verstehen kann ich es trotzdem nicht und auch der Sex mit John war für mich einfach nicht nachvollziehbar.

Gut fand ich, dass in Cry Baby mal nicht die taffe Reporterin gezeichnet wird, die jeden Fall löst und vor keiner Gefahr zurückschreckt.

Blöd fand ich, dass es einfach zu viel Camille war. Wäre es ein Buch über Depressionen, wäre das vollkommen Ok, aber unter dem Decknamen eines Thrillers, war es mir dann doch ein bisschen viel Ego.

Fazit: Alles in allem geht es um ziemlich viele kaputte Charaktere und Umstände, Taten und das Umfeld, also alles was Menschen zu dem werden lässt was sie sind. Wenn das Buch nicht als Thriller angepriesen werden würde, hätte ich vielleicht mehr Verständniss beim Lesen gezeigt. Wer aber einen Thriller lesen möchte, der sollte besser zu einem anderen Buch greifen.


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