Originalverlag: O`Brien Press
Aus dem Englischen von Astrid FinkeGebundenes Buch mit Schutzumschlag, 544 SeitenISBN: 978-3-453-26634-6
€ 18,95 [D] | € 19,50 [A] | CHF 29,90
Rezension Schattenpfade
Achtung: Diese Rezension behandelt den zweiten Teil einer Trilogie. Wer Schattenpfade (erster Teil; Link zur Rezension oben) noch nicht kennt, stößt wahrscheinlich auf einige Spoiler.
Inhalt (lt. Rückentext):In einer fernen Zeit, in einer magischen Welt...
... macht sich die junge Wynter in den undurchdringlichen Wäldern des Königreiches auf die Suche nach dem verstoßenen Kronprinzen Alberon. Bald muss sie jedoch feststellen, dass sie nicht die Einzige ist, die nach Alberon Ausschau hält - alle Gegner des Reiches scheinen Botschafter ausgesandt zu haben, um den abtrünnigen Prinzen zu finden. Und schon bald stehen Wynter und ihre Gefährten einem mächtigen Feind gegenüber, der das Königreich zu vernichten droht.
Zum Buch:Ebenso spannend und faszinierend spinnt Geisterpfade die Geschichte rund um Wynter, Razi und Christopher weiter.Wieder entführt Celine Kiernan ihre Leser in eine Welt voller Magie, Gefahren und interessanter Kulturen.
Seitdem Wynter beschlossen hat, sich Razi und dessen Freund Christopher auf deren Suche nach dem Rebellenprinzen Alberon zu begleiten, ist sie auf sich selbst gestellt. Denn ihre beiden Freunde haben einigen Vorsprung. Immer noch plagt Wynter das Gewissen, schließlich musste sie ihren sterbenskranken Vater bei dem immer unberechenbareren König Jonathon zurücklassen.Doch schon bald stößt Wynter auf ihre Gefährten und gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu Alberon. Allerdings ist die Reise nicht ungefährlich und gerade für Christopher wecken einige Geschehnisse die Albträume der Vergangenheit.
Die Charaktere, die schon im ersten Teil überaus genau und liebevoll gezeichnet wurden, gewinnen in der Fortsetzung weiterhin an Tiefe. Gerade über Christopher erfährt man vieles - und das kommt gerade recht, schließlich werden in Schattenpfade hauptsächlich Andeutungen über seine schmerzhafte Vergangenheit gemacht.Im gleichen Maße bekommt der Leser auch mehr Informationen über Christophers Volk - die Merroner. Was nicht zuletzt daran liegt, dass die Gefährten auf einen Stamm dieses Volkes treffen und einige Zeit mit ihnen verbringen. Dabei fällt auf, dass der Autorin die Idee für dieses Volk und dessen Sprache nicht von ungefähr kommt. Zwar spreche ich kein irisch, doch ich kenne genügend Worte, um zu erkennen, dass die Autorin die Ursprache ihres Volkes wenn nicht direkt übernommen, dann doch in Teilen verwendet hat.Auch schon im Vorgänger wird offensichtlich, dass Kiernan eher eine mittelalterliche Welt malt und nur teilweise Dinge verändert, die den fantastischen Charakter ausmachen.
Die Beziehung zwischen Wynter und Christopher vertieft sich. Je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, desto größer wird das Verständnis für den jeweils anderen. Obwohl Wynter kaum etwas von Christophers Hintergrund weiß, versteht sie es, mit seinen Angstattacken und Albträumen umzugehen. Christopher zeigt sich diesmal von einer etwas anderen Seite. Denn fern vom Königshof braucht er nichts mehr vorzuspielen und der Großteil seines verspielten und schelmischen Charakters verflüchtigt sich. Man taucht jetzt tiefer in seine dunkle Seite ein, die er immer wieder zu verbergen versucht. Die Vergangenheit holt ihn immer wieder ein und das wirkt sich auf seinen Seelenzustand und sein Gemüt aus. Eben diese seelische Pein und vollkommene Panik ist perfekt gezeichnet und glaubwürdig - und macht aus Christopher jemanden, den man verstehen kann und dessen Taten nachvollziehbar sind.
Was den Inhalt angeht, ist Geisterpfade der typische Zwischenband einer Trilogie. Der Hauptplot wird nicht wirklich vorangetrieben, die Autorin konzentriert sich mehr auf Charakterentwicklung und Hintergrundaufarbeitung. Damit legt sie wohl auch den Grundstein, um die Geschehnisse im finalen Band vollkommen nachvollziehbar zu machen.Im Gegensatz zu anderen Trilogie ist diese Ruhepause aber alles andere als langweilig. Seite um Seite ist lesenswert und spannend. Die Beziehungsvertiefung zwischen Wynter und Christopher einfach nur wunderschön zu lesen. Und auch Razi offenbahrt einige seiner Schwächen und Stärken, wobei das Hauptaugenmerk nicht auf ihm liegt.
Es wird immer noch aus Wynters Sicht (als peronaler Erzähler) geschildert, was vollkommen ausreichend ist und auch ihre eigene Entwicklung ohne viel Aufwand verfolgen lässt.
Als Fazit lässt sich sagen, dass, auch wenn es sich bei diesem zweiten Teil um einen typischen Lückenbüßer handelt, die Geschichte weiterhin spannend und interessant bleibt. Man erhält einen tieferen Einblick in die Kultur der Merroner und vor allem auch in Christopher. Zwischenmenschliche Beziehungen werden geklärt und vertieft und etwaige Ungeklärtheiten ausgeräumt.
Herzlichen Dank an