Rezension | "A little too far" von Lisa Desrochers

Von Paperdreams @xGoldmarie

Wie konnte das passieren? Wie konnten sie so weit gehen? Ihr Stiefbruder Trent war doch immer Lexis bester Freund und engster Vertrauter. Fluchtartig verlässt Lexie ihre Familie und bricht zu einem Auslandsjahr in Rom auf. Aber auch Tausende von Kilometern entfernt und trotz des attraktiven Alessandro schafft sie es nicht, den Mann, den sie nicht haben kann, zu vergessen ...


Es gibt Bücher, die sich selbst am besten beschreiben. A little too far - ein bisschen zu weit(hergeholt)! In diesem Fall möchte man tatsächlich gar nicht wissen, was der zweite Band "A little too much" so zu bieten hat, denn auch dieser Titel trifft den Inhalt von "A little to far" ziemlich gut. Die Geschichte um Lexie, Trent und Alessandro hätte vielleicht interessant werden können. Wenn die vierhundert Seiten Blödsinn nicht gewesen wären. Wenn die Protagonistin nicht gewesen wäre. Wenn der grausame Schreibstil mit Worten wie "durchnudeln" nicht gewesen wäre (dieses Wort fällt geschätzte 285 mal!). Oder um es auf den Punkt zu bringen: es wäre gut gewesen, wenn ich diese Geschichte gar nicht erst gelesen hätte. Aber natürlich habe ich sie gelesen und ich habe mich unterhalten gefühlt - nämlich, weil ich beinahe auf jeder Seite a) auflachen musste, b) die Augen verdreht habe und c) kurz innehalten musste, um das Buch nicht gegen die Wand zu klatschen. Wer trotzallem noch wissen möchte, warum mir diese Geschichte nichts gegeben hat (außer der Frage, wer das Wort "durchnudeln" in einem ernsthaften Zusammenhang verwendet!), der sollte weiterlesen!

Es wäre wohl etwas zu viel, wenn ich sagen würde, alles hätte mir nicht gefallen, obwohl man das im großen Ganzen so sagen kann. Die Geschichte hatte nette Ansätze - Ansätze, die wirklich gut hätten werden können, wie beispielsweise die Situation um Lexie und ihren Stiefbruder Trent, die aber durch die Oberflächlichkeit und vor allen Dingen durch die schnelle Abhandlung, extrem platt geblieben sind. In diesem Fall (für alle die dieses Buch ohne Vorwissen lesen wollen) werde ich spoilern, einfach, weil ich sonst meine Gedanken zu dieser Geschichte schlecht erklären kann. Also, wer jetzt noch liest, ist immerhin informiert! Ich meine, gut, sexuelle Anziehung, dies das, kann man schon verstehen, aber ein Heiratsantrag, weil man zweimal miteinander geschlafen hat?! Ernsthaft? Dieser Heiratsantrag kombiniert mit der Tatsache, dass Lexie im Laufe des Buches sehr arg mit Religion konfrontiert wird, wirkt ein wenig so, als würde sich die Autorin für ihre Sexszenen schämen! "Oh Gott, Lexie hat mit ihrem Stiefbruder geschlafen - am besten lasse ich die beiden am Ende heiraten, dann ist das ganze wenigstens noch christlich." Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht verstehe, warum aktuell jedes Paar in New Adult Büchern am Ende heiraten muss, finde ich das einfach zu übertrieben und irgendwie nimmt es der ganzen Sache das prickelnd-spannende.

Aber es liegt nicht nur an dem glitzernd amerikanischen Hollywoodende, dass ich dieses Buch einfach ungern gelesen habe. Es liegt auch an den Figuren. Allen voran Lexie, die sich glücklich schätzen kann, wenn ihr IQ an den eines Toastbrotes herankommen würde. Sie studiert Kunst und erinnerte mich an einen notgeilen Teenie - eine merkwürdige Kombination, die man ihr das ganze Buch über einfach nicht abnimmt. Sowieso wirkt sie ziemlich dümmlich und unüberlegt, aber natürlich sieht sie so superheiß aus, dass sich sogar ein junger, angehender Priester in sie verliebt und einfach mal direkt seinen Beruf aufgibt, nur um mit ihr schlafen zu können. Da ist es natürlich doof für ihn, dass der guten Lexie kurz davor einfällt, dass sie doch eigentlich Trent liebt - natürlich erst, als sie schon nackt auf dem Tisch liegt und schon alles ausgepackt wurde. Dann ist da noch Alessandro - der angehende Priester -, der natürlich ein Ex Bad Boy ist und nur deswegen religiös geworden ist, weil er schon so viel durchgemacht hat. Er ist unfassbar muskulös, gutaussehend und lässt die ganze Zeit Sätze wie "Gott hütet seine Schäfchen" ab. Ich weiß nicht, ob ich das kommentieren soll. Mein Ding ist das jedenfalls nicht.

Als wäre all das nicht schon mehr als genug ist der Plot mit ein paar Worten zusammengefasst und entwickelt sich so platt, dass man es manchmal selbst kaum glaubt. Den Mittelteil hätte man theoretisch komplett weglassen können, denn in diesem geht es nur darum, dass Lexie Alessandro anhimmelt, aber eigentlich nur an Trent denken kann, während ihre Freundin sich durch ganz Rom "nudelt". Der Hauptkonflikt des Buches, der über den Lexie sich ungefähr 350 Seiten lang den Kopf zerbricht und weder ein, noch aus weiß löst sich in sage und schreibe zwei Seiten in Luft auf und plötzlich gibt sich alles von selbst - weiße Tauben fliegen durch die Luft, große Liebesgeständnisse werden gemacht, blabla. "A little too far" ist mir einfach "A little too much" - will sagen, ich werde dieses Buch nicht empfehlen, es gibt wirklich besseres in diesem Genre und ich werde auch nicht weiterlesen. Mit der Autorin habe ich ohnehin keine guten Erfahrungen gemacht und die zweite Chance hätte definitiv nicht sein müssen.


Die Geschichte um Lexie, Trent und Alessandro ist "a little too far(fetched)" und hat mich mehr belustigt, als unterhalten. Selbst im Genre New Adult habe ich selten etwas so plattes und nervtötend amerikanisches gelesen wie das hier - mit Worten wie "durchnudeln" und mehr als fraglichen Figurenkonstellationen. Der Leser wird über die Hälfte des Buches mit einem Konflikt belastet, der sich schließlich mit zwei Sätzen auflöst und der Plot ist mit wenigen Worten zusammengefasst. Die Geschichte wirkt größtenteils, als würde die Autorin sich für ihre teils sehr detailreichen Sexszenen schämen, denn sie versucht das ganze am Ende sehr konservativ zu lösen und hat mich damit nur genervt. Der Mittelteil des Buches hätte weggelassen werden können und so bleiben ungefähr hundert mehr als dürftige und schlecht geschriebene Seiten, die nicht einmal so unterhaltsam sind, dass es sich lohnen würde, dieses Buch zu lesen.