Julie Heiland | Bannwald | Fischer Verlage | 351 Seiten | 16,99€ {D}; 17,50€ {A} | ISBN: 978-3-8414-2108-1
Ich kann es mir selbst nicht erklären, aber diese Idee und die Beschreibungen davon haben eine sehr große Faszination auf mich ausgeübt, sodass ich tatsächlich trotz der folgenden Kritikpunkte am Ball geblieben bin. Was mich schlichtweg enttäuscht hat, war die Tatsache, dass auf diese wirklich sehr schöne Idee so gut wie gar nicht eingegangen wurde. Die Stämme werden zwar in einer Szene kurz erläutert, aber sie spielen für die Geschichte gar keine relevante Rolle. Man hätte genauso gut nur über die Leonen und die Tauren reden können - einen Unterschied hätte ich nicht gemerkt. Ob hier nur für den Folgeband Stoff aufgehoben wurde - ich kann es nur hoffen.
Aber ab irgendeinem Punkt kann man durch die Fortsetzung den Mangel an Tiefe nicht mehr wirklich rechtfertigen und leider habe ich genau dieses Gefühl bei Bannwald. Denn dem Buch mangelt es nicht nur an Ausarbeitung, es mangelt auch an Spannung. Nicht, dass es nicht auf seine eigene Weise fesseln würde - das habe ich oben ja schon beschrieben. Und auch am Anfang und am Ende wird es durchaus spannender. Aber im Mittelteil passiert einfach so gut wie nichts! Irgendwie plätschert die Story so vor sich hin und bietet keinen konkreten Spannungsmoment. Man verfolgt Robin eben dabei, wie sie einerseits sich, andererseits auch Emilian näher kennenlernt.
Wo wir auch schon bei der nächsten Baustelle wären: Der Figuren.
Und auch hier bin ich Zwiegestalten. Einerseits fand ich das Gesamte recht stimmig. Robin und Emilian haben, sowie die Nebenfiguren, alle ganz gut in das Konzept gepasst. Man konnte die selbstbewusste, temperamentvolle Robin sehr gut begleiten, ihre Gedanken waren nachvollziehbar, trotz der Tatsache, dass sie ihre Ecken und Kanten hat. Sie und ihr bester Freund, aber auch ihre Familie wirken zusammen wirklich so, als hätten sie ein stimmiges Leben zusammen im Walde.
Andererseits waren sie und Emilian (Stichwort: Bad Boy) so klischeehaft, dass sie keinen Wiedererkennungswert besitzen. Ich hatte oft das Gefühl, dass ich das Buch so oder so ähnlich schon einmal gelesen hatte. Wer aber genau auf diese Konstellation steht: Gut und Böse, Mädchen, ihr bester Freund und Bad Boy, verbotene Liebe, der wird mit diesen beiden Figuren sicherlich viel Spaß haben.
Bannwald ist sicherlich nicht das schlechteste Buch, das ich gelesen habe. Vom Besten ist es allerdings auch meilenweit entfernt. Ich fand die Idee sowie die Atmosphäre toll, dafür bin ich zwiegespalten, was Figuren, Spannung und Sprachstil angeht. Mir waren die Charaktere zu platt, und generell wurde mir alles ein wenig zu oberflächlich abgehandelt, weshalb ich die Umsetzung eher als schwach ansehe. Ich denke für junge Jugendliche ist dieses Buch sicherlich sehr gut geeignet und entspricht dann auch sicherlich die Erwartungen, aber wenn man den Anspruch hat, etwas mehr erwarten zu können, würde ich andere Bücher empfehlen. Letztlich sind die drei Schmetterlinge eher der Idee zuzuschreiben.
