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Ab ans Ende der Welt, heißt es für Großstadtmädchen Laura – dort, wo sich höchstens die Wildgänse und Mamas neue Hühner gute Nacht sagen. Wie soll sie es da nur aushalten? Aber das piefige Kaff hat dann doch etwas zu bieten: Enzo, den süßen Neffen des Pizzeriabesitzers, und Irina, das hübsche, durchgeknallte Mädchen, mit dem Laura sich auf Anhieb versteht, Musik hört, am Bach herumliegt und … dann passiert es: Auf einer Party küsst Irina Laura – und Laura küsst Irina. Doch so unerwartet schön, so schrecklich verwirrend sind ihre Küsse auch. Bin ich lesbisch?, googelt Laura. Und wenn ja, warum dann dieses irre Kribbeln, wenn sie Enzo sieht?
Patrycja Spychalski schreibt Geschichten aus dem Leben. Geschichten ohne viel Trara mit viel Natürlichkeit und Authentizität. Oder kurz: Echte und eindringliche Geschichten mit denen man sich identifizieren kann. Auch "Auf eine wie dich habe ich lange gewartet" ist eine dieser Geschichten und kommt mit einem (mehr oder weniger) Tabuthema daher - es geht ein bisschen um Homosexualität, wobei der Begriff die Situation eigentlich überhaupt nicht beschreiben kann. Viel mehr geht es um die Liebe und wie sie sich ihren Weg sucht, ganz egal, was geschieht oder welche Person man trifft. "Auf eine wie dich habe ich lange gewartet" trifft genau den Ton, mit dem man ein solches Thema ansprechen sollte, wertet zu keinem Zeitpunkt und ist einfach das, was es sein sollte: ganz natürlich und echt.
Dennoch: völlig vom Hocker gerissen hat es mich nicht, was vielleicht daran liegt, dass viele unterschiedliche Problematiken und Themen angeschnitten, aber nicht weiter ausgeführt werden. Auch wenn mir der Umgang mit dem Thema Liebe und Sexualität gefallen hat, so war mir manches dennoch etwas zu oberflächlich und schnell gelöst, auch wenn man vermutlich sagen könnte, dass das Leben manchmal eben so spielt. Trotzdem, die Hauptthematik und die damit verbundenen Sorgen werden so schnell gelöst und sind plötzlich nicht mehr relevant, was bei der sonst so authentischen Art des Buches etwas merkwürdig wirkt. Ohnehin gab es eventuell ein bisschen viele Themen - Mobbing, Selbstfindung, Umzug, Sexualität, Liebe, Freundschaft, psychische Probleme... da war es manchmal schwer, das Interesse am Hauptplot zu erhalten, wenn so viele faszinierende Nebenstränge locken, die dann doch nicht behandelt werden.
Dafür sind die Figuren wieder absolute Pluspunkte - allen voran Protagonistin Laura, die eine starke Persönlichkeit hat und sich von niemandem unterkriegen lässt, auch wenn sie anfangs etwas zickig und melodramatisch wirkt. Dieser Eindruck verfliegt recht schnell, denn Laura macht und sagt, was sie denkt und was sie für richtig hält. Auch Irina ist eine solch besondere Figur, denn sie ist noch ein wenig extremer als Laura und ist manchmal etwas undurchsichtig, obwohl sie sofort Sympathien weckt mit ihrer Direktheit und Ehrlichkeit. Hinzu kommt noch Enzo, der trotz seiner interessanten Art in der Geschichte ein wenig untergeht - auch hier hätte ich mir noch mehr Fokus gewünscht.
Auf diese Geschichte habe ich zwar nicht ewig gewartet, doch wie von Patryca Spichalski gewohnt, kommt sie wieder mit viel Authentizität und Natürlichkeit daher, wenn auch manche Stellen ein wenig oberflächlich wirken. Mit andersartigen und besonderen Figuren bringt die Autorin Leben in ihre Geschichte und erzählt etwas, dass irgendwo tatsächlich ähnlich geschehen sein könnte. "Auf eine wie dich habe ich lange gewartet" hat viel Identifikationspotenzial und geht besonders eindringlich und leichtfüßig mit einem (für einige) sensiblen Thema um. Dabei trifft die Geschichte genau den richtigen Ton und liest sich flüssig weg.