Review zu Mushishi – Perfect Edition, Band 01

Von Sebastian Gaebelein @Japaniac
Fürwahr war es eine Überraschung als Manga Cult eine deutsche Ausgabe zu dem beliebten Fantasy-Titel Mushishi ankündigte. Während die englischsprachigen Fans seit Jahren um eine Neuauflage betteln, leben die Liebhaber hierzulande den entsprechenden Traum.

Verlag Manga Cult geht dabei all-in und publiziert den Manga von Yuki Urushibara als Perfect Edition. Neben dem gewohnten Großformat heißt dies konkret Naturpapier-Haptik und Farbseiten. Für diese mehr als würdige Aufmachung eines Nischen-Titels sind allerdings 15 Euro (D) angesetzt. Ob es diese Investition wert ist, prüfen wir im Folgenden für euch.

Handlung

Der erste Band besteht aus insgesamt fünf Kapiteln, die sich auf über 200 Seiten erstrecken. Die darin enthaltenen Geschichten sind episodischer Natur. Viel Input zu Beginn erwartet die Leserschaft nicht.

Lediglich einige Worte über die Spezies von Mushis. Diese seien neben Pflanzen, Pilzen und Tieren eine andere Art der Existenz und leben im Einklang mit der Natur. Beschrieben als mysteriöse Wesen sind sie Bedrohung und Wunder zugleich.

Hinzu kommt, dass ungeschulte Augen sie nicht zu erkennen wissen. Zwar sind sie per se nicht unsichtbar, doch erfordert es auch Geschick, die in jedem innewohnende Fähigkeit der Erkennung dieser Wesen zu aktivieren.

Ein Reisender, der diese Fähigkeit besitzt, ist Ginko. Dieser ist ein Mushishi. Jene Bezeichnung, die zugleich titelgebend ist, beschreibt eine Person, die jene mysteriösen Wesen erforscht. Weiterhin offeriert er seine Hilfe bei Vorkommnissen, in die Mushis involviert sind. Doch scheint auch dieser Herr nicht ohne Geheimnis.

Seine Intentionen? Ebenso geheim, wie die zu erforschenden Wesen als geheimnisumwoben gelten. Entsprechend hinterlässt der erste Band keine Hinweise Richtung Beantwortung der Frage.

Die Episoden gestalten sich von ruhig, über dramatisch und sind sicherlich auch zuteilen wesentlich düsterer als erwartet. Es bleibt abzuwarten, ob eine fortlaufende Handlung in den folgenden Bänden installiert wird. Eine entsprechende Leitlinie wird zumindest angedeutet, weswegen wir für die Handlung eine verminderte Wertung von 9,0 Punkten vergeben.

Zeichenstil

Ästhetisch setzt Zeichner Yuki Urushibara die von ihm geschaffene Welt illustrativ um. Die große Naturverbundenheit des Werks ist nicht zu übersehen und durchzieht jede einzelne Seite des Fantasy-Titels.

Die stimmigen Illustrationen lassen für einige Sekunden Raum zum Sinnieren, zum Verlieren in jenem von Mushi bevölkerten Universum. Der Manga mag dadurch stellenweise an Dynamik verlieren, doch ist diese auch nicht von Urushibara intendiert zu generieren. Der Geschichte wie den Zeichnungen liegt eine angenehme Ruhe inne.

Wir laden dazu ein, diese Eindrücke anhand der offiziellen, deutschsprachigen zu verifizieren. Unsererseits ist die Höchstwertung von 10,0 Punkten sicher.

Perspektive

Protagonist Ginko ist ein Rätsel. Zwar spricht er bei Zeiten, doch ist wenig über ihn bekannt. Seine Perspektive ist im Übergang mit der eines kommentierenden Erzählers fließend. Informationen werden in benötigtem Maße bereitgestellt.

Allgemein bleibt die Struktur zwar episodisch, doch nahm man es sich nicht, im letzten Kapitel des Auftakt-Bands einen Hinweis in folgende Entwicklungen anzudeuten. Nach anfänglich ruhigem Verlauf offenbart der Manga zudem, dass auch düstere Kapitel in Ginkos Reise durchaus vertreten sind. Entsprechend passt sich die Perspektive an.

Es erinnert sporadisch an Werke des verstorbenen Shigeru Mizuki, dem Vater der modernen Yokai-Geschichten. Auch dieser pflegte in einigen seiner Werken, das Übernatürliche in die bekannte Welt zu überführen.

Wir vergeben 9,5 Punkte für die perspektivische Darstellung. Geringer Abzug für das teilweise sprunghafte Wechseln innerhalb dieser. Ansonsten sehr ansprechend erzählt.

Fazit

Die 15 Euro im Preis stoßen leider sauer auf. Zwar ist der Manga großformatig, besticht durch eine qualitative Haptik und Farbseiten, doch erscheint der Preis vergleichsweise hoch. Dies ist wohl dem Nischen-Dasein zuzurechnen. Ausbleibende Verkäufe müssen schließlich bestmöglich aufgefangen werden. Ob es das wert ist? Tendenziell ja.

Die Geschichte gestaltet sich zwar episodisch, doch ist bereits der erste Aufbau einer Struktur innerhalb der Handlung zu vermuten. Weiterhin sind die Illustrationen äußerst ansehnlich und der Atmosphäre stets hervorragend angepasst.

Der Manga von Yuki Urushibara verdient durchaus beide japanischen Auszeichnungen, die er 2003 und 2006 erhielt. Allerdings sollte einem das Supernatural- beziehungsweise Fantasy-Genre nicht völlig entsagen. Ebenso ist keine Action zu erhoffen.

Abschließend bedanken wir uns herzlich bei Manga Cult für die Bereitstellung eines Review-Exemplars.