[Rezension] Charlotte Couvé – Show. Ein Netz aus Liebe und Lügen

Von Jessica Becker @freakin_minds

Inhaltsangabe des Verlages "Show" ist DIE neue App am Social-Media-Himmel. Sie verspricht Ruhm, Erfolg und sogar eine Model-Karriere für diejenigen, die mit ihren Fotos die meisten Punkte sammeln können. Für Klara bedeutet das nur eine oberflächliche App mehr. Und trotzdem unterstützt sie ihre beste Freundin dabei, im "Show"-Finale Platz 1 zu belegen. Aber dann verschwindet Valerie spurlos und Klara ist sich sicher: Es gibt eine Verbindung zu dem sozialen Netzwerk. Um ihre Freundin zu retten, schließt sie sich mit Victor zusammen, dem jungen und erfolgreichen Erfinder der App. Doch bald zweifelt Klara nicht nur an Victors Absichten, sondern auch an ihrer bedingungslosen Freundschaft mit Valerie.

Meine Meinung zu Show

Show und ich ... ein Verhältnis für sich. Ich bin immer noch, auch nach der letzten Seite, noch sehr zwiegespalten, was meine Meinung zu der Geschichte um Klara angeht. Anfangs hatte ich das Gefühl, die Story startet gar nicht durch, aber ich habe ihr eine Chance gegeben, weil ich Hoffnung hatte, dass sie Fahrt aufnehmen wird. Dem war dann auch so. Und dann kam der Schluss. Wieder zähfließender Verkehr. Ich hatte so ein Autofahrten-auf-der-Autobahn-Feeling. Mal ging's gut voran, mal eher zäh. Jetzt ... nach der letzten Seite sitze ich nun hier und versuche, die Rezension zu schreiben. Es fällt mir schwer, weil ich so viel Hoffnung in die Story hatte, da die Thematik sehr aktuell ist und bei vielen wohl Salz in eine klaffende Wunde streuen wird.

Wie weit dürfen Journalisten gehen?

Charlotte Couvé hat die Themen Social Media, Cybermobbing und Mediengeilheit in eine Geschichte gepackt, weil sie einfach zusammen passen wie die Faust aufs Auge. Jetzt kann ich endlich zum positiven Teil kommen. Die Autorin hat das in meinen Augen sehr gut umgesetzt. Ich schüttele immer noch den Kopf, wenn ich nur an die Journalisten denke. Das Problem ist nämlich, dass die sich in US-Manier wie Paparazzi aufgeführt haben. In Deutschland ist das jedoch verboten. Vielleicht erinnert ihr euch an einen Beitrag, den ich vor 4 1/2 Jahren geschrieben habe: Wie weit dürfen Journalisten gehen? Ich könnte an dieser Stelle jetzt fragen, ob die Autorin davon wusste, oder ob es einfach aus Unwissenheit Teil der Geschichte wurde, dass Journalisten ganze Straßenzüge über Tage hinweg belagert haben. Ich setze einfach mal das wissen voraus und denke, dass es einfach der Handlung zu verschulden ist, weil es einfach so passend war. Für mich ist es immer wieder schockierend, was Journalisten für eine gute Story tun. Da ich selbst als Journalistin arbeite, frage ich mich da durchaus, wo die Moral und Ethik bleiben. Wobei ich natürlich auch in Frage stelle, ob ich soweit gehen würde - aber diese Frage beantworte ich mit einem klaren "Nein". Bevor ich meine Moral und Ethik über den Haufen werfe, gebe ich lieber meinen Job auf. Aber zum Glück weiß ich, dass ich dahingehend abgesichert bin.

Alles für die Klicks?

Mit der App Show will Victor Martens gegen Cybermobbing vorgehen. Aber ich sehe da ein Problem: So ritterlich seine Idee ist, so erkennt man schnell, dass Zurschaustellungen auch Teil seines Werkes sind. Wie auch bei Instagram tun die Mädchen alles, um das vermeintlich perfekte Foto ins Netz zu stellen. In der App gibt es keine Kommentarfunktion. Die Nutzer können nur Punkte vergeben, aber auch das ist doch im Grunde genommen eine Art des Mobbings, wenn ich ein Foto scheiße finde, bekommt es wenig bis keine Punkte. Betroffene fühlen sich dann auch schlecht im Vergleich zu anderen mit vielen Punkten. Darauf geht die Autorin nicht näher ein, aber es ist auch ein Aspekt, der für mich offen bleibt. Für mich will sich Victor hinter seiner scheinbar perfekten Idee gegen Mobbing verstecken.

Fazit

So viel ich auch gemeckert habe: Charlotte Couvé hat eine aktuelle Thematik in eine gute Geschichte, die ihre Schwächen hat, gepackt. Gespickt mit verschiedenen Aspekten ist die Story am Ende dennoch rund und abgeschlossen. Wir können durchaus gespannt sein, was die Autorin als nächstes für uns hat.