Klappentext:
Was bringt einen jungen Mann dazu, grundlos Gewalt anzuwenden? Kann man Intoleranz und Extremismus verstehen? Ist Rache ein gutes Motiv? Können gute Absichten einen Mangel an Verständnis ausgleichen? In ihrem neuen Jugendbuch stellt Janne Teller wieder unbequeme Fragen und führt unsere Vorstellungskraft dahin, wo es wehtut. Mit eindrücklicher Schärfe und Intensität, knapper Syntax und assoziativer Kraft erzählt sie acht Kurzgeschichten über Vorurteile und Intoleranz, Mord und Todesstrafe, Identität und geistige Behinderung, Integration und kulturelle Unterschiede, Träume und Irrtümer. Sie zwingt uns, Stellung zu beziehen, und fordert zum Nachdenken und Diskutieren über unsere Gesellschaft auf.
Wer bereits Nichts gelesen hat, weiß, dass Frau Teller nicht schreibt, um sich mit der Menschheit gut zu stellen. Sie provoziert, regt zum Nachdenken an und konfrontiert uns mit Themen, die vielen Leuten gar nicht wirklich bewusst sind. Ich liebe das, und so war es nur eine Frage der Zeit, dass auch Alles endlich ich meine Arme fiel.
Im Gegensatz zu Nichts ist Alles kein Roman, sondern eine Kurzgeschichtensammlung, was mich persönlich keinesfalls störte. Ich bin ein großer Verteidiger von Kurzgeschichten - wenn sie gut geschrieben sind - und war mir ziemlich sicher, dass die Autorin auch hier wieder Großes leisten würde.
Janne Teller befasst sich in ihren Erzählungen mit den verschiedensten gesellschaftlichen Themen - Rassismus, Gewalt, Intoleranz etc. - und weiß natürlich auch mit diesen kleinen Werken den Leser in ihren Bann zu ziehen. Während sie anfangs nie tief blicken lässt, einen neugierig macht und schnell in ein uns unbekanntes Leben eintaucht, spürt man beim Verlauf jeder Geschichte, dass sich hier viel mehr anbahnt, als zuerst vermutet. Nur diese paar Seiten reichen aus, schon findet man sich kopfschüttelnd, erstaunt, manchmal sogar schockiert wieder, weiß gar nicht wie einem geschieht, und sieht manche Dinge vielleicht mit anderen Augen.
Besonders gelungen fand ich dabei die unterschiedliche Gestaltung der Geschichten. Während eine ein langer Dialog ist und manche von ihnen wie innere Monologe aufgebaut sind, gibt es natürlich auch jene Texte, die zu Beginn fast wie eine ganz normale, ja sogar recht banale Geschichte aus dem Alltag wirken, bei denen wir erst nach und nach erfahren, was es damit auf sich hat. Gerade das macht das ganze Buch so spannend, denn man findet sich immer in anderen Schreibstilen wieder und könnte fast meinen, die Geschichten können ja gar nicht von nur einer Autorin geschrieben sein.
Was ich vielleicht ein bisschen schade fand, war die Tatsache, dass sich Frau Teller sehr viel mit Rassismus im Sinne von Ausländerfeindlichkeit auseinandersetzte und ich mir hin und wieder noch andere Geschichten zu anderen genauso wichtigen, sozialen Themen gewünscht hätte (obwohl die natürlich auch vorhanden waren, aber wie gesagt, leider in der Unterzahl). Vielleicht einfach zwei, drei Erzählungen mehr, schon wäre Alles wieder etwas ausgeglichen und natürlich auch noch ein längeres Lesevergnügen gewesen.
Ich habe übrigens zwei Favoriten:Sich so in den Hüften wiegend und die Augen zu Boden gerichtet / Lollipos
Auch wenn wir es diesmal nicht mit einem Roman zu tun haben, so weiß die Autorin auch mit ihren Kurzgeschichten, wie man überzeugende Charaktere erschafft und den braven Leser vor Augen führt, wie die Welt dort draußen so abläuft. Vielleicht gar nicht so weit draußen, vielleicht sogar ein paar Straßen weiter, oder vielleicht auch vor seiner Haustür...
Es hat zwar nicht dieses Schockpotential wie Nichts, regt aber genauso zum Grübeln an.
Leider nicht ganz so meins. Vielleicht bin ich auch zu blöd um es zu verstehen, aber wahrscheinlich wollte man bei so ernsten Themen auf ein kitschiges Cover verzichten. Gut so, eigentlich.
Die Autorin:
Janne Teller (1964 in Kopenhagen geboren) arbeitete als Konfliktberaterin der EU und UNO in aller Welt, bevor sie sich 1995 ganz dem Schreiben widmete. Für ihr literarisches Schaffen wurde sie vielfach ausgezeichnet. In ihrem Werk, das neben Romanen für Erwachsene auch Essays, Kurzgeschichten und Jugendbücher umfasst, kreist sie stets um die großen Fragen des Lebens und löst mit gesellschaftskritischen Themen nicht selten lebhafte Debatten aus. Für Erwachsene hat Janne Teller die zeitgenössische nordische Saga, Odins Insel, geschrieben, sowie die Romane Europa - Alles, was dir fehlt und zuletzt Komm, über Ethik in der Kunst und in unserer modernen Gesellschaft (Hanser, 2012). Für Jugendliche erschien der umstrittene, preisgekrönte internationale Bestseller Nichts – was im Leben wichtig ist, sowie Krieg - stell dir vor, er wäre hier. Im August 2013 erscheint Alles – worum es geht.