Es ist ja schon lange her, dass mir ein Kochbuch so gar nicht gefallen wollte. Nun, mit diesem hier wird das auch wieder nichts. Im Gegenteil. Ich fürchte, das ist eher eines dieser Bücher, bei dem ein Satz reicht: “Gehet hin und kaufet”. Ich hatte ja Glück, ich musste es nicht kaufen, sondern habe ein Exemplar bei Vorablesen gewonnen.
Also schön, worum geht es eigentlich? Um Sachen, die man aus der Hand isst, eben. Um das klassische Deutsche Abendbrot, um Sandwichs, um Burger….Brot und Belag. Klingt unspektakulär? Ist es aber nicht. Es macht nämlich einen Höllenspaß.
Der Spaß fängt schon bei der Optik an. Die ist frisch und ungewöhnlich: ganzseitige, wunderbare Foodfotos, Portraits und Fotokollagen von Daniela Haug, mattes, graues Papier. Das Inhaltsverzeichnis findet man vorne und hinten auf den Buchdeckeln, die Farbgestaltung ist zurückhaltend, nichts schreit einen an.
Es gibt nicht nur Rezepte in diesem Buch. Stevan Paul erzählt auch, eloquent und gut gelaunt wie immer, von der Geschichte des belegten Brotes …. wir erfahren, ob der Hamburger tatsächlich aus Hamburg kommt, wie die Amerikaner auf den Hot Dog kamen und vieles mehr. Nun komme ich ja aus der Oberpfalz. Aber dass der erste Imbiss auf den Bau der Steinernen Brücke in Regensburg zurückgeht und als “Wurstkuchl” heute noch existiert, hatte ich erfolgreich vergessen. Vielen Dank für’s Erinnern. Außerdem stellt Stevan Paul Menschen vor, die sich der Herstellung des Streetfood verschrieben haben. Für seine liebevollen Porträts war er unter anderem in der Markthalle 9. Und ich vermute, er hat sich kräftig durchgefuttert
Nun aber es ist ja ein Kochbuch, und letztendlich lebt so ein Buch von den Rezepten. Die fangen an mit Klassikern. Es gibt Bruschetta, Fish and Chips, Naan mit Lamm-Spieß oder Gyros de Luxe. Logischerweise gibt es ein Kapitel mit Burgern. Wir finden einen sehr speziellen Hamburg-Hamburger von Oliver Trific, Halloumi-Burger, Riesenpilzburger…..nur so zum Beispiel. Wenn es um Dinge geht, die man zwischen zwei Brotscheiben klemmt und isst, dann dürfen Sandwiches nicht fehlen. Neben den bekannten Klassikern Club-Sandwich und BLT gibt es auch Vorschläge für den High-Tea und Bananen-Erdnussbutter-Sandwich, wie es Elvis Presley liebte. Und eine liebevolle Story über Elvis Presleys Leibköchin. Sogar die Hot Dogs haben ihr eigenes Kapitel. Und dann habe ich gelernt, dass das German Abendbrot nicht nur ein gern gelesener Blog ist, sondern eine kulturelle Institution (also, die Mahlzeit – und der Blog natürlich auch
Die Rezepte sind übersichtlich strukturiert und funktionieren. Zu jedem Rezept gibt es ein ganzseitiges Food-Foto. Die Gestaltung ist abwechslungsreich – mal kommt sie klassisch daher mit einer Zutatenliste am Rand der Seite und dem Rezept daneben, mal sind die Zutaten direkt in den Rezepttext eingearbeitet. Zu jedem Rezept ist die Zubereitungszeit angegeben; es gibt Tipps Beilagen und Saucen. Eine kleine Warnung sei erlaubt: so ein Gyros ist was, was man gerne mal kauft, wenn man Hunger hat und Eile. Die Rezepte im Buch sind kein Fast Food – sie brauchen in aller Regel etwas Zeit. Und wie das so ist bei all diesen Streetfood-Klassikern…..es gibt relativ viel Fleisch, die Anregungen für Vegetarier halten sich in Grenzen.
Hab ich schon gesagt, dass ich begeistert bin? Dann sage ich es halt nochmal. Hier gibt es jetzt bestimmt viel öfter Essen, dass zwischen zwei Brotdeckeln daherkommt. “Auf die Hand” kann man direkt beim Brandstätter-Verlag kaufen.