Review zu Die Schrift des Windes, Einzelband

Von Sebastian Gaebelein @Japaniac
Menschen sterben, Kunst jedoch nicht. Im Folgenden besprechen wir einen besonderen Einzelband, der kürzlich im Carlsen-Verlag als Grapic Novel erstmalig in deutscher Sprache erschien.

Bereits 1992 erschien der vorliegende Band, Die Schrift des Windes, auf Japanisch. Es blieb die einzige Zusammenarbeit von Autor Kan Furuyama und Zeichner Jiro Taniguchi. Beide Künstler sind mittlerweile leider verstorben. Der Manga jedoch unsterblich.

Handlung

Die Geschichte ist 1649 zur japanischen Edo-Zeit angesiedelt. Das Land überwand zuvor seine Teilung und wurde gerade durch die Feldherren Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu geeinigt.

Letzter ist zugleich Begründer des Tokugawa-Shogunats, das nun in Japan eine gehobene Stellung genießt. Entgegen den Wünschen und Vorstellungen des Kaisers, dessen politische Macht nur noch rein repräsentativer Natur ist, ist er gezwungen, sein Dasein innerhalb eines Palastes in Kyoto zu fristen. Durch diesen Kompromiss soll der Frieden im neuen Land gesichert werden.

Streng überwacht gelingt es dem emittierten Kaiser dennoch sein rebellisches Gedankengut an potentielle Verbündete zu übermitteln. Neben seiner Person sind hierfür einige wichtige Dokumente entscheidend. Als ein Bürgerkrieg bevorsteht, beauftragt das regierende Shogunat den Samurai Jubei mit der Suche nach den Schriften, die zuvor durch einen Dieb entwendet wurden.

Der historische Manga gibt Einblicke in das Treiben der frühen Edo-Zeit in Japan. Fokus legt die Geschichte dabei auf das Leben des Samurais Jubei und dessen Verdienste für den Staat. Ergänzend sind oberflächliche Hintergründe zur Epoche eingefasst.

Die Handlung gibt in Kürze den Werdegang des ehemaligen Schwertmeisters Yagyu Jubei wieder, verliert sich dabei jedoch nicht in Erklärungen und damit einhergehende Verstrickungen. Wir vergeben daher eine Wertung von 9,0 Punkten.

Ein Glossar am Ende des Bandes erklärt zudem etwaige unbekannte Begrifflichkeiten.

Zeichenstil

Während Kan Furuyama die Geschichte schrieb, zeigte sich Jiro Taniguchi für die Zeichnungen verantwortlich. Jener Stil des bereits verstorbenen Künstlers ist Liebhabern seiner Werke bestens vertraut.

Trotz seiner stellenweise detailverliebten Herangehensweise erscheinen die Zeichnungen niemals überladen. Taniguchi findet ein gutes Gleichgewicht und lässt zu Teilen vergessen, dass seine Illustrationen leblose Erzeugnisse seiner Person sind.

Nicht weniger als 10,0 Punkte sind daher den wunderschönen Zeichnungen zu widmen.

Perspektive

Wie erwähnt fokussiert sich die Handlung auf jenen Schwertkämpfer, der 1607 geboren wurde. Yagyu Jubei führte nicht unbedingt das längste, aber ein aufregendes Leben, das dem gesamt-japanischen Staat und dessen Frieden gewidmet war.

Dem westlichen Publikum offenbaren sich nun Eindrücke einer Existenz, von der zuvor keine Notiz vernommen wurde. Wenngleich das Buch nur eine begrenzte Einsicht bietet, lädt es zugleich zu ausschweifenden Recherchen über jenen Protagonisten ein.

Aufgrund erwähnter Limitationen vergeben wir lediglich 9,0 Punkte.

Fazit

Die Handlung mag nicht der Feder Taniguchi entstammen, doch verlieh er der Geschichte durch seine Illustrationen die gewohnt beherrschte Note, die seine Liebhaber gewöhnlich schätzen. Trotz bewaffneter Konflikte erscheint der Band überraschend ruhig und bedächtig.

Besonders dessen hochwertige Ausstattung sticht dabei hervor. Die Klappenbroschur im Großformat wartet demnach mit hochwertigem, aber mattem Papier sowie einigen Farbseiten auf. Insgesamt 248 Seiten umfasst der Einzelband in japanischer Leserichtung.

Abschließend bedanken wir uns beim Team von Carlsen Manga für das Bereitstellen eines Beleg-Exemplares.