[Rezension] Amy on the Summer Road von Morgan Matson

[Rezension] Amy on the Summer Road von Morgan Matson

Wenn man jemanden nie wieder sehen wird, dann ist bestimmt nicht der Abschied das Hauptproblem.

★★★★☆

 

Das im Leben von Amy Curry in letzter Zeit ziemlich viel, ziemlich schief gelaufen ist, trifft es nicht mal annährend. Ihre beste Freundin ist weggezogen, mit ihrem Freund Michael läuft es nicht so richtig, ihr Bruder ist drogensüchtig, ihre Mutter ein Workaholic und ihr Vater… tot. Amys Leben war in letzter Zeit wirklich das reinste Chaos und zudem wird die musicalbegeisterte Schülerin nun auch noch vor die Tatsache gesetzt, das ihre Mutter ans andere Ende der USA, genauer gesagt von Kalifornien nach Connecticut ziehen will.

Neben ihren Freunden und ihrer Familie verliert Amy nun auch noch ihr Zuhause! Und als ob das noch nicht alles schlimm genug wäre, soll sie mit einem wildfremden Jungen mit dem Auto ihrer Mutter quer durch die USA reisen. Kann es eigentlich noch schlimmer kommen? Es kann! Denn Amy ist zu sehr mit ihrem Kummer beschäftigt als auch nur einen Gedanken an eben jenen Jungen zu verschwenden, bis Roger plötzlich vor ihr steht. Zusammen begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise, bei der man zunächst das Gefühl hatte, das die beiden ehr auf der Flucht sind, doch nach und nach die finsteren Schatten abhängen, die sowohl Amy als auch Roger begleiten.

Roadtrips zu lesen, ist immer etwas Besonderes und meistens möchte ich nach Beenden des Buches sofort meine sieben Sachen packen und selber losfahren. Ganz genauso erging es mir hier mit diesem Buch. Es sind die kleinen Dinge, die solche Trips außergewöhnlich machen. Die vielen kleinen Raststätten und Dinners, die kleinen Orte, die diese Bezeichnung oftmals schon gar nicht mehr verdienen. Dörfer, wo man das Gefühl hat, in eine Familienfeier hineingeplatzt zu sein. Viel Musik und viel ungesundes Essen.  Aber dieses  Buch wird auch durch die großen Dinge getragen. Amy, die mit ihrem Kummer um ihren Vater nicht zurechtkommt und Roger, der schwer enttäuscht wurde und mit dieser Reise einen ganz eigenen Zweck verfolgt. An Tiefgründigkeit und Momenten, wo einem als Leser das Herz schwer wird, fehlt es diesem Buch ganz sicher nicht!

Amy und Roger sind zwei sehr sympathische, bodenständige und vor allem sehr natürliche Charaktere. Morgan Matson verzichtet fast gänzlich auf künstliches Drama und verbiegt ihre Figuren nicht so sehr, dass man schon Angst um deren Rückgrat haben muss. Wobei ich persönlich mir von Roger an einzelnen Stellen doch etwas mehr von eben jedem Rückgrat gewünscht hätte. Manchmal wirkte er einfach zu lieb, zu mäuschenhaft. Trotzdem konnte er mit seiner ruhigen Art sehr viel ausdrücken und seine außerordentliche Musiksammlung machte alles mehr als wieder gut! Das ist eben seine Art und die tat Amy sehr gut.

Lediglich Amys Mutter habe ich von der ersten bis zur letzten Seite förmlich gehasst. Mag sein, das sie mit diesem großen Verlust selber nicht richtig umzugehen weiß, doch wie sie mit ihren Kindern Amy und vor allem deren Bruder umspringt, war für mich einfach unglaublich. Da sie aber nur ein Nebencharakter ist, konnte ich mit meinem Hass auf sie sehr gut umgehen ;)

Die Einblendungen von Speisekarten, Rechnungen, Playlisten, Landkarten sowie Amys Reisetagebuch sind extrem schön anzusehen und oft auch richtig lustig, allerdings manchmal an etwas ungünstigen Stellen platziert, z.B. mitten in einem Dialog. Ich weiß nicht, ob die Autorin das absichtlich gemacht hat, um womöglich Amys Gedankengänge besser nachvollziehen zu können, doch beim Lesen war das irgendwie etwas hinderlich.

Der Sprachstil ist sehr jugendlich und trotzdem angenehm zu lesen, da er eben zu den beiden Reisenden passt. Manche englische Begriffe oder Redewendungen wurden in dieser deutschen Ausgabe im Original gelassen, was mir sehr viel lieber ist, als unpassende und unlogische Übersetzungen.

Ein wunderbares Sommerbuch, welches ich sogar vom Datum her nur ein paar Tage verfehlt habe. Das Buch und somit Amy und Roger’s epic detour endet nämlich an einem 15. Juni. Ich selbst habe das Buch am 16. Juni beendet. Nach dem Lesen will man einfach nur auf und davon – natürlich mit Rogers iPod und jede Menge Cream Soda im Gepäck.

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