Nach “Blackbird” ist “Deadfall” nun der zweite und letzte Teil der Dilogie von Anna Carey.
Sunny ist nun tatsächlich dem Jungen aus ihren Träumen begegnet. Mit ihm hat sie sich auf der Insel verbündet, gemeinsam sind sie vor ihren Jägern geflohen. Doch während Rafe bereits den größten Teil seiner Erinnerungen wieder erlangt hat, weiß Sunny immer noch nur sehr wenig über sich. Doch sie weiß, dass Ben sie verraten hat und sie nun zusammen mit Rafe schleunigst verschwinden muss. Gemeinsam reisen sie nach New York – doch dort beginnt nun die eigentliche Jagd….
Die Handlung knüpft direkt an das Ende des ersten Romans an, was bei dem Cliffhanger von “Blackbird” auch genau richtig ist. Durch die Begegnung von Rafe werden so einige offene Fragen aus der vorherigen Geschichte nun endlich beantwortet. So erfährt Sunny einiges von ihrer Vergangenheit und auch etwas über sich selbst, ihre Familie und das wohl Wichtigste: ihren Namen.
Wie auch schon in “Blackbird” begeistert mich in “Deadfall” wieder einmal der sehr ungewöhnliche Schreibstil. Hierbei wird der Leser selbst zum Gejagten, da Carey von der Protagonistin in “Du”-Form erzählt. Der Leser ist also Sunny. Ich fand relativ schnell wieder gut in diesen Stil und die Handlung hinein, obwohl die Lektüre des ersten Bandes einige Zeit zurück liegt. Der Schreibstil gefällt mir auch diesmal wieder am besten, da er nicht nur so ungewöhnlich ist, sondern vor allem auch hauptsächlich für die Spannung in der Handlung sorgt. Auch die hin und wieder eingeschobenen Erinnerungen und Zwischenkapitel aus der Perspektive von anderen sind wieder vorhanden.
Von der Handlung selbst hatte ich mir nämlich leider deutlich mehr erwartet. Während ich in der vorherigen Geschichte das Gefühl hatte, dass der große Spannungshöhepunkt noch kommen würde, fand ich diese letztendlich im großen Ganzen betrachtet noch weniger spannend als die in “Blackbird”. Hier weiß man bereits ungefähr, mit was man es zu tun hat, während man davor noch mehr miträtselte. Die Spannung und Verwirrung der Protagonistin war zuvor deutlich spürbarer. Trotzdem sind auch in “Deadfall” einige wenige gute, fesselnde und actionreiche Szenen erhalten. Zumal gefällt mir die Idee der Menschenjagd in einer nicht-dystopischen, modernen – unseren – Welt sehr gut. Sie ist zwar unheimlich grausam, aber vielleicht auch gar nicht so abwegig. Die Idee birgt meiner Meinung nach sehr viel an Potenzial, welches die Autorin hierbei jedoch nicht so sehr ausgeschöpft hat. Ich hätte mir deutlich mehr gute Szenen gewünscht, in denen die Jagd greifbarer ist, in denen der Kampf ums Leben lebendiger wirkt. So ist im Grunde zwar alles vorhanden, auch ein relativ zufriedenstellender Abschluss ist vorhanden, doch auch nach Beenden von “Deadfall” bleibt wieder das Gefühl zurück, dass da eigentlich noch mehr möglich gewesen wäre.
Noch ein Wort zum Äußeren: ich finde es klasse, dass beide Bücher tatsächlich fast komplett identisch und so schlicht gestaltet wurden. Fast, da nur das erste Buch einen passend farbigen Schnitt hat. Auch wenn die Cover an sich recht schlicht sind, passen sie absolut perfekt zur Handlung. So ziert “Blackbird” ein Vogel, das Erkennungszeichen von Sunny, während “Deadfall” den Elch als Zeichen hat – das Merkmal von Rafe. Es passiert recht selten, dass ich deutsche Cover gegenüber dem Original bevorzuge, diese beiden sind aber wirklich so gut wie perfekt – zumal sie die Handlung so gut wiederspiegeln.
Obwohl mich “Blackbird” nicht vollkommen überzeugen konnte, war ich sehr auf “Deadfall” gespannt und hatte auf deutlich mehr Spannung gehofft. “Deadfall” begeistert mich wieder vor allem durch den außergewöhnlichen Schreibstil und eine solide wie auch gute Grundidee. Leider bleibt diese Dilogie für mich aber nur mittelmäßig – für einen sehr guten Jugendthriller wurde das Potenzial meiner Meinung nach einfach nicht vollständig ausgeschöpft.