Rezension - Bernhard Aichner - Für immer tot

Von Falballa

Vor einiger Zeit kam der Haymon Verlag auf mich zu und fragte mich, ob ich auch den zweiten Teil von Bernhard Aichners Krimi Reihe lesen möchte. Da ich den ersten Teil gelesen und auch rezensiert habe, und die Geschichte nicht schlecht fand, habe ich natürlich zugesagt.
Titel: Für immer tot - ein Max-Broll-Krimi
Autor: Bernhard Aichner
Erschienen: 05.08.2011
Verlag: Haymon Verlag
Vorgänger: Die Schöne und der Tod
Art: Taschenbuch
Seiten: 238
Preis: 12,95€
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Erhältlich bei: Amazon
 Inhalt:
 Eigentlich ist endlich alles perfekt für Max Broll. Er hat die Liebe an seiner Seite, einen guten Freund, ein erfülltes Leben, eine liebevolle Stiefmutter und guckt gerade einen Zombiefilm.  Von jetzt auf gleich ändert sich alles, als ein Telefon in seinem Flur liegt und er mit einer Schnellwahltaste bei seiner Stiefmutter landet, die erzählt, dass sie aus dem Haus entführt, in eine Kiste eingesperrt und verbuddelt wurde. Max ist geschockt und setzt alles daran um sie wieder zu bekommen und zu retten. Es beginnt eine verzweifelte Suche, bei der er nicht nur an seine physischen Grenzen geht, sondern auch feststellen muss, zu was Menschen alles fähig sind. Eine Suche mit Verzweiflung, Verlust und jeder Menge Alkohol führt schließlich doch nur zu einer Beerdigung.
Meine Meinung:
Als das Buch bei mir ankam, fühlte ich mich direkt an den ersten Teil erinnert. Zwar ist das abgebildete Cover nicht, das des ersten Buches (wäre ja auch blöd) aber, die Frau vom ersten Cover, könnte auch hier wieder Modell gestanden haben. Irgendwie passte es und ich wusste direkt wieder, was ich lese.
Ich wusste ja auf was ich mich einlasse: Eine wahrscheinlich spannende Geschichte, aber der Schreibstil wird wieder eine Herausforderung. Und so was es auch. Die GEschichte super, der Schreibstil anstrengend und eigenwillig - ein Markenzeichen eben.
Also, wo fangen wir? Die Story: Absolut gut. Auf und Abs, Spannung, Verzweiflung, Trauer, Ungläubigkeit, Wut, Aggressionen, Angst... ich glaube ich bin in dem Buch alle Gefühle einmal durchgegangen. Auch wenn ich zugeben muss, dass die Geschichte mich zu Beginn an einem Film erinnerte, den ich dieses Jahr gesehen habe (Buried - Klick zum Trailer - Sound aufdrehen!). Deswegen war ich gespannt, ob das Buch nur abgeguckt hat, oder ob er noch seine eigene Story entwickelt. Zum Glück hat das Buch eine andere Wendung genommen. Zwar sind einzelne Passagen gleich, was bei der Geschichte "Frau wird in Kiste gesteckt und vergraben" nicht anders zu erwarten war. Von der Frau selbst bekommt man auch nur wenig mit, denn das drumherum ist der eigentliche Krimi. Die Angst um die Frau in der Kiste, die schließlich seine letzte lebende Verwandte ist, ist der Beginn für eine Reihe von Handlungen und Geschehnissen, die sich wirklich nur ein Krimi-Autor ausdenken kann. Man könnte meinen, die Frau in der Kiste sei die Haupthandlung, ABER, eigentlich geht es darum, wie Protagonist Max Broll versucht sie zu befreien und bereit ist über Leichen zu gehen.
Ich möchte wirklich nicht zuviel vom Inhalt verraten, aber es gibt eben unglaubliche Dinge. Einen verurteilten Arzt im Gefängnis, der trotzdem Straftaten begehen kann (oder auch nicht), korrupte Strafvollzugsbeamte, illegale künstliche Befruchtungen, Expressung....Was Max broll alles versucht um seine Stiefmutter frei zu bekommen ist total nachvollziehbar für den Leser, aber auf der anderen Seite auch unglaublich. Man will ihm helfen, und fasst sich an den Kopf, das kann er doch jetzt nicht wirklich machen. Man ist geschock über  seine Bereitschaft bis ans äußerste zu gehen, und durchlebt seine Gefühle von Seite zu Seite mit. Seine Trauer ist für den Leser unheimlich greifbar, seine Wut, seine Aggressionen, seine Verzweiflung.... und doch will man mit ihm alles versuchen um Tilda zu retten. Immer wieder hat mich verwundert, wie er aus der Suche ausbrechen kann und offensichtlich alles um sich herum ausblenden kann, und mit seinem Kumpel Baroni trinkt. Trinkt bis zur Besinnungslosigkeit. In die Sauna gehen. Und doch fügen sich diese Situationen in ein rundes Gesamtbild ein, denn schließlich haben sie die beiden auf ihrer Suche immer ein Stück weiter gebracht.
