¡Rezension!: Atemnot

Von Collectionofbookmarks
  
Klappentext:Es gibt Geschichten, in denen das Mädchen seinen Prinzen findet, und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. So eine Geschichte ist das hier nicht.
Jenna Lords Leben verlief bisher nicht gerade wie im Märchen. Ihr Vater ist ein kontrollbesessener Neurotiker und ihre Mutter Alkoholikerin. Früher war ihr älterer Bruder ihr einziger Halt, doch jetzt ist er im Irak stationiert. Und vor einigen Jahren wäre Jenna beinah bei einem Hausbrand ums Leben gekommen.
Es gibt Geschichten, in denen das Monster das Mädchen umbringt und alle um das unschuldige Opfer trauern. So eine Geschichte ist das hier auch nicht.
Mitch Anderson hat viele Qualitäten: Er ist ein engagierter Lehrer und Lauftrainer. Ein liebevoller Ehemann. Ein Mann mit einer ziemlichen … Anziehungskraft.
Und dann gibt es noch die Geschichten, bei denen man schwer sagen kann, wer der Prinz und wer das Monster ist, wer das Opfer und wer es verdient, bis an sein Lebensende glücklich und zufrieden zu leben. Diese Geschichten sind die besten.

Viel zu selten stolpert man über Bücher, deren Titel so gut zum Inhalt passen, wie es bei Atemnot (engl: Drowning Instinct) der Fall war. Jenna kommt in ihrem Leben kaum zum Atmen, geschweige denn zum Sprechen. Ihre Eltern sind mit sich selbst beschäftigt, ihr Bruder im Krieg und sie selbst gefangen in einer Welt, die sie zu ersticken droht. Jenna ist ein unglaublich interessanter und nachdenklicher Charakter, dessen Gedankengänge realistisch, düster, mir aber auch sehr sympathisch waren. In ihrem Kopf analysiert sie Situationen und Menschen bis nichts Gutes mehr an ihnen übrig bleibt. Sie ist vorsichtig, skeptisch und ziemlich intelligent. Und sie hat einen Hang zur Selbstverletzung, der erst zur Ruhe kommt, als sie Mr. Anderson kennen lernt.

Und trotzdem ist dies hier keinesfalls eine typische Mädchen verliebt sich in Lehrer-Geschichte, keine Wir müssen vorsichtig sein- oder Alles was wir tun ist verboten-Heuchelei. Hinter Atemnot versteckt sich eine Liebesgeschichte, die vielleicht nicht jeder gutheißen wird, die aber leidenschaftlich und überzeugend ist. Zwei Menschen, die einander brauchen, sich aneinander festhalten und vor dem Ertrinken retten. Somit ist das nicht nur Jennas Geschichte, sondern auch Mitchs. Sie ist nicht theatralisch, aber trotzdem dramatisch und auf ihre eigene Art und Weise schön. Dennoch bin ich mir sicher, dass sie leider nicht jedem gefallen wird.
Auch ich brauchte anfangs einen kleinen Anlauf bis ich mich in Jennas Situation wirklich hineingelesen hatte. Bei Selbstverletzungs-Themen bin ich zu Beginn immer etwas skeptisch, doch als sich dann heraus stellte, dass es hier um viel mehr geht, wollte ich die Seiten nicht mehr verlassen. Die Autorin hat eindeutig sehr viele eigene Erfahrungen aus ihrem Beruf mit eingebaut und konnte deswegen auch so überzeugend schreiben. Großartige Metaphern und zitierwürdige Passagen sind dabei entstanden, bei denen sogar ich mir nicht verkneifen konnte sie zu markieren. 

Vielleicht war nicht immer alles so überraschend, wie Frau Bick es geplant hatte; vielleicht der Anfang nicht so süchtig machend, wie es das Ende war und vielleicht war die Übersetzung auch nicht immer so brillant, wie ich sie mir gewünscht hätte, doch im Endeffekt komme ich nicht drumherum zu sagen, dass Atemnot ein bemerkenswertes Buch ist, was im großen Teich der Jugendbücher wirklich heraus stechen kann. Man muss allerdings dafür bereit und offen sein, denn diese Geschichte ist keine der Art ...und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.