Wenn ein Buch schon den Titel „Big Flavour“ trägt, lässt das natürlich viel hoffen: Auf guten Geschmack vor allem und auf witzige neue Aromenvarianten und –kombinationen, wenn man Glück hat. Tatsächlich habe ich mir selten so viele Rezepte markiert, die ich gern aus einem Buch ausprobieren möchte. Inzwischen haben es drei davon tatsächlich in meine Küche geschafft, aber ich bin ganz sicher, dass noch mehr hinzukommen werden – damit habe ich im Prinzip dann auch schon das Fazit teilweise vorweg genommen…
Worum geht es denn nun im Buch? Der Autor, Chris Honor, macht seinem Namen tatsächlich alle Ehre und wird derzeit in England als ein kulinarisches Genie gefeiert. Im Norden Londons betreibt er gemeinsam mit seiner Frau ein kleines Restaurant, das sich durch einfache, aber gut und aromatisch anspruchsvolle Gerichte auszeichnet. Als ich das erste Mal durch’s Buch blätterte, nahm ich einige nahöstliche Spuren wahr, aber auch die polnische Herkunft seiner Frau nimmt Chris Honor auf. Heraus kommt tatsächlich eine Aromenvielfalt, die man nicht immer findet, die sehr spannend ist und mir entgegen kommt, aber gleichzeitig nicht überfordert, weil sie gewollt und überladen daher kommt. Ein weiterer großer Pluspunkt: Anders als die allermeisten Restaurantkochbücher, ist dieses hier wirklich voller Rezepte, die man leicht zu Hause nachkochen kann. Die Rezepte bestehen meist aus recht wenigen Zutaten, die Zubereitung ist für einen Hobbykoch ohne Probleme zu meistern und auch zeitlich sind die Rezepte alltagstauglich.
Eigene Rezeptnamen im eigentlichen Sinne gibt es nicht, stattdessen wird in diesem Buch dem Trend gefolgt, einfach einige der Hauptzutaten aufzulisten. Das ist nicht so mein persönliches Lieblingsvorgehen, aber nun gut… Da jedes Rezept von einem schönen Bild begleitet wird, auf dem das Gericht deutlich zu erkennen ist, ist das nicht so schlimm und man erkennt auf dem Bild gut, in welche Richtung das Rezept geht. Die Fotografien sind im leichten Shabby Chic gehalten, allerdings nicht zu viel, sodass man sich schon fast etwas ekelt. Eher so, dass man das Gefühl hat, dass bei einem selbst das fertige Gericht ähnlich aussehen könnte und man gern gleich zugreifen würde. Für mich sind die Bilder so wie sie sind perfekt. Auch die Zutatenlisten und Zubereitungsschritte sind übersichtlich und gut nachvollziehbar verfasst. Einleitungstexte gibt es ebenfalls zu jedem Gericht, was ich immer wieder sehr schön finde, um ein Gericht, seine Entstehungsgeschichte und ähnliches richtig einordnen zu können.
Spezielle Zutaten werden nicht besonders viele benutzt und so sind die Rezepte wirklich sehr gut zu Hause nachkochbar. Das Buch ist allerdings kein vegetarisches Kochbuch, es gibt also auch einige Gerichte mit Fleisch und Fisch darin. Allerdings hatte ich tatsächlich überhaupt keine Probleme, viele Rezepte zu finden, die ich gern ausprobiert hätte.
Rezepte, die ich bereits ausprobiert habe:
Muhammara: Hierbei handelt es sich um einen Dip, den man warm oder kalt servieren kann, der ursprünglich aus Syrien stammt und auf einer Walnuss-Paprika-Basis hergestellt wird. Ich war froh, dass ich das Rezept halbiert habe, denn die Paste ist sehr sättigend und mit einer Müslischale voll kommt man schon sehr weit. Geschmacklich top und auch noch schnell und leicht gemacht!
Rote Bete Suppe: Diese Suppe wird aus wenigen Grundzutaten gekocht: Zwiebel, Knoblauch, Rote Bete, Flüssigkeit und die polnische Geheimzutat der Frau des Autors… Ketchup! Irgendwie war die Suppe etwas zu säuerlich für unseren Geschmack, wenn man sie pur gegessen hat. Allerdings…
… harmonierte sie prima mit dem Brot mit Blauschimmelkäse und Guiness: Dieses Brot nämlich schmeckt frisch aus dem Ofen auch gut, aber für mich persönlich war der Guinessegeschmack doch noch etwas zu präsent. Isst man aber nun beides zusammen – Rote-Bete-Suppe und Brot – dann harmoniert das so prima, dass man gern noch eine Schüssel voll nimmt… und ein Stück Brot dazu.
Mein Fazit: Wer gern mit Aromen experimentiert und neue Impulse für die Küche sucht, gleichzeitig aber nicht ewig in der Küche stehen möchte, für den ist dieses Kochbuch einen Blick wert. Toll ist auch, dass dem Backen einiges an zusätzlichem Platz eingeräumt wird, auch der süße Teil wird hier nicht so stiefmütterlich behandelt, wie in vielen anderen Kochbüchern üblich.
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Das Buch „Big Flavour“ von Chris Honor umfasst gute 220 Seiten, kostet 29,95 Euro und erschien im Knesebeck Verlag.
Vielen Dank für die Bereitstellung als Rezensionsexemplar.