Zusammenfassung:
Genre: Jugendliteratur (Fantasy)Atmosphäre: stimmig, phantasievoll, originellUmsetzung: Dinge werden sehr oberflächlich abgehandelt.Plot: sehr dünn, aber ausreichendCharaktere: klischee-behaftetSprachstil: grob, dafür klar und leicht verständlichSpannungsbogen: im Mittelteil langatmigGenre-Wertung
Gesamtwertung
Darum geht's:
Die 17-jährige Robin wächst als Waisenkind beim Anführer ihres Sternenstammes auf. Sie gehört zum Stamm der Leonen, jener Stamm, der mit der Natur im Einklang steht, friedlich im Wald lebt und dessen Bewohner ein bescheidenes Leben führen. Jener Stamm, der schon seit Generationen von den Tauren unterdrückt wird. Die Tauren morden, töten und sind für ihre Boshaftigkeit bekannt. Als Robin eines Tages von dem jungen Tauren Emilian verfolgt wird, ist sie sich bereits sicher, dass das ihr Ende sein wird. Doch er lässt sie laufen - mehr noch: er sucht den Kontakt und hilft ihr fortan, eine Kraft zu kontrollieren, die sie in sich trägt.
Cover, Titel, Klappentext:
Ich mag das Cover wirklich sehr, weil es wirklich on-point ist. Das Motiv greift sowohl den Titel, als auch den Inhalt des Buchs auf, wobei es direkt eine Vorstellung vom Setting liefert. Robin, die uns den Rücken zukehrt und ins Licht schaut: Ja, es ist pathetisch, aber trotzdem sehr stimmig.Der Klappentext verrät nicht zu viel und nicht zu wenig, es setzt meiner Meinung nach den Fokus auch richtig und spiegelt den Inhalt wieder. Außerdem verspricht er "eine spannende Saga um Macht und Liebe mit unerwarteten Wendungen" - Das steht im Folgenden auf dem Prüfstand.Wald des liegen gelassenen Potenzials
Julie Heilands Bannwald besitzt zwar 351 Seiten, davon sind allerdings knapp 20 Seiten eine Vorschau in den zweiten Band, weshalb die eigentliche Leselänge ungefähr 330 Seiten beinhaltet. Durch sehr viele Absätze und den Platzverbrauch, der bei einem neuen Kapitel entsteht, liest es sich wesentlich schneller als andere Bücher mit vergleichbarer Seitenanzahl, sodass ich es in einem Rutsch durchgelesen hatte.Erzählt wird im Präsens aus der Ich-Perspektive Robins, was schon einmal eine ganz gute Voraussetzung dafür ist, in die Story einzutauchen. Immer wieder tauchen auch 1 bis 2-seitige Kapitel auf, die aus der Sicht von Birkaras, dem Anführer der Tauren, geschrieben ist. Der Schreibstil ist sehr knapp und klar. Auf Detailbeschreibungen wird verzichtet und auch sonst benutzt sie keine großartigen sprachlichen Ornamente, dafür ist die Sprache umso mehr kurzbündig und abgehackt. Anscheinend hat Heiland eine liebe für Ellipsen, da diese gefühlt auf jeder Seite auftreten."Schrecklich. Er lacht. Spöttisch. Ganz im Gegenteil."
- Seite 229An einigen Stellen wirkt dieses Stilmittel sehr gut, aber für meinen Geschmack kam es etwas zu häufig und mich persönlich hat es vor allem am Ende gestört. Was aber definitiv dem kurzbündigen Schreibstil positiv zu vermerken ist, ist die Tatsache, dass es dem Erzähltempo sehr entgegenkommt und die Seiten nur so an einem vorbeifliegen.Bannwald zeichnet sich durch eine sehr lebendige Atmosphäre aus. Trotz des Fantasy-lastigen Settings spielt das Ganze in unserer Welt ab. Auch Städte werden beschrieben, sodass der Kontrast zwischen unseren Städten und dem mittelalterlichen Leben der Leonen deutlich wird. Menschen sind ebenso Statisten, wie die anderen Stämme. Heiland hat sich ein sehr interessantes Konzept für die Stämme ausgedacht: Sternenstämme. Diese sind an die Sternzeichen angelehnt, mit jeweiligen Eigenheiten. "Die Gemellen, immer zwei. {...} Die Skorpionen, vermutlich all jene, deren Gesichter besonders spitz sind. {...} Nur die Libren, die Waagen, halten sich schon seit jeher aus allem heraus."- Seite 104 f.Ich kann es mir selbst nicht erklären, aber diese Idee und die Beschreibungen davon haben eine sehr große Faszination auf mich ausgeübt, sodass ich tatsächlich trotz der folgenden Kritikpunkte am Ball geblieben bin. Was mich schlichtweg enttäuscht hat, war die Tatsache, dass auf diese wirklich sehr schöne Idee so gut wie gar nicht eingegangen wurde. Die Stämme werden zwar in einer Szene kurz erläutert, aber sie spielen für die Geschichte gar keine relevante Rolle. Man hätte genauso gut nur über die Leonen und die Tauren reden können - einen Unterschied hätte ich nicht gemerkt. Ob hier nur für den Folgeband Stoff aufgehoben wurde - ich kann es nur hoffen.
