Rezension: 705 (Hoerspielprojekt.de)

Seit jeher genießt in der freien Hörspielszene das Science-Fiction-Genre einen hohen Stellenwert. Beim Hoerspielprojekt erlebte am vergangenen Mittwoch die Produktion 705 (gesprochen: 7-0-5) ihre Premiere und steht seitdem zum kostenfreien Download bereit. Ein bemerkenswertes Hörspiel mit ca. 57 Minuten Laufzeit, das einen näheren Blick verdient.

Rezension: 705 (Hoerspielprojekt.de)

Schneller als das Licht? Peter McAllistor steht in der Pflicht, für seinen Vater diesen Traum zu erfüllen. Doch manchmal sind die Ziele zu groß, um sie zu erreichen... oder der Preis ist zu hoch.

705 stammt aus der Feder von Michael Gerdes, der auch für Schnitt und Regie verantwortlich zeichnet. Zudem hat er eine der Hauptrollen übernommen. Der knappe Klappentext suggeriert zwar irgendwie, dass es sich um eine Space Opera handeln könnte, doch gerade dies ist nicht der Fall. Worum es sich stattdessen handelt? Nun, dies zu offenbaren, hieße die Auflösung der Geschichte vorwegzunehmen, weshalb ich die Antwort auf diese Frage schuldig bleiben werde. Es ist jedoch nicht gespoilert, wenn man sagt, dass es sich bei 705 um eine Geschichte handelt, die vom Publikum ein hohes Maß an Aufmerksamkeit erfordert, denn immer wieder werden Rückblicke eingeflochten, durchaus falsche Fährten gelegt und selbst vor alternativen Abläufen von Geschehnissen nicht Halt gemacht. Der Hörer findet sich in einem Ereignisgeflecht mit Peter McAllistor im Zentrum wieder, dessen Bezugspunkte abwechselnd ein Bordcomputer (der mit der Stimme von McAllistors Bruder Angus spricht), Peters Ehefrau Michelle und sein Vater Henry sind. Wer von Beginn an gut aufpasst, wird sich am Ende einen Reim auf die Handlung machen können, doch vielleicht wird dies nicht jedem direkt beim ersten Hören gelingen. Auch der Rezensent steht dazu, dass er einen zweiten Durchlauf brauchte.

Die Besetzungsliste von 705 wartet mit Sven Matthias als Peter MacAllistor und Mica Wanner als Michelle MacAllistor auf, während Michael Gerdes als Angus MacAllistor und Matthias Ubert als Henry MacAllistor mit von der Partie sind. Patrick Steiner verkörpert Dr. Gonzales Morena und Yannick Gerdes den jungen Peter MacAllistor. Sven Matthias kennen Hörspielfans nicht zuletzt als Weltraumheld Rick Future in der gleichnamigen Serie. Doch die Figur des Peter ist komplett anders gelagert als Rick; und Sven Matthias schafft es durch sein emotionales, eindringliches Spiel, Vergleiche zwischen den Figuren gar nicht erst aufkommen zu lassen. Auch bei der Auswahl der übrigen Stimmen hatte Michael Gerdes eine glückliche Hand, denn alle Beteiligten finden den geeigneten Zugang zu ihren Charakteren und hinterlassen einen positiven Eindruck.

Für 705 wurde eigens ein Soundtrack komponiert, was im unkommerziellen Bereich beileibe keine Selbstverständlichkeit ist. Der Aufgabe angenommen hat sich Tim Gössler, von dem u.a. die Musiken zu Rick Future stammen. Der Soundtrack transportiert die gesamte Stimmung und gerade auch die emotionale Ebene des Hörspiels optimal; der Titeltrack ist eingängig und besitzt einen gewissen Retro-Charme. Einzig der Abschlusssong " I See You", zu dem Michael Gerdes den Text beisteuerte, ist wenig überzeugend und irgendwie verzichtbar. Die Soundkulisse ist erfreulich detailreich und leistet dadurch einen wichtigen Beitrag dazu, dass sich beim Hörer schnell das entsprechende Kopfkino einstellt und er über die gesamte Spielzeit in der Handlung gehalten wird. Die Abmischung aller Komponenten gibt keinen Anlass zur Klage. Abgerundet wird die Produktion durch ein Artwork von Steffen Lorenzen. Wer sich 705 brennen und ins Regal stellen möchte, bekommt Cover und Booklet zum Ausdrucken im Downloadpaket mitgeliefert.

Mit 705 präsentiert Hoerspielprojekt eine Geschichte, die den Luxus genießt, sich keinen kommerziellen Konventionen beugen zu müssen. Auf diese Weise erhält sich das Hörspiel seine Eigenständigkeit und kann es außerdem riskieren, vom Publikum Mit- und Nachdenken zu fordern, anstatt ihm die Antworten einfach auf dem Silbertablett zu servieren. Wer vor solch einer Herausforderung nicht zurückschreckt und gleichzeitig ein Hörspiel mit einem gut aufgelegten Cast und einer attraktiven Soundkulisse zu schätzen weiß, ist bei 705 gut aufgehoben.


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