[Rezension] Alex Cross: Cold (James Patterson)

Von Creativityfirst
James Patterson: Alex Cross: Cold 
James Pattersons Thriller lese ich aufgrund ihrer sich stakkatoartig aufschaukelnden Brisanz sehr gern. Besonders mag ich eben auch Alex Cross, der als souveräner Polizist und gelegentlich liebenswert überforderter Familienvater auftritt. 
Neben all seiner fiktiven Dramaturgie punktet dieses Buch nun abermals ebenso durch eine Realitätsnähe, die nicht abwegig ist. 


~ Rezension ~
Gefahr: Unsichtbar und dennoch da.

Alex Cross, seines Zeichens Polizeipsychologe und Profiler mit Herz und Verstand, wird mit einer Entführung konfrontiert, die eine gesamte Nation in Atem hält: Zoe und Ethan, die Kinder des Präsidenten, werden gekidnappt. Was der Entführer fordert? Nichts. Er will nur, dass das Präsidentenpaar Schmerz erfährt. Gleichzeitig erschüttert eine bittere Anschlagserie Washington und rüttelt an den Fundamenten aus Moral und Macht. Stehen die beiden Katastrophen in Zusammenhang zueinander? Alex und sein Team befinden sich auf einem Weg in eine Sackgasse, während die Uhr unerbittlich tickt und das Schicksal der beiden Kinder und einer ganzen Stadt besiegelt scheint. Doch eine Minimalchance gibt es noch. Die fordert jedoch eine Grenzüberschreitung, die Alex nie billigen wollte.

Cold aus der Feder von James Patterson ist ein weiterer Thriller der packenden Alex-Cross-Reihe, der sich durch eine dramaturgische Zuspitzung, die sehr persönlich wird, charakterisiert wird.

Gewohnt überzeugend entwickelt sich auch dieser Fall des Alex Cross'. Der Protagonist steht einmal mehr sowohl als präzise arbeitender Ermittler als auch als Oberhaupt einer aufgeweckten Familie im Mittelpunkt dramatischen Geschehens. Die Hingabe für den Dienst der Vereinigten Staaten kommt hierbei gleichermaßen zur Geltung wie Zweifel an er eigenen Entscheidungsgewalt. Während Alex Cross beruflich über das Limit hinausgeht, sorgen privat seine couragierte Nana, seine Frau Bree und die Kinder dafür, dass der ganz normale Familienwahnsinn ihn auf Trab hält. Damit zeichnet James Patterson zum wiederholten Male das überzeugende Porträt eines Mannes nach, der mitten im Leben steht.

Der Autor schafft zwei separate Handlungsstränge — die Entführung und die Anschlagsserie —, an denen mit hoher Intensität gestrickt wird. Der Spannungsbogen jedes Einzelnen wird potenziert, indem die Möglichkeit einer Schnittmenge heraufbeschworen wird. Der Leser fühlt sich auf diese Weise direkt in die Ermittlungsarbeit hineinkatapultiert.

Für mich beeindruckend ist in diesem Buch vor allem der realistische Grundtenor. Auf der einen Seite der lodernde, grenzenlose Hass auf die USA seitens Al Ayla, einer sich radikal formierenden Terrororgaisation. Auf der anderen Seite die persönliche Schicksale Einzelner, die eine Bandbreite zwischen Angst und Machtlosigkeit, Willkür und Rache ausreizt. In eine temporeiche, sich aufschaukelnde Handlung flicht James Patterson somit real existierende Argumente, denen die Vereinigten Staaten in die Augen blicken. Das Weiße Haus gerät mächtig unter Beschuss — sprichwörtlich und tatsächlich.
Die Stilistik dieses Thrillers entspricht ganz dem Profil eines klassischen Pattersons. Die kurzen, die Handlung rasch vorantreibenden Kapitel werden wie die Patronen einer geladenen Waffe abgefeuert. Kleine Zeit- und Szenensprünge sowie Überraschungsmomente sind inklusive und unterstreichen dabei den unausweichlichen Showdown.
Insgesamt ein Roman, der einen neuerlichen Fall des Alex Cross' auf gekonnt brisante Art in das Fahndungsraster der Leser lotst. Menschlichkeit und Unmenschlichkeit liegen manches Mal schockierend nah beieinander und lassen schlucken.
FZIT: Rasant. Konfliktgeladen. Zielgenau.