Fakten:
You’re Next
USA. 2011. Regie: Adam Wingard. Buch: Simon Barrett. Mit: Sharni Vinson, A.J. Bowen, Nicholas Tucci, Wendy Glenn, Joe Swanberg, Rob Moran, Barbara Crampton, Margaret Laney, Amy Seimetz, Ti West, L.C. Holt, Lane Hughes, Calvin Reeder, Larry Fessenden, Kate Lyn, Simon Barrett u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Im Kino.
Story:
Erin und ihre Freund Crispin sind erst seit kurzem ein Paar und dennoch nimmt er sie zu einer Familienfeier im abgelegenen, großen Haus seiner Eltern mit. Als alle abends zusammen beim Essen sitzen wandelt sich das familiäre Beisammensein zu einem knallharten Überlebenskampf, denn maskierte Täter greifen die Familie im Inneren an und dezimieren den Stammbaum Blatt für Blatt. Mit der wehrhaften und cleveren Erin haben sie allerdings nicht gerechnet.
Meinung:
„You’re Next“ ist kein Sequel und auch kein Remake, was den Horrorfilm von Adam Wingard bereits zu etwas besonderem macht. Abseits dieser zwei genannten Filmtypen bietet das Genre im Bereich Kinoauswertung nicht all zu viel, vor allem dann wenn es nicht um Geistergeschichten geht, sondern urbanere, härtere Subgenre wie etwa die des Home Invasion Thrillers. Der letzte der die deutschen Kino erreichte war Bryan Bertinos „The Strangers“ mit Liv Tyler in der Hauptrolle. „You’re Next“ bietet zwar auch maskierte Angreifer die in ein Haus eindringen, doch mehr Ähnlichkeiten zu Bertinos Spielfilmdebüt weist er ansonsten nicht auf. Denn wo „The Strangers“ eher ruhig war und den Schrecken versuchte von der Leinwand in den Kopf des Zuschauers zu transportieren, reicht es „You’re Next“ vollkommen aus plakativ zu Werke zu gehen. Das kann man Wingards Film ankreiden - vielleicht sollte man es auch - aber „You’re Next“ hat noch ein Ass Ärmel, denn seine Routine-Handlung beinhaltet eine nette Überraschung: die charakterliche Formung der Heldin Erin.
Erin erschwert den Angreifern das Leben mit allen erdenklichen Mitteln
Wir haben das doch alle schon zigfach gesehen, oder? Der, das oder die Böse/n greift eine Gruppe von harmlosen Figuren an und zunächst sieht die Sache klar aus. Die Angreifer zeigen auf eiskalte und brutale Weise, dass sie ihren Opfern überlegen sind. So auch bei „You’re Next“? Zu Beginn ja, doch recht schnell wird klar, dass die junge Erin durchaus in der Lage ist, sich zu wehren. Und so kommt es recht rasch dazu, dass die maskierten Täter dadurch entdämonisiert werden, wenn sie selber von der clever agierenden Erin aufs Korn genommen werden. Das Fina Girl weiß sich hier bereits dann zu helfen, wenn sie noch nicht die einzige Überlebende ist. Wingard zelebriert diesen Kniff. Wenn die Maskenmänner bedrohlich ins Haus eindringen, das Bild, die Musik und der Schnitt sie regelrecht als unüberwindbare Henker aussehen zulassen, nur um sie wenig später über Erins Klinge, bzw. Fleischerhammer, springen zu lassen. Das entbehrt nicht einer gewissen genre-affinen, schwarzen Komik, die dem Film recht gut steht. Dennoch bleibt es ein brachialer Home Invasion Thriller, bei dem ordentlich gelitten wird. Wer jetzt aber davon ausgeht „You’re Next“ ist eine Splatterschlachtplatte die ihres Gleichen sucht, der irrt. Ohne die rote Lebenssuppe kommt Wingard zwar nicht aus, aber für diese Art von Genrefilm ist der Gebrauch von blutigen Effekten fast schon dezent. Dennoch ist „You’re Next“ definitiv nichts für zartbesaitete.Ist „You’re Next“ also der nächste große Horrorhit? Nein, ist er nicht. Abseits seiner smarten und wehrhaften Heldin, die altgediente Klischees somit ein wenig aufbricht und modernisiert, erweist sich „You’re Next“ als nur leidlich fesselnd und, bis auf genannte Ausnahmen, eher lustlos und bieder gefilmtes Dezimierungsfilmchen, das nur dann wirklich heraussticht, wenn sich Regisseur Wingard mit spitzbübischer Missachtungen alter Genreregeln, aus der Schlinge der Erwartungen zu winden versucht. Das macht „You’re Next“ insgesamt dann doch viel zu selten.
5 von 10 zweckentfremdete Mixer