Indische Kochbücher kann man nicht genug haben, finde ich….und dieses hier, das hat mich sofort angesprungen. Schuld ist der Titel: er spielt an auf Lunchbox, einen Film den ich sehr mag und mir immer und immer ansehen kann.
Carolyn und Chris Caldicott haben sich auf eine Reise durch Indien begeben und von dort Bilder, Geschichten und natürlich Rezepte mitgebracht. Sie befassen sich ausgiebig mit Zwischenmahlzeiten und kleinen Häppchen und erzählen, was in den typischen Lunchboxen steckt.
Das Buch ist sehr schön fotografiert: nicht nur, dass man bei den Food-Fotos Lust bekommt, auf der Stelle in die Küche zu rennen. Es gibt auch viele Fotos aus Indien – und die wecken bei mir auf der Stelle das Reisefieber. Diese Farben……
Das Buch in verschiedene Kapitel eingeteilt, in denen es nicht nur Rezepte gibt, sondern auch interessante Geschichten: in “Vom Lunch zum Tiffin” erzählen sie, wie sich die britischen Essgewohnheiten durch die indische Kolonie verändert haben. Es hielten nicht nur Gewürze Einzug, sondern der üppige Lunch wurde durch eine leichtere Mahlzeit, das Tiffin, ersetzt. Als Rezepte werden anglo-indische Klassiker wie Eiercurry, Kedgeree oder Hühnerbrust mit Pfefferkruste und Mango-Raita präsentiert.
Das nächste Kapitel heißt “Lunch in a box”. Wir erfahren, warum man in Indien lieber Lunchboxen von zuhause ist, als in der Mittagspause Essen zu gehen. Eine Geschichte ist den Tiffinwallahs gewidmet. Die Rezepte verraten uns, was in den Boxen steckt, die die Tiffinswallahs jeden Tag quer durch Mumbai transportieren. Das gibt es das bekannte Aloo Gobi (Blumenkohl mit Kartoffeln; wer ” gesehen hat, weiß wovon ich rede ), Kichererbsen-Curry oder Chili-Garnelen aus Goa.
Nach dem Mittagessen kommt das “Tiffin am Nachmittag”. Die Briten wollten natürlich auch in Indien nicht auf ihren Nachmittagstee verzichten. Kleine Imbisse füllten die Lücke zwischen Mittag-und Abendessen. Die Autoren erzählen, wie der Tee nach Indien kam und stellen uns Gurkensandwiches mit Koriander-Minze Chutney vor, Kokos-Chutney oder Mini-Samosas aber auch Süßes wie Kardamom-Scones.
Danach geht es um kleine Zwischenmahlzeiten, die in Indien einen großen Stellenwert genießen – Streetfood also. Es gibt Dahi-Puri (kleine, fritierte Brötchen mit Füllung), den legendären Kabbermix Bhel-Puri oder Toastbrötchen mit Chili und Paneer. Das Kapitel erzählt von den Verlockungen des Straßenverkaufs und präsentiert indische Kaffeehausspezilitäten wie Kaffee mit Gewürzen oder gefülltes Paratha.
Die Rezepte sind gut strukturiert und funktionieren. Zu vielen gibt es noch ein paar einführende Worte oder Küchentipps. Für mich stimmt auch die Mischung: man findet bekannte indische Gerichte (wer kennt nicht Spinat mit Paneer), unbekanntenere Gerichte und auch viele anglo-britische Klassiker.
Mango Chutney – ewig habe ich das weder hergestellt noch gegessen. Also los. Es gibt Major Grey’s Mango Chutney. Der Legende nach wurde es von einem englischen Offizier und seinem bengalischen Koch erfunden – und so beliebt, dass es von einer Firma kopiert und im großen Stil hergestellt wurde. Mir hat das Chutney gut gefallen. Allerdings habe ich im Rezept das Salz vermisst. Ich habe mir erlaubt, welches dazu zu geben – geschadet hat das dem Chutney nicht. Direkt nach der Herstellung schmeckt das Chutney sehr mild – aber wenn es einige Zeit gereift hat, dann bekommt es doch ordentlich Schärfe.
Als ich das Rezept für den anglo-indischen Sonntagsbraten las, musste ich grinsen. Ich habe mich der kolonialen Tradition angepasst und das Hühnchen tatsächlich an einem Sonntag zubereitet. Es handelt sich um ein mit indischen Aromen aufgehübschtes Brathähnchen: das Hühnchen bekommt eine Marinade aus Joghurt und verschiedenen Gewürzen und wird mit einer Füllung aus würzig abgeschmeckten, gebratenen Kartoffeln gestopft. Es wird schön knusprig dank der Marinade und bleibt zart. Und mit der Füllung hat man auch gleich eine Beilage.
Uttapams sind dicke Pfannkuchen aus Reis- und Linsenmehl. Ich bin schon ziemlich oft an ihrer Herstellung gescheitert – den glutenfreien Teig wieder aus der Pfanne zu bekommen, ist gar nicht so einfach….Carolyn Caldicott präsentiert die Pfannkuchen in einer vereinfachten Version: statt den Teig gären zu lassen, nimmt sie etwas Backpulver, damit die Pfannkuchen luftig werden. Und sie macht sie als kleine Küchlein – da habe auch ich das Wenden hinbekommen. Die Küchlein sind fluffig und aromatisch. Dazu gibt es ein Kokoschutney: genau meine Kragenweite.
Die Kathi-Rollen stammen aus dem Zwischenmahlzeiten-Kapitel – sie sind ein klassisches Streetfood aus Kalkutta. Dafür werden Fladenbrote, normalerweise Parathas in der Pfanne gebraten, mit verquirltem Ei bestrichen und mit einer würzigen Paneer-Mischung belegt. Vor dem Aufrollen macht sich jeder noch ein Topping seiner Wahl darauf. Die Kathi-Rollen haben richtig Spaß gemacht. Und wenn man das Brot kauft, statt es, wie ich, selbst zu machen, steht das Essen auch schnell auf dem Tisch.
Dokhla sind kleine Häppchen aus Kichererbsenteig. Der Teig wird dampfgegart, dann in Häppchen geschnitten und mit einem würzigen Topping aus Chilischoten, Senfsaat, Curryblättern und Sesam serviert. Diese Häppchen machen richtig Spaß – leicht und luftig sind sie, und das Topping bringt richtig Schwung in die Sache.
Indisches mit Kartoffeln geht hier immer. Natürlich finden wir im Buch den Klassiker Alu Gobi – also Blumenkohl mit Kartoffeln. Der lieben Abwechslung halber habe ich mich für das Kartoffelcurry mit Erbsen entschieden, und das war gut: es ist aromatisch und frisch, und noch dazu steht es rasch auf dem Tisch.
Kastha Kachoris sind kleine Blätterteigküchlein, gefüllt mir gegarten gelben Schälerbsen. Dank des Blätterteigs und des Bratens in der Pfanne ist das eine relativ üppige Angelegenheit – geschmacklich aber top: der luftige Teig und die herzhaft-scharfe Füllung passen gut zusammen. Ich habe das ganze mit Mango-Chutney gegessen; daran war nichts auszusetzen.
Mit gefällt das Buch gut. Ich mag die Rezepte, da stimmt für mich die Mischung. Die Geschichten und Hintergrunderzählungen sind interessant und die Bilder spendieren mir einen Kurzurlaub auf dem heimischen Sofa. Man kann das Buch direkt beim Verlag Freies Geistesleben bestellen und in jeder Buchhandlung. Beim Verlag gibt es auch gleich eine Leseprobe.