Als in der Silvesternacht 1904 ein Unbekannter im Hotel auftaucht und für Aufruhr sorgt, in dem er behauptet, der Bruder von Maximilian von Hohenstein – und damit auch ein weiterer rechtmäßiger Erbe und Eigentümer des Hotels – zu sein, beginnt die umfangreiche Handlung des Romans, welche von den verschiedensten Personen und Aspekten des Alltags im Hotel erzählt.
Obwohl ich wirklich viele verschiedene Genres lese, sind historische Romane etwas, das ich tatsächlich kaum – eigentlich niemals – lese. Ich mag einfach selten Geschichten, die in der Vergangenheit spielen, Jane Austen mal ausgenommen. Doch nachdem ich die Fernsehserie Downton Abbey damals wider Erwarten sehr mochte und sie nun nach Sendeschluss auch sehr vermisse, wagte ich mich an „Das Hotel am Drachenfels“ – und wurde auch hier sehr positiv überrascht.
Die Geschichte um Familie Hohenstein und ihr Hotel spielt im Jahr 1904 und somit in der gleichen Zeit wie auch Downton Abbey. So war ich zumindest bereits mit den ungefähren Gepflogenheiten und dem zeitlichen sowie geschichtlichen Kontext vertraut. Ähnlich wie bei Downton Abbey spaltet sich auch hier das Leben in zwei Gesellschaften: die reichen Hohensteins und ihre Bediensteten beziehungsweise das Personal des Hotel, welches für die Gäste zuständig ist. Da ich die Fernsehserie auf englisch geschaut hatte, musste ich mich hier erst an die vielen neuen, etwas ungewohnten, Begriffe gewöhnen, genauso wie an die sehr vielen unterschiedlichen Personen. Bis dem Leser wirklich klar ist, wer wie zu wem steht oder wer zu welcher Gruppe gehört, dauert es zwar ein bisschen, doch mit dem fortgeschrittenen Lesen gewöhnt man sich auch schnell an all das und ist schließlich mit allem vertraut.
Sehr schnell hat sich bei mir überraschenderweise das gewünschte, oder eher erhoffte, Downton Abbey-Feeling eingestellt und ich muss zugeben, dass ich die Geschichte mit jeder Seite immer mehr mochte. Sie zog mich in ihren Bann, ich wurde ein Teil der Hohensteins und das Leben im Hotel am Drachenfels konnte man sich nur allzu gut bildlich vorstellen. Ich mochte es sehr, dass hier nicht wirklich alles nur voller hübscher, glitzernder Abendkleider und fröhlich lächelnden Menschen ist. Tatsächlich kann der Blick hinter die Kulissen des Schönen überraschen und vor allem mit Authentizität sowie einer ordentlichen Portion Realismus überzeugen. Die Charaktere an sich sind zudem zwar nicht immer unbedingt die sympathischsten, dafür aber sind sie menschlich – und mit der steigenden Seitenzahl habe ich mich immer mehr an all die Charaktere gewöhnt, habe sie kennenlernen können und wollte sie am Ende auch gar nicht mehr verlassen. Umso mehr freut es mich deswegen, dass mit „Das Erbe der Hohensteins“ eine Fortsetzung erscheint und ich in das Hotel am Drachenfels und zur Familie Hohenstein zurückkehren darf.
„Das Hotel am Drachenfels“ ist ein Muss für alle, die Downton Abbey genauso sehr lieben wie ich. Eine wunderbar vielseitige und abwechslungsreiche Geschichte mit einer perfekten Mischung aus Liebe, Drama, Familiengeheimnissen und einer Vielfalt an Charakteren. Ein Roman, welcher bisher definitiv zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat!