Eine Kreuzung kann ein Ort großer Macht sein; das sollte niemanden wirklich überraschen.
New York und Brooklyn sind zwei voneinander getrennte Städte, nur verbunden durch die noch nicht fertig gestellte Brooklynbridge. Es ist die Zeit nach dem Burgerkrieg, doch der wahre Krieg scheint noch nicht vorbei zu sein - nur ein Funke würde reichen, um die Städte abermals ins Chaos zu stürzen. Die zwei unheimlichen Gestalten Bones und Walker verfügen über die Kräfte, New York einzunehmen und zu unterwerfen, doch dafür müssen sie die Hüter der Stadt vernichten. Die junge Chinesin Jin ist mit der Feuerwerks-Kompanie in New York, um ihre genialen Feuerwerktricks zu zeigen und gemeinsam mit dem trickreichen Kartenspieler Sam, stellt sie sich der Gefahr. Ein Kampf um die Stadt beginnt, ein Kampf, der sich an der noch unvollendeten Brücke zwischen Brooklyn und New York entscheiden wird...
Für manche Geschichten braucht es die richtige Zeit und das richtige Gefühl, um sie ganz genießen zu können, ja, auf manche Geschichten muss man sich einlassen können. "Broken Lands" ist definitiv eine von ihnen, denn diese magische und zauberhafte Mischung aus Historik, Phantasie und Mystery ist sicherlich nicht jedermanns Sache - und, wie schon gesagt, gerade auch nicht zu jeder Zeit. "Broken Lands" braucht seine Zeit, um den Motor dieser vielschichtigen und komplexen Geschichte zu starten, braucht Zeit bis man hinter die ebenso dreidimensionalen wie schwierigen Figuren zu blicken vermag und braucht Zeit bis man hinter der verqueren und zeitweise sehr verrückten Geschichte Magie und Philosophie entdeckt. Ich weiß, dass mir diese Geschichte richtig gut hätte gefallen können, wenn ich sie zu einem anderen Zeitpunkt gelesen hätte, daher kann ich nicht über das Buch sagen, dass es schlecht wäre - denn das ist es nicht, auf keinen Fall. Im Gegenteil, in der Flut aus jugendlichen Neuerscheinungen bringt "Broken Lands" eine Menge frischen Wind und Eigenständigkeit mit sich, erzählt vom Schicksal zweier Städte, aber auch von den Schicksalen vieler Menschen. Nur es war kein anderer Zeitpunkt und deswegen musste ich mich zeitweise durch diese Geschichte kämpfen.
Es ist nicht so, dass sie nicht spannend wäre - ganz im Gegenteil. Schon mit der ersten Seiten baut Milford eine mystisch anmutende Atmosphäre auf, die sich von Seite zu Seite immer mehr steigert. Zwar ist es keine nervenaufreibende Spannung, aber man spürt sie doch ganz eindeutig. Was aber viel relevanter als eben diese Spannung ist, ist die Atmosphäre des Buches. Ein wenig Hoodoo hier, ein bisschen chinesische Weisheiten da und das alles gepaart mit dem New Yorker Feeling zu einer längst vergangenen Zeit schindet schon eine Menge Eindruck und versetzt den Leser in die Zeit nach dem Burgerkrieg. Untermalt wird das von dem anspruchsvollen und eindringlichen Schreibstil, der ebendiese Atmosphäre so schön zur Geltung bringen kann und nicht nur leserfreundlich, sondern auch tiefgehend und beinahe magisch ist. Milford versteht es wie keine Zweite mit ihren Worten eine ganz bestimmte düstere aber auch mystische Atmosphäre zu zaubern und genau das macht den Charme dieses Buches aus.
Es ist schwer von "Broken Lands" zu erzählen, weil man den Inhalt kaum in Worte fassen kann. Die Handlung ist komplex und vielschichtig und nicht zusammenzufassen ohne dem Leser etwas vorweg zunehmen, aber sie ist in jedem Fall einzigartig. Ich wüsste auch nicht sonderlich viel daran auszusetzen - die Geschichte ist eigenwillig und man muss sich darauf einlassen, aber insgesamt (und gerade auch wenn man das Nachwort gelesen hat) unglaublich faszinierend. Zeitweise driftet sie ein wenig zu sehr ab und vergisst dabei, den Leser aufzuklären, sodass dieser an manchen Stellen gar nicht so wirklich weiß, was er denn nun auf den letzten hundert Seiten gelesen hat, aber im Gesamtbild ist dieses Buch einfach voll mit Weisheiten und Gedanken, die einem viel mit auf den Weg geben können.
Getragen wird die Geschichte definitiv von ihren Figuren. Sie machen "Broken Lands" lebendig und geben der Geschichte viel Plastizität - das gilt für die Protagonisten ebenso sehr, wie für die Nebenfiguren, denn Milford hat es geschafft ihnen allen Leben einzuhauchen. Jede Figur ist auf seine Art besonders und hat eine Geschichte zu erzählen, die sich in den Strom der Schicksale verwebt und am Ende das Ganze ergibt. Außerdem haben die Figuren allesamt Wiedererkennungswert und auch wenn es sehr viele Charaktere gibt, hat man die das Gefühl mit Informationen und Namen überladen zu werden - dafür sind sie alle viel zu individuell. Das klingt jetzt doch eigentlich alles ziemlich gut und womöglich werden sich viele wundern, warum ich am Ende dann doch nur dreieinhalb Herzchen vergebe, aber das liegt wie gesagt eben daran, dass es nicht die richtige Zeit für die Geschichte war, ich aber gezwungen war, sie bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu rezensieren. Natürlich sehe ich dennoch das Potenzial und die Kraft dieser Geschichte und ich wüsste auch kaum etwas zu kritisieren, aber wie gesagt - für mich war es zeitweise einfach doch sehr anstrengend in dem Buch abzutauchen.
Um ein zerbrochenes Land und zerbrochene Menschen geht es in dieser Geschichte, doch das ist längst nicht alles - mit einem unglaublichen Charme, einer Menge Magie und viel Liebe zum Detail erschafft Kate Milford in "Broken Lands" eine Welt, verwoben aus historischen Fakten und phantastischen Elementen, sodass eine merkwürdig glaubwürdige Geschichte entsteht, von der man beinahe glaubt, sie hätte sich so ereignet. Mit plastischen Figuren, die dem Buch den letzten Schliff verleihen, begibt man sich auf ein Abenteuer der ganz besonderen Art und erkundet New York im 19. Jahrhundert, während in den Straßen der Stadt der ewige Kampf zwischen Gut und Böse ausgetragen wird. Eine magische Mischung, auf die man sich einlassen muss - und die für mich leider zum falschen Zeitpunkt kam. Dennoch sollte man dieses Buch lesen!
Kate Milford geboren in Annapolis, Maryland hat für die Bühne und das Fernsehen geschrieben, bevor sie ihren ersten Roman The Bonesshaker veröffentlichte, der sie als Jugendbuchautorin schlagartig bekannt machte. Kate Milford lebt in Brooklyn, New York. [via Freies Geistesleben]
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