|Rezension| "Beautiful Disaster" von Jamie McGuire



Alles in dem Raum schrie mir entgegen, dass ich dort nicht hingehörte.
Die neunzehnjährige Abby Abernathy hat ihr altes Leben hinter sich gelassen. Schluss mit dem Teil ihres Lebens, den sie nur schwer unter Kontrolle bekommen kann. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin America geht sie an die Eastern University, bereit alles aufzugeben, was aus dem Ruder laufen könnte. Das funktioniert so lange bis sie den Womanizer der Uni, Travis "Mad Dog" Maddox, kennenlernt, der in so ziemlich alles verwickelt ist, von dem Abby sich fernhalten wollte. Abby versucht zunächst alles, um den gutaussehenden Travis von sich fernzuhalten, der laut Gerüchten schon die ganzen weiblichen Studenten der Uni in seinem Bett hatte, doch schon bald werden sie gute Freunde, was jedoch in einem riesigem Disaster ausartet. Es ist ein Chaos der Gefühle, in welchem Abby sich schließlich wiederfindet - ein ziemlich schönes Chaos, zugegeben...
 Jamie McGuire schreibt der Geschichte wegen und das muss bei der Art Buch auch ganz genau so sein. Zum Schreibstil kann man daher wenig sagen, nur so viel: Er ist einfach, liest sich (beinahe immer) flüssig und ist jugendlich direkt gehalten. Wer schwächeren Gemüts ist und ein paar Kraftausdrücke nicht verträgt, der sollte vielleicht nicht unbedingt zu "Beautiful Disaster" greifen, wobei ich glaube, dass die deutsche Ausgabe da noch sehr human ist - was in dem Fall aber eher schade ist, weil ich das Gefühl hatte, es ginge ein bisschen Bad Boy verloren. Ansonsten kein literarisches Meisterwerk, aber das will "Beautiful Disaster" ja auch nicht sein - ganz im Gegenteil: plotorientiert und direkt geht es direkt auf der ersten Seite zur Sache, sodass sich die Geschichte zu keinem Zeitpunkt zieht. Ein paar Stolpersteine sind allerdings schon drin, was aber auch daran liegen könnte, dass ich die vorläufige Fassung des Buches gelesen habe.
Meine Damen und Herren, machen Sie sich bereit für eine ganz besondere Geschichte! In der linken Ecke sehen Sie "deeen Anfaaaaaang" - eine unglaubliche Mischung aus prickelnder Spannung, Leidenschaft und nervenaufreibender Chemie. Er hat schon so einige Kämpfe gewonnen und ist heimlicher Favorit dieses spektakulären Zusammenstoßes! Und in der rechten Ecke der Kontrahent, meine Damen und Herren, begrüßen Sie "daaaaas Endeeeeee" - zugegeben er hat ein bisschen dick aufgetragen und er geht ganz schön heiß zur Sache, aber ob das reicht, steht in den Sternen. Wer wird den heutigen Kampf gewinnen? Schüchterne Leidenschaft auf der einen Seite und heiße Liebe auf der anderen, zwei Gegner, die unterschiedlicher nicht sein könnten - es wird wieder spannend, so viel kann ich Ihnen verraten! Und da machen sich die beiden auch schon bereit, auf in den Kampf "Anfang" und "Ende"!
Okay, Spaß beiseite, aber in etwa so beginnt das wunderschöne Chaos dieser Geschichte, welches sich wirklich von Anfang bis auf die allerletzte Seite zieht. Nur warum diese Kampfansage zwischen Anfang und Ende? Das hat den Grund, dass sich das Buch für mich in zwei Seiten aufteilt: Das Kennenlernen und die Freundschaft zwischen Travis und Abby auf der einen und die Beziehung der beiden auf der anderen Seite. Für mich ist der Gewinner in diesem Fall ganz eindeutig der Anfang, den ich wirklich absolut genossen habe. Hier findet man die ganz besondere prickelnde Spannung zwischen den beiden Protagonisten, auch wenn diese eher hintergründig agiert. Bad Boy Travis ist noch halbwegs ungezähmt und lässt beinahe jede Frau auf sein berühmt-berüchtigtes Liebessofa. Mr Ende hingegen trägt etwas sehr dick auf, so dick, dass sich meine eigentlich doch sehr große Toleranz irgendwann in Luft auflöste und ich mich fragte, was da denn noch so alles kommen sollte. Aber der Reihe nach...
Die Figuren in dem Buch sind mir relativ schnell ans Herz gewachsen, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass immer eine kleine Distanz blieb, weil man nicht von Anfang an alles über die Hauptfiguren wusste. Außerdem hält sich die Autorin nicht mit viel tiefgründigen Gefühlen und Gedanken auf, sondern kommt relativ schnell auf den Punkt, was einerseits natürlich dem Plot ziemlich gut tut, für ein Zusammenwachsen mit Leser und Figur jedoch eher schlechter funktioniert. Dennoch empfand ich die Figuren als glaubwürdig und sympathisch - allen voran Travis, der wohl jeder weiblichen Leserin das kleine Buchstabenherz brechen könnte, für Fans von Simone Elkeles wie geschaffen ist und seine Liebste niedlicherweise "Taube" oder "Täubchen" nennt, was den ein oder anderen witzigen Effekt mit sich bringt. Anfangs zumindest. Denn nachdem der größte Bad Boy der Uni erst einmal sein Herz verloren hat, verweichlicht er doch ziemlich, auch wenn er neben, seinen öffentlichen Kämpfen, dennoch gerne ein paar Schläge austeilt. Am Ende wurde mir das ganze Liebesgesülze dann doch etwas zu viel - auch wenn es verständlich ist, das jemand der zum ersten Mal sein Herz verliert, an dieser Person festhalten will.
