Zunächst möchten wir uns herzlich bei der Redaktion von Carlsen Manga bedanken, welche uns mit einem Rezensionsexemplar unterstützen und somit diesen Artikel ermöglichen.
Seit Ende März ist der Manga bereits erhältlich. Der Verlag wirbt zudem mit einer Hardcover-Aufmachung auf der Verlagsseite. Weiterhin ist das Papier deutlich hochwertiger als das von üblichen Manga.
Handlung
Die 28-jährige Japanerin Kabi Nagata legt mit Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit ihre ganz eigene Biografie in Mangaform vor. In dieser schildert sie verschiedene Abschnitte ihres Lebens seit ihrem Oberschulabschluss.
Ihr Studium brach sie ab, eine Festanstellung kann sie ebenso nicht vorweisen - die Eltern sind enttäuscht. Nagata lebte zu dieser Zeit von Nebentätigkeiten und auf Kosten von Mutter und Vater. Natürlich sorgte dies für einen entsprechenden Druck den Erwartungen des Umfelds zu entsprechen.
Über viele Seiten hinweg schildert die Künstlerin ihre emotionale Lage sowie ihr körperliches Befinden. Eine geringschätzige Einstellung gegenüber dem eigenen Leben kristallisiert sich zunächst als Nagatas Kernproblematik heraus.
Doch auch ihre sexuelle Unerfahrenheit mach der fast dreißigjährigen Frau zu schaffen. Bereits die Aufklärung über die heterosexuelle Liebe ist in Japan nur sehr eingeschränkt vorhanden - woher soll eine junge, lesbische Frau also ihre Information beziehen?
Nagata entdeckt das Internet für sich und ihre Neigungen. Der Ort, der nicht von einer konservativen Regierung gelenkt wird, aber eine vernünftige, liberale und zeitgemäße Selbstaufklärung - zumindest in der Theorie - ermöglicht.
Nach einigen Höhen und Tiefen fasst Nagata einen Beschluss: Sie möchte eine homosexuelle Dame der Nacht aufsuchen, um zumindest einmal im Leben dieses Gefühl von Nähe zu erfahren. Der vorliegende Manga erzählt die Hinführung zu besagter Begegnung.
Insgesamt erweist sich die Geschichte als ein Auf und Ab, welche unseren Erwartungen nur bedingt gerecht werden konnte. Zu viel hörte man vorab über die Güte dieser Geschichte. Wir können diesen Eindruck leider nur bedingt bestätigen.
Dennoch vergeben wir passable 7,0 Punkte. Diese gründen sich vor allem auf dem biographischen Hintergrund und der ausgedrückten Kritik der Autorin sowie der Einzigartigkeit des Werks.
Zeichenstil
Wie auch die Geschichte nicht der Norm entspricht, so spiegelt sich dies auch in den Zeichnungen des Werk wieder. Nagata illustriert ihre Geschichte strukturiert - vier Panels gleicher Größe pro Seite.
Die handelnden Figuren sind minimalistisch dargestellt, sodass der Fokus auf der eigentlichen Geschichte liegt. Autorin Nagata nutzt Grafiken lediglich zur etwaigen Verbildlichung - die Textblöcke sind deutlich dominanter platziert. Und das ist gut so.
Ein visuelles Highlight erwartet den Leser hier definitiv nicht. Die vorhandenen Zeichnungen werden zweckmäßig genutzt und sind zumindest in ihrem Stil wiedererkennbar, weswegen wir 6,0 Punkte in dieser Kategorie vergeben.
Perspektive
Autobiographische Werken genießen natürlich stets einen besonderen Vorteil in dieser Kategorie. Auch Nagata ist eindrucksvoll darum bemüht, ihre Geschichte darzustellen und bietet diverse Einblicke in ihre Vergangenheit.
Vereinzelte Phasen ihres Lebens stellt sie in den einzelnen Kapiteln dar, so beispielsweise die Suche nach einer Anstellung. Weiterhin schildert die Künstlerin eindrucksvoll ihre Beziehung zu ihren Eltern. Auch wenn das offene Ende nicht unbedingt als zufriedenstellend empfunden werden kann, so bleibt doch eine besondere Nachricht im Kopf:
Liebe dich selbst für das was du bist, schätze deinen Körper und folge deinen Träumen.
Aufgrund dessen vergeben wir 9,0 Punkte für die Perspektive an das Special-Werk.
Fazit
Insgesamt erweist sich die Geschichte als ein Auf und Ab, welche unseren Erwartungen nur bedingt gerecht werden konnte. Die dahinterstehende Nachricht ist pädagogisch jedoch einwandfrei und dürfte Betroffenen sicherlich auch mehr Mut verleihen.
Insofern stellte sich der biographische Hintergrund Kabi Nagatas natürlich als größter Vorteil heraus. Ihre Beschreibungen sind für den Leser weitestgehend greifbar. Lediglich das offene Ende hinterlässt das Publikum etwas ratlos. Möglicherweise wird das Sequel die Geschichte zufriedenstellend fortführen.
Das auf der Verlags-Website angegebene Hardcover stellte sich letztlich jedoch als eine Flexcover-Ausgabe heraus. Die übrige Qualität in Bezug auf Farbigkeit und Papierqualität weiß dennoch zu gefallen. Allerdings ist der Band mit 15 Euro preislich auch recht hoch angesetzt.
Durchaus lesenswert, allerdings nicht zwingend wieder lesenswert.
Hier kannst du Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit beispielsweise erwerben: