Als bekennende Crazy Cat Lady hat mir die Kirsche wohl eine perfekte Geburtstagsüberraschung bereitet. Lange bin ich um dieses Buch herumgeschlichen, dass ich froh sein kann, dass die Kirsche meinem Geblabbere ihre Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Bob, der Streuner ist nicht nur irgendein Buch über irgendeine Katze. Es ist ein Buch über Einsamkeit in der Großstadt, Abhängigkeit, Freundschaft und ein Bild der Gesellschaft. James Bowen gibt uns einen Einblick in seine Kindheit und Jugend in Australien und England, wie wichtig es ist, eine gute und feste Basis als Kind zu haben und wie leicht man auf die falsche Schiene geraten kann. Sein Leben läuft nicht immer einfach ab. Oftmals obachdachlos gewesen, von Menschen als sozialen Müll behandelt und die Flucht vor Einsamkeit und Missstände in Drogen gesucht. Vieles, von dem wir schon gehört haben.
Und dann kam Bob. Bob ist ein roter dünner Kater. Bob ist stur. Und Bob ist ebenfalls einsam in der Großstadt. Deswegen, so kann man es schon sagen, adoptiert er den Menschen James. Eine außergewöhnliche und starke Bindung entsteht. Will James den Kater am Anfang nur aufpeppeln und wieder auf die Straße setzen, denkt Bob nicht im geringsten daran. Egal was James macht, Bob läuft durch London immer seinen neuen Besitzer hinterher, sitzt im Bus neben ihm oder auf seiner Schulter. Jeder Katzenfreund lässt sich von Bobs Charme und flauschigen Fell einwickeln. Und Stück für Stück drängt sich der kleine Kater in James leben und sorgt für gewaltigen Wirbel. Vermutlich trat Bob zum rechten Zeitpunkt in beider Leben, denn gegenseitig stützen sie sich und geben ihrem Leben wieder einen Sinn. Gerade für James, der sich mitten im Drogenentzug befindet. Er scheut sich nicht, die Dinge bei Namen zu nennen und beschönigt nichts, wenn es unangenehm wird. Er regt damit immer wieder zum Denken an, inwiefern unsere Gesellschaft mal wieder gescheitert ist. Dass wir immer wieder von Empathie und Gleichheit schimpfen, dennoch weggucken.
Bob, der Streuner ist nicht nur etwas für Katzenfreunde, sondern behandelt reale Themen wie soziale Missstände, Drogenmissbrauch und Einsamkeit. Aber hauptsächlich handelt es von einer Freundschaft zwischen Mensch und Tier, die einen in Erstaunen setzten. Wie ein kleiner Kater so schnell eine Bindung aufbauen kann, dass er schon fast als kleiner Mensch gelten könnte. Positiv ist mir aufgefallen, wie viele Organisationen es für Straßenkatzen in London gibt, sodass sie ebenfalls eine Chance und ein Recht auf ein gesundes Leben haben. Katzenfreunde werden ihren Spaß an dieser rührenden Geschichte haben und sich am Ende selber einen Bob wünschen. (Psst, lasst das jetzt aber nicht meinen Kater hören.)