Review: ZOMBIE - DAWN OF THE DEAD - Untote im Sonderangebot

Erstellt am 25. Juni 2014 von Die Drei Muscheln @DieDreiMuscheln

Fakten:
Zombie - Dawn of the Dead (Dawn of the Dead)
USA. 1978.
Regie und Buch: George A. Romero. Mit: Ken Foree, Gaylen Ross, David Emge, Scott H. Reiniger, Tom Savini, Taso N. Stavrakis, David Crawford, RichardFrance, Rudy Ricci u.a. Länge: 118 Minuten. FSK: keine Freigabe (ungekürzte Fassung ist bundesweit beschlagnahmt). Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Die Welt steht am Abgrund. Die wandelnden Toten sind allgegenwärtig und minimieren die noch lebenden Menschen. Einige von ihnen verbarrikadieren sich in einem Einkaufszentrum. Doch interne Querelen wie Missgunst und Neid, sowie eine Gruppe von Marodeuren von außerhalb, machen auch diesen, angeblich sicheren Ort, zu einer Todeszone.


Meinung:
Einige Jahre seit „They're coming to get you, Barbara.“ sind vergangen, die gegenwärtigen Umstände haben sich jedoch kein Stück korrigiert und wurden nicht zurück in die geregelten Bahnen gelenkt, sondern leiden nach wie vor unter dem schweren Kontrollverlust, verursacht durch die Massen an Wanderleichen, immer auf der Jagd nach menschlichem Feind, dem unstillbaren Fresstrieb verfallen. Wie schon „Night of the Living Dead“ – zu Recht – zu den prägenden Klassikern der Filmgeschichte zählt, lässt sich „Dawn of the Dead“ heute nicht nur in Fankreisen als ultimativer Zombiefilm adeln.

Sonderangebote?! Da gibt es einfach kein Halten mehr

Und wahrhaftig, George A. Romero, Urvater und Sympathiebolzen des Subgenres, hat mit „Dawn of the Dead“ keinesfalls plumpen Zombie-Trash mit 70s-Flair inszeniert, vielmehr ist es eine beachtenswerte Extraktion aus vielen verschiedenen thematischen Aspektkorrelationen. Der Ort des Geschehens: Ein Kaufhaus. Allegorischer hätte Romero seinen Schauplatz wohl kaum wählen können, dementsprechend sollte man innerhalb dieses Blickpunktes keine subtile Konsumkritik erwarten, schließlich johlt sie dem Zuschauer doch in ihrem direkten Gleichnis über die verbrauchsgeile und wertfreie Gesellschaft geradewegs und ohne Umschweife ins Gesicht – Der Mensch kann sich seiner bebenden Gier nicht entziehen, auch in Extremsituation nicht. Romero allerdings, zynisch wie er ist, schlägt nicht nur immer wieder einen solchen unterschwellen Ton in seiner Inszenierung an, er lässt die Zombies innerhalb des Einkaufszentrums, dem paradiesischen Mikrokosmus für alle kaufwütigen Individuen, die sich in ihrer Sucht kaum von den triebgesteuerten Untoten unterscheiden, nicht zu eigentlichen Gefahr werden. Wir sind es, die Menschen, die sich durch ihr schwaches Verhalten die größten Stöcke zwischen die Beine werfen und durch blinde Borniertheit gegenseitig ausbremsen. Zusammen hätte man größere Chancen, doch das persönliche Wohlergehen steht im Zentrum, nicht das Gemeinwohl der Gruppe.

In den oberen Etagen des Kaufhauses, da, wo sich die Überlebenden verschanzt haben, wird die Kausalität des Faschismus innerhalb der Gruppe seziert, für Demokratie und Gleichberichtigung ist hier kein Platz mehr. Als sich der Anarchismus von außerhalb einschleichen will, zeigt der Mensch erneut sein wahres Gesicht, denn hier wird sich nicht die Hand gereicht, hier wird aufeinander geschossen. Auge um Auge, inmitten von unzähligen Zombies. Von Kooperation und produktiver Kommunikation keine Spur. „Dawn of the Dead“ ist die bebende Melange aus Gesellschafts- und Konsumkritik und gleichermaßen humanitäres Psychogramm wie blutiger Zombie-Horror, der nicht gänzlich ohne Schmunzeln genossen werden darf – auch wenn man nicht mit kasuistischer Differenziertheit rechnen darf.

7 von 10 Tortenschlachten

von souli