Der Handlungsverlauf ist teils vorhersehbar und trotzdem spannend, teils unerwartet und fragwürdig. Eine bunte Mischung könnte man sagen, denn obwohl der Haupthandlungsstrang von vorneherein festliegt und kaum an ihm zu rütteln ist, passieren immer mehr Dinge, die mir dann doch nicht ganz so gut gefallen haben. Abbys Vergangenheit ist eines dieser Dinge, die später eine merkwürdige Wendung nehmen und den roten Faden etwas aus den Augen verliert, aber gut, ein bisschen Spannung musste wohl sein. Es kann ja nicht nur darum gehen, einen Womanizer zu zähmen, auch wenn da sicherlich viele von träumen. Meiner Meinung nach hätten diese abenteuerlichen Geschehnisse aber nicht sein müssen, die hat die Geschichte nämlich eigentlich gar nicht nötig. Ich war schon ohne all dies absolut gefesselt und wollte ohnehin nur von Travis und Abby lesen. Das Ende... ja, das Ende ist auf jeden Fall nicht jedermanns Sache - meine war es absolut nicht und ich fand es irgendwie auch schade, dass das Buch so enden musste.
Ein großer Pluspunkt ist übrigens das Thema Sex, das ja in vielen Jugendbüchern (vor allen Dingen in Amerikanischen) ja gerne mal gemieden wird. Küssen wird da schon als gefährlich angesehen, deswegen war es erfrischend zu sehen, dass es auch anders geht (auch in Amerika, wer hätte das nur gedacht!). Es geht also auch gerne mal heiß und schnell zur Sache und das sogar ein wenig detaillierter. Man muss nicht raten, was die beiden da gerade tun und auch das fand ich sehr erfrischend (auch wenn sogar Mr Grey spannenderen Sex hat!;). Die Liebesgeschichte zwischen Travis und Abby entwickelt sich als Sahnehäubchen sogar relativ langsam, auch wenn man weiß, worauf jede einzelne Tat hinauslaufen wird und man sich nach einer Zeit ärgert, dass Abby immer noch an ihrer Masche, nicht mit Travis zusammenzukommen, festhält, aber gut, dass macht die Geschichte auch spannender.
Drei, zwei, eins... und "das Ende" bleibt am Boden. Knock-out, meine Damen und Herren, der heutige Sieger ist "der Anfang"! Und das hat er sich auch redlich verdient, denn neben Spannung, Leidenschaft und Freundschaft erzählt dieses Buch eine Bad-Boy-Geschichte, wie sie chaotischer nicht sein könnte. Taube und Travis geben wirklich gemeinsam ein "beautiful disaster" ab, dass jedoch gegen Ende etwas zu chaotisch und etwas zu dick aufgetragen wirkt. Dennoch erwartet den Leser eine prickelnde und erotische (zumindest minimal) Liebesgeschichte, die sich nicht hinter den "Fuentes Brüdern" zu verstecken braucht. Eine wirklich nette Geschichte für zwischendurch, die sich gut weglesen lässt und auf jeden Fall Spaß und Leben in die Bude bringt! Wer auf muskulöse, tätowierte, böse Jungs steht, die gerne Mal ihre Fäuste gegen andere böse Jungs sprechen lassen, wird definitiv seinen Spaß mit "Beautiful Disaster" haben. Man sollte aber aufpassen, dass man am Ende nicht auf der Kitschspur ausrutscht. Für diese Mischung gebe ich (mit Bauchschmerzen) 4 Herzen!

Mit "Walking Disaster", welches am 2. April in den USA erscheint, wird die Geschichte aus der Sicht von Travis erneut erzählt - spannend, weil man dadurch den männlichen Part vermutlich auch besser durchschauen kann. Außerdem sollen weitere Teile erscheinen, in denen es um die Brüder von Travis geht - ähnlich wie bei den Büchern von Simone Elkeles also. Deutsche Erscheinungstermine gibt es allerdings noch nicht.
Jamie McGuire wurde in Tulsa, Oklahoma, geboren und hat 1997 die High School beendet. Später hat sie die Universität mit einem Abschluss in Radiographie abgeschlossen. Derzeit lebt sie in mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern, vier Pferden, vier Hunden und Rooster, der Katze, in Enid.
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Für die freundliche Bereitstellung des Rezenionsexemplares bedanke ich mich sehr herzlich bei

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