Meinung:Ich tippe jetzt mal als erstes die Moralstatuten ab, um vielleicht einen Eindruck von der Stimmung, die im Buch herrscht, zu vermitteln:
Artikel 1: Die Vereinigten Staaten erkennen die Amerikanische Kirche als offizielle Religion an.Artikel 2: Literatur und andere unmoralische Medien sind verboten. Ihr Besitz, Erwerb und Verkauf ist strengstens untersagt.Artikel 3: Eine vollständige Familie besteht aus einem Mann, einer Frau und mindestens einem Kind.Artikel 4: Die traditionellen Geschlechterrollen müssen eingehalten werden.Artikel 5: Als vollwertiger Staatsbürger wird nur anerkannt, wer als Kind eines verheirateten Paares auf die Welt kommt.Ich denke, schon an diesen Gesetzen erkennt man, dass die „Moralmiliz“, wie Ember das „Federal Bureau of Reformation“ abfällig nennt, starke Kontrolle auf die Menschen ausübt und sie nicht anders können, als sich zu beugen – oder festgenommen zu werden. Im Buch wird die Anspannung der Charaktere sehr gut deutlich und aufgrund dieser starken Einschränkungen ihres Lebens war ich so manches Mal überrascht, dass die Menschen ganz normal ihre Leben weiter lebten, als würden keine Soldaten vor ihren Häusern patroulieren.
Während in diesem Buch die ersten vier Artikel eine eher untergeordnete Rolle spielen bzw. kaum erwähnt werden, spielt der 5. Artikel natürlich eine umso größere. Durch einen Verstoß gegen dieses Gesetz werden Ember und ihre Mutter gleich zu Anfang des Buches festgenommen. Es bleibt keine Zeit für Einführungen und Erklärungen und der Leser erfährt zunächst wenig über das Leben der („unvollständigen“) Familie.Was man allerdings erfährt, ist die Tatsache, dass der Soldat, der die beiden festnimmt, ihr ehemaliger Nachbar Chase ist, mit dem Ember schon seit Kindertagen befreundet ist und aus deren Freundschaft mehr wurde, kurz bevor gezwungen wurde, Soldat zu werden. Er ist es, der ihr später bei ihrer Flucht hilft und da Ember feststellt, dass der Chase von früher und der „neue“ Chase wie zwei verschiedene Personen zu sein scheinen, verspricht die Beziehung noch interessant zu werden.
Natürlich sind Chase und Ember nach ihrem Ausbruch auf der Flucht, weshalb ich auch ohne großartig zu spoilern sagen kann, dass diese den Großteil des Buches ausmacht. Anstatt aber aufgrund von mangelnder Handlung langweilig zu werden, bleibt eine konstante Spannung aufrechterhalten und zwingt den Leser geradezu dazu, weiter zu lesen.
Ember handelt häufig aus einem Impuls heraus, was oft leichtsinnig erscheint und sie auch hin und wieder in Schwierigkeiten bringt. Alles in allem ist sie aber eine gute Protagonistin, die sich nicht ängstlich hinter ihrem Begleiter versteckt, wenn Gefahr droht.Chase hingegen erscheint kühl und handelt überlegt und gleicht Embers Temperament so aus.
Fazit:Eine spannende Dystopie mit einer mutigen Protagonistin, die Lust auf die Fortsetzung macht!5/5 Punkten