Klappentext:
Anna und Jan verbindet eine tiefe Freundschaft. Doch dann verliebt sich Anna in Jan, und der zieht auch noch ganz weit weg. Zum Glück gibt es Großmutter Anna, die nicht nur genauso heißt, sondern auch genau weiß, wie es sich anfühlt, wenn einem plötzlich etwas fehlt. Als endlich der ersehnte Brief von Jan eintrifft, ist Oma Anna die Erste, die davon erfährt. Und Enkelin Anna ist die Einzige, mit der ihre Großmutter über Henri spricht, den mysteriösen Unbekannten, dem sie die ganze Zeit Briefe schreibt, die sie aber nie abschickt. Kann es Zufall sein, dass Jan und Henri beide in Amsterdam wohnen? Ein wunderschönes Jugendbuch, das von der Liebe und dem Erwachsenwerden erzählt.
Zugegeben, eigentlich wollte ich dieses Buch nur lesen, weil es so schön schlank war und ich Lust auf etwas Kurzes hatte. Ich konnte ja nicht ahnen, dass mich dieser Briefroman dann doch so mitreißen würde...
Im Zeitalter von E-Mails und SMS, von Druckpatronen und Bildschirmen, gibt es wohl nichts Liebevolleres als einen handgeschriebenen Brief. Das wissen auch Anna und ihre Oma Anna, deren auf Papier gebrachte Worte diesen Roman, aber auch den Kopf und das Herz des Lesers füllen. Es handelt sich hierbei keineswegs um einen einfachen Briefwechsel zwischen Enkel und Großmutter, sondern um eine über Monate laufende Unterhaltung, die von Gefühlen wie dem Verliebtsein, dem Erwachsenwerden, jedoch auch von Verlusten erzählt, die beide - trotz der vielen Jahre Unterschied - gleichermaßen empfinden.
Darunter entdeckt man Briefe, die nur ein paar dahingehauchte Zeilen enthalten, gefolgt von seitenlangen Gefühlsausbrüchen, voller Fragen, um Antwort bittend, hilflos und verzweifelt. Himmelhohe Euphorie, die von unumgänglichen Liebeskummer abgelöst wird nur um das tränenschwere Papier danach wieder mit einem Sonnenscheinlächeln zu trocknen.Die Briefe sind Poesie, sie sind Gefühl und sie sind Liebe jeglicher Art. Und auch wenn man vorerst vielleicht glauben mag, dass sich die Großmutter der Enkelin annimmt, dass sie weiß wie es läuft und alles richtig macht, so wird man doch von Satz zu Satz eines Besseren belehrt. Denn manchmal braucht auch eine alte Dame einen Rat in Sachen Liebe, und manchmal findet sie genau den bei ihrer jungen Enkelin.
Anna und Anna ist eines jener Bücher, die von außen kurz und einfach wirken, innen aber wie ein Wirbelsturm in unseren Gedanken tosen und einen Trümmerhaufen von Gefühlen zurücklassen. Wir müssen lachen, weinen, uns erinnern und hin und wieder eingestehen, dass die wahre Liebe nicht immer rosarot ist. Hinter diesen Buchdeckeln steckt eine ehrliche Geschichte, die vielleicht auf den ersten Blick wie ein Sommerbuch wirkt, mit vielen schwermütigen Gedanken und Geschehnissen aber auch alles andere als das sein kann. Es geht nicht nur um junge, aufblühende Gefühle, sondern auch um jene, die zurückkehren und jederzeit eintreffen können, egal ob man 13, 30 oder sogar schon 80 Jahre alt ist.
Ein wunderschönes, überraschend gutes Buch, welches mit wenigen Seiten viel mit mir anrichten konnte. Ich musste wirklich lachen und weinen, und möchte es vielen Leserinnen ans Herz legen, die meinen, dass jedes Buch ein Happy End braucht, und jede Liebesgeschichte nervtötend romantisch sein muss. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern jemals ein so ehrliches Buch über das Verliebtsein gelesen zu haben.
Genauso schön wie der Inhalt und genauso überraschend gut. Minimalistisch und doch verspielt ... und diese Farben. Ob sich der Verlag vielleicht wirklich an den Farben des Briefes orientiert hat?
Die Autorin:
Charlotte Inden, 1979 geboren, studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Film- und Fernsehwissenschaften in Marburg, London und Straßburg. Sie lebt mit ihrem Mann in Karlsruhe, arbeitet als Redakteurin bei einer Tageszeitung und hat eine Botschaft an die Welt: Schreibt mehr Briefe! Anna und Anna ist ihr erstes Buch bei Hanser.