|Rezension| C.E. Bernard - Palace of Glass 1 - Die Wächterin

Von Maren Appeldorn @Marenliest

penhaligon | Klappenbroschur | 14,00€ | 416 Seiten | 19.03.2018 | ISBN: 978-3-7645-3195-9 | kaufen


- Dabei darf ich nicht das kleinste Risiko eingehen. Ganz egal, wie groß die Gier wird, wie finster es in meinem Inneren wird, wie verzweifelt ich mich fühle - ich darf niemanden berühren. Und ich muss auf der Hut sein. - S. 107

Stellen Sie sich vor… London wäre ein Ort, an dem Tugend und Angst regieren. Ein hartes Gesetz untersagt den Menschen, die Haut eines anderen zu berühren. Denn die Bevölkerung und insbesondere das Königshaus fürchten die Gefahr, die von den sogenannten Magdalenen ausgeht – Menschen, deren Gabe es ist, die Gedanken anderer durch Berührung zu manipulieren. Die junge Rea zeigt so wenig Haut wie möglich. Einzig während illegaler Faustkämpfe streift sie ihre Handschuhe ab. Doch wie kommt es, dass die zierliche Kämpferin ihre körperlich überlegenen Gegner stets besiegt? Und warum entführt sie der britische Geheimdienst? Bald erfährt Rea, dass sie das Leben des Kronprinzen beschützen muss. Doch am Hof ahnt niemand, dass sie selbst sein größter Feind ist... - (penhaligon)

Noch bevor "Palace of Glass 1 - Die Wächterin" von C.E. Bernard erschienen ist, wurde die gesamte Trilogie vom Verlag und von den Buchbloggern werbetechnisch ganz groß aufgezogen. Eine Reihe, die in so kurzer Zeit unfassbar gehypt wurde. Ich bin natürlich neugierig geworden und habe mir das Schätzchen zugelegt: Es ist kein Highlight, aber im Großen und Ganzen hat mich "Palace of Glass" sehr gut unterhalten und mich auf die Folgebände neugierig gemacht.

Die Welt, in der die Hauptprotagonistin Rea Emris lebt, ist in Aufruhr. Die Gefahr geht von den Magdalenen aus - Menschen, die besondere Fähigkeiten vererbt bekommen haben und mit einer einzigen Berührung in den Geist eines anderen Menschen eindringen können. In London, im Jahre 2054, wird das Leben der Bevölkerung von Regeln und Gesetzen bestimmt, um die Gefahr einer Manipulation der Magdalenen zu entkommen. Sie werden gefürchtet, gejagt, gefoltert und abgeschoben. Die junge, hitzköpfige Frau Rea Emris ist eine Magdalene und begibt sich durch ihre bloße Existenz jede Sekunde ihres Lebens in Gefahr. 

Im ersten Drittel des Romans zeigt Rea dem Leser auf, wie das Leben einer gefürchteten Magdalene aussieht: Die ständige Gier einen Menschen zu berühren; die Seide, die Linderung verschafft; die Hoffnung auf Flucht und Freiheit sowie die Angst, jederzeit von der Regierung geschnappt zu werden.  Und auch sonst funktioniert die Gesellschaft nicht so, wie wir sie sonst kennen. Jeglicher Körperkontakt ist verboten und dient lediglich zur Fortpflanzung. C.E. Bernard hat eine ganz eigene Gesellschaft entwickelt, die ich als äußerst erschreckend und abscheulich wahrgenommen habe - aber auch unfassbar spannend! Mein Leseerlebnis, bzw. das Feeling beim Lesen, ist vergleichbar wie bei "Der Report der Magd": Du kannst es einfach nicht glauben, dass sich die Gesellschaft so katastrophal entwickelt hat. Gleich zu Beginn bekommt man dieses Kribbeln im Bauch und möchte mehr von Reas Leben erfahren. Da Rea selbst sehr aufsässig ist und mit illegalen Straßenkämpfen die strickten Regeln der Gesellschaft bricht, wird eine enorme Spannung aufgebaut, bei der ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen konnte. Rea habe ich sofort ins Herz geschlossen. Sie ist mutig, entschlossen und furchtlos - bis sie eines Tages selbst von der Regierung geschnappt wird! Sie soll ihr Können im Kampf unter Beweis stellen, indem sie den Kronprinzen vor der größten Gefahr - den Magdalenen - mit ihrem eigenen Leben beschützen muss...

Allein die Grundidee der Geschichte finde ich faszinierend und aufregend, aber die Umsetzung ist noch eindrucksvoller, mehr als ich sie mir hätte vorstellen können. C.E. Bernard hat einen leichten, unkomplizierten, flüssigen, bildhaften und gefühlsbetonten Schreibstil, der insbesondere Reas gefährliche Gabe, die Sorgen und Ängste und die ständige Gier nach Berührungen dem Leser großartig vermitteln kann. Im Verlauf der Geschichte erhält der Leser zusammen mit der toughen Rea einen Einblick in den Königshof und die Geschichte beginnt richtig Fahrt aufzunehmen. Und hier fängt leider meine negative Kritik an und der Grund, warum das Buch von mir keine fünf Sterne (Highlight) erhält: Der junge und attraktive Prinz Robin schafft es nicht, sich in den Vordergrund zu drängen. Robin geht neben den anderen Charakteren, die allesamt äußerst facettenreich, lautstark und sehr sympathisch sind, einfach unter. Jede Szene mit Robin schafft eine merkwürdige Atmosphäre. Er ist einfach nur "da". Und auch Rea verhält sich in seiner Gegenwart überhaupt nicht so, wie sie sich zu Beginn präsentiert und vorgestellt hat. Mit Robin hatte ich schließlich meine meisten Schwierigkeiten und zusätzlich sind mir nach und nach immer mehr logische Fehler und Lücken aufgefallen, die meine Begeisterung im Bezug auf die Gesellschaftserklärung ein bisschen abgeschwächt haben. Das Ende hat das Gesamtpaket wieder aufgefrischt und viel Potenzial für den nächsten spannenden Roman geliefert.

Ich vergebe "Palace of Glass 1 - Die Wächterin" 4 von 5 Herzen. Der Hype um das Buch ist unglaublich! Für mich ist der erste Band jedoch kein Jahreshighlight, sondern ein "sehr guter" Reihenauftakt, der in den zwei Folgebänden großes Potenzial besitzt, fünf Sterne zu erhalten. C.E. Bernard hat mit "Die Wächterin" einen fesselnden und sehr unterhaltsamen Urban Fantasy Roman geschrieben, den man einfach nicht aus den Händen legen kann. Es erwartet dich im Jahre 2054 eine erschreckende Gesellschaftsform mit unmöglichen Gesetzen und Regeln; facettenreiche und mutige Charaktere; ein faszinierendes Setting und eine Geschichte, die Spannung und Emotionen verspricht. Der zweite Band wird schon in wenigen Tagen, am 29.05.2018, erscheinen. Eine absolute Buchempfehlung von mir und ich freue mich riesig auf die Fortsetzung!
Story ♥♥
/5Charaktere ♥♥/5 Gefühle /5Spannung ♥♥/5Schreibstil ♥♥♥,/5 Ende ♥♥/5

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar Random House und Penhaligon.

Rezensionsexemplare beeinflussen nicht meine subjektive Meinung.