Für die Entwicklung der Geschichte und einige Handlungen war unsere tatsächliche Gegenwart auch ein guter Helfer. Zum einen haben die Anschläge vom 09.11.2011 eine weltweite Terrorangst ausgelöst, die Flugsicherheit jetzt groß schreiben. Und wir lernen im Buch, wie schnell man ein Flugzeug davon abhalten kann doch noch zu starten - nicht nachmachen, im ernstfall sehr teuer. Außerdem die Medien, die Max Broll selbst gut kennt, die aber auf der anderen Seite so eine Geschichte heute ganz anders aufziehen, als noch ein paar Jahre zuvor.
Während der Geschichte, im Endeffekt sind es nur 4 Tage glaube ich, geht man mit Max Broll durch die Hölle. Wir müssen lernen, dass unsere Handlungen Konsequenzen haben, aber manchmal der Zweck die Mittel heiligt. Das unmögliche Dinge wahr sein können, weil es eine unentdeckte Lücke im System gibt. Bernhard Aichner hat einen Krimi geschaffen, der bis zum Ende spannend bleibt. Man hat nicht nur Angst um die verbuddelte Tilda, sondern auch um das, was Max und Baroni bereit sind zu tun. Und nie weiß man, ob alles gut aus geht.
Der Schreibstil ist genau wie im ersten Buch: Sehr eigenwillig unf gewöhnungsbedürftig. Kurze Sätze, Aufzählungen, verwirrte Gedanken und dann diese Dialoge. Vorne stehen keinen Namen, sondern Bindestriche. Man muss also genau aufpassen und mitlesen. Denn sonst bekommt man nicht mit, wer was zu wem sagt. Dort verliere ich manchmal leider den Faden, obwohl die Dialoge eigentlich sehr gut geschrieben sind.
Die Protagonisten, die bereits im ersten Teil sehr gut dargestellt worden waren, bekommen im zweiten Teil noch mehr Tiefe. Wir lernen sie besser kennen. Wir bekommen einen Einblick in Gefühle, in die Lebensumstände, in die Beziehungen zwischen den Personen. Max Broll, DER Protagonist reflektiert viel und spricht über seine Gefühle und Gedanken. Die Konstellationen werden deutlicher und sie zeigen dem Leser, dass echte Freunde und Liebe die Grundbausteine für jeden glücklichen Menschen sind. Wenn einer dieser Teile aus den Fugen gerät, was passiert dann mit dem Menschne? Aber auch Baroni, der mir im ersten Teil ein bisschen zu sehr Prolet war, hat in diesem Buch eine unglaublich wichtige Rolle. Er ist der Fels in der Brandung, der Antreibt, motiviert und beisteht. Der seine Persönlichkeit einzusetzen weiß und im Namen der Freundschaft bereit ist alles zu geben. Absoluter Pluspunkt. Hanni, die wir in dem Buch nur wenig erleben, aber trotzdem erfahren wir viel von ihr: Ihre Lebhaftigkeit, ihre Spontanität, ihre liebevolle Art... wie gut sie Max Broll tun. Und Tilda, die eben nicht die böse Stiefmutter ist, sondern der wirkliche Mutter Ersatz. Di eine wichtige Rolle für Max spielt und die plötzlich selbst eine Vergangenheit hat.
Eine Sache die mich definitiv gestört hat ist der Alkohol. Was Max und Baroni in den paar Tagen trinken ist doch schon eine Menge. Zwar gehört es zu den beiden, aber es ist doch schon ungewöhnlich. Auch, was sie in diesem Zustand dann noch alles machen dürfen (lieber Herr Aichner, es gibt Gesetze;) ).
Das Buch nimmt schließlich ein Ende, und wie es es ausgeht, und auf welcher Beerdigung Max Broll auf der letzten Seite stehen muss, erzähle ich euch nicht. Auf jeden Fall ist man am Ende genau wie Max Broll, erleichtert zum einen und todtraurig auf der anderen Seite.
Mein Fazit:
Ein spannender Krimi, der, wenn man den Schreibstil vergisst,mit viel Spannung und einem Gefühlschaos den Leser mit sich reißt und einen selbst nachdenken lässt: Wie weit würde ich gehen? Allerdings vermute ich, dass es einen dritten, wenn nicht sogar vierten Teil geben wird. Denn in jedem Buch wird jemand gehen, der ihm lieb ist, und ein paar bleiben noch. Aber Daumen hoch für einen gelungenen zweiten Teil, den ich auf jeden Fall weiterempfehle!
Ich möchte noch eine Szene zitieren:

" Abend im Dorf. Abend in der Sauna. 
Baronis Körper ist übersät mit roten Flecken. Er trinkt und kratzt sich abwechselnd, er legt Man den Arm um die Schultern, er will ihn aufmuntern, er will bei ihm sein, für ihn da sein. Egal was kommt. Baroni weiß, dass Max' Welt kaputt ist, dass nichts mehr an seinem Platz sethet, dass alles zerfetzt herumliegt. Baroni hält ihn fest. Nackt zwei Männer in der Saune. Ihre Oberkörper ineinander, Schnaps in ihren Mündern. Versteckt in der kleinen Blocksauna im Friedhofsgarten." S. 155/156


-> Die Szene zeigt deutlich die Beziehung von Max und Baroni, aber auch eine der Szene von denen ich meinte, sie passen manchmal so gar nicht. Außerdem wird der Schreibstil ganz gut deutlich.
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Ich bedanke mich beim Haymon Verlag für den Krimi und auch Bernhard Aichner für die Geschichte. Ich bin gespannt, ob und wie es weitergeht.