Review: X-MEN: ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT – Der Kampf um den Frieden

Review: X-MEN: ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT – Der Kampf um den Frieden
Fakten:
X-Men: Zukunft ist Vergangenheit (X-Men: Days of Future Past)
USA. 2014. Regie: Bryan Singer. Buch: Simon Kinberg, Jane Goldman, Bryan Singer, Matthew Vaughn. Mit: Hugh Jackman, James McAvoy, Michael Fassbender, Ian McKellen, Patrick Stewart, Jennifer Lawrence, Nicholas Hoult, Halle Berry, Peter Dinklage, Ellen Page, Omar Sy, Evan Peters, BooBoo Stewart, Lucas Till, Anna Paquin, Shawn Ashmore, Josh Helman, Adan Canto, Larry Day, Mark Camacho, Evan Jonigkeit, Daniel Cudmore, Fan Bingbing u.a. Länge: 131 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.

Story:
In der Zukunft werden Mutanten in Internierungslager gesteckt, während sogenannte Sentinels die Welt beherrschen. Wolverine wird, um dies zu verhindern, von Magneto und Professor X in die Vergangenheit geschickt. Dort soll er zusammen anderen Mutanten das Schicksal der Welt zum positiveren ändern.


Meinung:
Mit „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ durften wir nun schon ganze sieben Mal in das Universum der Mutanten aus dem Hause Marvel eintauchen. Bryan Singers „X-Men“ aus dem Jahre 2000 gilt heute als einer der klaren Mitbegründer der anhaltenden Comic-Manie und trat ein Franchise los, in dem noch vier weitere Regisseure ihre Finger im Spiel haben werden: Nach Singers durchaus sehenswerten „X-Men“ und dem großartigen „X-Men 2“ übernahm Brett Ratner in „X-Men: Der letzte Widerstand“ die inszenatorischen Zügel, bevor Wolverine 2009 unter Gavin Hood seinen ersten vergessenswerten Solo-Auftritt geschenkt bekam, den James Mangold 2013 nicht sonderlich besser fortzusetzen wussten. Zwischendurch ging mit „Kick-Ass“-Regisseur Matthew Vaughn und „X-Men: Erste Entscheidung“ noch einmal alles auf Anfang; ein Prequel, das die Beziehung und Entzweiung zwischen Dr. Xavier und Magneto intelligent beleuchtete und sich postwendend zum besten Werk der formierte. Vierzehn lange und qualitativ äußerst wechselhafte Jahre hat es also dauern müssen, bis die „X-Men“-Saga wieder bei Bryan Singer angekommen sind.

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Eine Brillenschlange, ein Krüppel und ein Kanadier. Was für Helden.

Und allen Unkenrufen zum Trotz: Bryan Singer gelang nicht nur eine dem wunderbaren „X-Men: Erste Entscheidung“ mehr als würdige Fortsetzung zu inszenieren, die damit auch Nichtkenner der Comics durchaus entzücken wird, Singer gelang es mit „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ auch, der alten Trilogie einige neue Facetten beizufügen. Im Mittelpunkt von „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ stehen, wie eben auch in „X-Men: Erste Entscheidung“, erneut Professor Charles Xavier und Erik Lehnsherr aka Magneto, mit dem Unterschied: Sie treten hier gleich in doppelter Form innerhalb zwei verschiedener Zeitebenen auf. In der Gegenwart nämlich legt sich ein futuristischer Sturm der Zerstörung über die Welt und die Existenz der Mutanten wird durch die übermächtigen Sentinel-Roboter mehr als nur bedroht. Einzig Wolverine ist in der physischen Lage, von Shadowcat auf eine metaphysische Reise zurück in das Jahr 1973 geschickt zu werden, in dem sich sein gegenwärtiges Bewusstsein in seinem früheren Körper wiederfinden wird, um dem Auftrag nachzugehen, Professor Xavier, Magneto und Mystique zu verbünden, die nur gemeinsam die zukünftige Katastrophe verhindern können.

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"War ich das?"

„X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ wühlt sich also tief in die Vergangenheit unserer inzwischen liebgewonnen Helden, offeriert neue Informationen zu sämtlichen Figuren und denkt einige Geschenisse um, ja, er erlaubt sich sogar, sie gänzlich (und absolut legitim) zu pulverisieren. Dass Drehbuch von Simon Kinberg, Matthew Vaughn und Jane Goldman hat dabei offensichtlich mehr als nur begriffen, worum es bei einem wirklich guten Blockbuster ankommt und unterbreitet eine inhärente Balance, die es dem Zuschauer schnell unmöglich macht, sich nicht voll und ganz in der Geschichte fallen zu lassen: Denn während der Fokus immer stringent auf die Charaktere gerichtet ist, ihre Ängste an das Tageslicht befördert werden und aufgrund divergenten Ideologien immer wieder schweren moralischen Konflikten aussetzt, kommen weder der die umsichtig gesetzten Humorspitzen (die Zeitlupen-Szene im Pentagon ist famos), noch die durch hervorragendes CGI unterstützte Action zu kurz: Wenn Magneto gegen Ende ein ganzes Stadion aus den Angeln hebt, dann ist das zum einen gewiss überwältigend illustriert, gleichzeitig aber immer noch so erfrischend distanziert von all den klinischen Destruktionsorgien wie sie heute in zweifelhafte Mode gekommen sind, weil sie nicht nur dem reinen Selbstzweck ergeben.

Hinter all dem Krawall nämlich verbirgt sich eine Botschaft, die sukzessiv herausgearbeitet wird, die ihren Tribut fordert, schlussendlich allerdings nicht nur für den „X-Men“-Kosmos, der natürlich wieder in unserer Weltpolitik verankert ist, von höchster Signifikation formuliert wird, sondern auch in unserer Realität von immenser Wichtigkeit ist: Es ist die Aufforderung an die Akzeptanz vom Fremdartigen, vom Anderen, selbst wenn es dem persönlichen Weltbild nicht entsprechen mag; es ist die Anerkennung der Individualität und der Sprung über den eigenen stolzen Schatten, die für einen kollektiven Frieden sorgen kann. Die wahre Stärke nämlich keimt immer aus der Hoffnung, in aussichtslosen Augenblicken weiterhin zu sich und seinen Zielen zu stehen. Die Dialogsequenzen bleiben da die eigentlichen Highlights des Films, sind sie doch so pointiert geschliffen und von dem tollen Ensemble vorgetragen, dass eine solche Liebe zum Wort, nicht nur zum Effekt, im Angesicht mehrwertbefreiter Materialschlachten der Marke „Man of Steel“ einem echten Segen gleichkommt. Ja, „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ ist mal wieder eine Comicverfilmung, der man das aufrichtige Interesse an Charakteren und Handlung noch wirklich abnimmt. So macht Kino Spaß.

7 von 10 zersplitternden Glasscheiben

von souli

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