Aber ab irgendeinem Punkt kann man durch die Fortsetzung den Mangel an Tiefe nicht mehr wirklich rechtfertigen und leider habe ich genau dieses Gefühl bei Bannwald. Denn dem Buch mangelt es nicht nur an Ausarbeitung, es mangelt auch an Spannung. Nicht, dass es nicht auf seine eigene Weise fesseln würde - das habe ich oben ja schon beschrieben. Und auch am Anfang und am Ende wird es durchaus spannender. Aber im Mittelteil passiert einfach so gut wie nichts! Irgendwie plätschert die Story so vor sich hin und bietet keinen konkreten Spannungsmoment. Man verfolgt Robin eben dabei, wie sie einerseits sich, andererseits auch Emilian näher kennenlernt.
Wo wir auch schon bei der nächsten Baustelle wären: Der Figuren.
Und auch hier bin ich Zwiegestalten. Einerseits fand ich das Gesamte recht stimmig. Robin und Emilian haben, sowie die Nebenfiguren, alle ganz gut in das Konzept gepasst. Man konnte die selbstbewusste, temperamentvolle Robin sehr gut begleiten, ihre Gedanken waren nachvollziehbar, trotz der Tatsache, dass sie ihre Ecken und Kanten hat. Sie und ihr bester Freund, aber auch ihre Familie wirken zusammen wirklich so, als hätten sie ein stimmiges Leben zusammen im Walde.
Andererseits waren sie und Emilian (Stichwort: Bad Boy) so klischeehaft, dass sie keinen Wiedererkennungswert besitzen. Ich hatte oft das Gefühl, dass ich das Buch so oder so ähnlich schon einmal gelesen hatte. Wer aber genau auf diese Konstellation steht: Gut und Böse, Mädchen, ihr bester Freund und Bad Boy, verbotene Liebe, der wird mit diesen beiden Figuren sicherlich viel Spaß haben.
Fazit:
Bannwald ist sicherlich nicht das schlechteste Buch, das ich gelesen habe. Vom Besten ist es allerdings auch meilenweit entfernt. Ich fand die Idee sowie die Atmosphäre toll, dafür bin ich zwiegespalten, was Figuren, Spannung und Sprachstil angeht. Mir waren die Charaktere zu platt, und generell wurde mir alles ein wenig zu oberflächlich abgehandelt, weshalb ich die Umsetzung eher als schwach ansehe. Ich denke für junge Jugendliche ist dieses Buch sicherlich sehr gut geeignet und entspricht dann auch sicherlich die Erwartungen, aber wenn man den Anspruch hat, etwas mehr erwarten zu können, würde ich andere Bücher empfehlen. Letztlich sind die drei Schmetterlinge eher der Idee zuzuschreiben.
Zusammenfassung:
Genre: Jugendliteratur (Fantasy)Atmosphäre: stimmig, phantasievoll, originellUmsetzung: Dinge werden sehr oberflächlich abgehandelt.Plot: sehr dünn, aber ausreichendCharaktere: klischee-behaftetSprachstil: grob, dafür klar und leicht verständlichSpannungsbogen: im Mittelteil langatmigGenre-Wertung
Gesamtwertung