Manche Wege sind steinig und dennoch niemals zu weit ...
Als Jonas den Junggesellenabschied für seinen besten Freund Patrick organisiert, ahnt er nicht, dass ein einziger Anruf seine gesamte Gefühlswelt auf den Kopf stellen wird. Grund dafür: Lucy. Sie ist die engagierte Tänzerin für den Abend. Doch Lucy heißt in richtigen Leben Maya und fasziniert Jonas von der ersten Sekunde an. Die Wellenlänge der beiden stimmt. Bis Maya Jonas erklärt, dass sie nicht nur ihre Tänze, sondern auch ihren Körper verkauft und daher schon längst nicht mehr an die wahre Liebe glaubt. Fünf Tage, so Mayas Theorie, dann verfliegt der Zauber. Immer. Jonas beschließt daraufhin, Maya das Gegenteil zu beweisen. Denn er spürt, dass sie als Paar eine Chance verdient haben. Doch sosehr Jonas in Maya auch die unverhoffte Liebe seines Lebens sieht, ihn macht der Gedanke an ihren Job krank. Wieso tut sich Maya diese Tortour an? Jonas muss die Wahrheit erfahren, möge sie noch so schmerzen!
Adriana Popescu hat mit 5 Tage Liebe einen Roman geschrieben, dessen feinherbe (Liebes-) Geschichte im Hier und Jetzt angekommen ist. Oftmals tut nicht das Schwarz oder das Weiß weh, sondern die ungewisse Grauzone dazwischen.
Die beiden Protagonisten Maya und Jonas stechen durch Persönlichkeiten hervor, die auf den ersten Blick unkompliziert und zäh erscheinen. Schließlich haben sie schon einiges erlebt
— bevor sich ihre Wege kreuzten. Doch ebenjene Begegnung verändert sie. Verändert alles. Und der zweite Blick offeriert freie Sicht auf zwei Menschen, die zwischen (siebtem) Himmel und Hölle pendeln. Adriana Popescu leuchtet hierbei krasse emotionale Gegensätze aus, deren Grenzen verschwimmen. Von einer Seite zur nächsten, von einem Herzschlag auf den anderen kann und wird sich das Blatt wenden. Eine unvorhersehbare Rhythmik, welche die Handlung maßgeblich mitbestimmt und ein Herzschlagfinale andeutet.Dass es sich keineswegs um eine klassische Liebesgeschichte handelt, macht die Autorin rasch deutlich. Denn neben einer Handvoll typischer Schattierungen dieses Genres spickt Adriana Popescu ihren Roman vor allem mit Akzenten des echten Lebens. Damit einhergehend werden persönliche Gewissensfragen ebenso in die Waagschale geworfen wie Ungerechtigkeiten und Missstände, die eine höhere Instanz betreffen. Ein Stimmungsbild, das mich als Ganzes sehr beeindruckt hat.Inhaltlich wie stilistisch besticht die Autorin durch ihre üblichen Stärken. Diese liegen in einem ungetrübten Blick für zwischenmenschliche Kräfte und Zerreißproben sowie in einer kompromisslosen Darstellung dieser.
Was diesen Roman von anderen bisherigen Werken der Autorin unterscheidet, ist die männliche Sicht der Dinge. Denn Adriana Popescu wählt die Perspektive Jonas'. Daraus ergibt sich durchaus eine gewisse Fallhöhe. Allerdings wird eine — im übertragenen Sinne gesprochen — allzu glattrasierte Schilderung erfolgreich umschifft. Vielmehr wird ein Draufblick auf die gesamte Harte-Schale-weicher-Kern-Amplitude gewährt.Darüber hinaus finde ich es durchaus erwähnenswert, wie geschickt Adriana Popescu einen winzigen indirekten Schnittpunkt zu ihren Romanen Lieblingsmomente und Lieblingsgefühle kreierte. Von der Parallele, Stuttgart und Barcelona als Kulissen zu wählen, einmal ganz abgesehen.
Summa summarum ein Roman, der zeigt, dass vieles möglich ist. Nicht alles. Aber vieles. Manchmal sind es die augenscheinlich kleinen Momente, die den großen Umbruch bringen. Ob nun als Intermezzo oder als Bis-ans-Ende-aller-Tage sei dabei erst einmal dahingestellt. Doch mit etwas Glück sind fünf Tage nur der Anfang von allem.
F★ZIT: Vielschichtig. Grenzüberschreitend. Menschlich.